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Kleines Orchester singt und spielt unterm Sternenbaum

Von BÄRBEL SCHMUCK 23.12.2009, 17:36

WEISSENFELS/MZ. - Das traditionelle Klassentreffen mit ehemaligen Mitschülern aus Berlin, Heidelberg und Spanien in ihrer Heimatstadt Chemnitz musste Mittwoch ohne Sophie Schmelzer stattfinden.

Dafür gibt es am Heiligabend ein besonderes Treffen in Weißenfels. Dann bekommen der Pfarrer der evangelischen Gemeinde, seine Frau und das sechs Monate alte Baby ganz viel Besuch im alten Haus an der Lutherkirche.

Eltern und Geschwister, Neffe, Schwager und Tante sind eingeladen, reisen aus Chemnitz und dem Harzvorland an, wo die beiden jungen Gastgeber ihre familiären Wurzeln haben. Unter dem mit Strohsternen geschmückten Tannenbaum findet die Bescherung im großen Familienkreis statt. "Weihnachten in Familie - dafür sind wir sehr dankbar", sagt Martin Schmelzer. Er selbst ist zusätzlich im Dienst und "unterwegs durch die Heiligabend-Welt", wie der 32-jährige Theologe es nennt. "Und auch das genieße ich, das ist positiver Stress für mich", fügt er schmunzelnd hinzu.

Bevor sich die ganze Verwandtschaft unter dem mit Strohsternen geschmückten Tannenbaum gegenseitig beschert, singt und spielt, sozusagen als kleines Orchester Klavier-, Flöten und Geigenmusik erklingen lässt, ist der Pfarrer im Dienst. Schmelzer, seit April Pfarrer in Weißenfels, gestaltet nachmittags die Christvesper in der Kirche zu Burgwerben mit. Danach geht es in die Stadtkirche am Weißenfelser Markt, wo die Vesper mit dem Krippenspiel gegen 17 Uhr beginnen wird.

Zusammen mit Kollegen wie unter anderem Gemeindepädagogin Marika Lamprecht, Prädikand Holger Zander und Kantor Thomas Piontek freut sich der Geistliche auch hier auf viel Besuch im Gotteshaus St. Marien. Kindheitserinnerungen werden bei ihm und seiner Frau wach, als es um das Krippenspiel geht. "Entweder war ich als Kind der Joseph oder durfte einen der Heiligen drei Könige spielen", blickt Pfarrer Schmelzer, der im Raum Sangerhausen geboren wurde, zurück. "Komisch, die Rolle der Maria hatte ich nie, ich habe im Wechsel mal Engel, mal König oder Hirte gespielt", erinnert sich Sophie Schmelzer lachend.

Traditionen sind den Schmelzers wichtig. So wie die jungen Leute diese Rituale bei ihren Eltern Weihnachten erlebt haben, setzen sie die Sitten und Gebräuche auf ihre Weise fort. "Den Weihnachtsbaum schmücken wir zum Beispiel Heiligabend gemeinsam am Vormittag", plaudert die junge Frau. Einen Fernseher gibt es nicht, dafür gute Bücher, aus denen auch mal vorgelesen wird. Zurzeit beschäftigt sich Martin Schmelzer mit "Harry Potter" und findet die Erlebnisse des Zauberlehrlings "total spannend".

Das Rezept für den Gänsebraten hat die ausgebildete Frauenärztin von ihrer Mutter aus dem Erzgebirge übernommen. "Den gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag zum ersten Mal aus meiner Küche", verrät die 29-jährige Sächsin. Am Vormittag macht ihr Mann nebenan im Luthersaal Dienst und hält dort einen Singgottesdienst ab. Mit dabei sein wird der Gospelchor.

Den zweiten Feiertag verbringt das Paar in Chemnitz. Sophie Schmelzer freut sich schon auf die Wanderung, die ihr Vater alljährlich in die hoffentlich schneebedeckte Natur organisiert. "So um die 20 Leute nehmen in der Regel daran teil", weiß die Tochter. "Unseren Arthur werden wir dort Freunden und Bekannten präsentieren", verkündet sie fröhlich.

Weihnachten als die Geburt von Jesus Christus und als Familienfest sei für Martin Schmelzer die eine Seite. Andererseits will er aber auch zwischen den Jahren unterwegs sein. "Ich werde nichts Festes planen, sondern spontan Menschen besuchen, die allein sind und besonders am Jahresende unter der Einsamkeit leiden", erklärt der Pfarrer. Zum Jahresausklang will er am Nachmittag noch einmal Gottesdienst im Luthersaal feiern. Schmelzers selbst werden den Silvesterabend bei Freunden in Halle verbringen.