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Kleckern mit Spaß Kleckern mit Spaß: Zinngießer zeigt seine Kunst auf Weißenfelser Weihnachtsmarkt

Von Andreas Richter 04.12.2019, 15:00
Ingo Schneppel zeigt der siebenjährigen Tessa-Elisabeth, wie man mit einem Gießtiegel umgeht.
Ingo Schneppel zeigt der siebenjährigen Tessa-Elisabeth, wie man mit einem Gießtiegel umgeht. Peter Lisker

Weißenfels - „Wir dürfen kleckern und kein Erwachsener darf meckern“, sagt Ingo Schneppel und schaut das kleine Mädchen ihm gegenüber verschmitzt an. Der 61-jährige Zinngießer sitzt in der Wichtelhütte auf dem Weißenfelser Weihnachtsmarkt und kann sich über mangelnden Zuspruch am ersten Adventswochenende nicht beklagen. Immer wieder kommen Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln in die kleine gemütliche Bude.

Mit einprägsamen Sprüchen erklärt er den Kleinen erst einmal die Kunst des Zinngießens. „Der einzige, der sich verbrennen darf, ist der Meister“, sagt er augenzwinkernd und weist darauf hin, dass es beim Zinngießen bis zu 400 Grad heiß werden kann. Da staunt auch Tessa-Elisabeth Heise (7), die zusammen mit Zwillingsschwester und Oma in die Wichtelstube gekommen ist. Und sie sieht, dass sich der Meister dicke Handschuhe anzieht, damit er sich wirklich nicht verbrennt.

„Schuld ist mein Geschichtslehrer“

Seit 48 Jahren sind Zinnfiguren die Leidenschaft des Bad Dürrenbergers. „Schuld ist mein Geschichtslehrer“, blickt er zurück. Weil in der DDR so ziemlich jeder Schüler außerhalb des Unterrichts in einer Arbeitsgemeinschaft mitarbeiten sollte, baute er damals in der AG Geschichte ein Diorama aus Zinnfiguren auf. „Ich hab’ Lenin auf dem Panzerwagen angemalt“, erzählt er. Seit 1976 war Schneppel, der sein Geld als Feinmechaniker verdiente, bis zur Wende dann AG-Leiter an einer Oberschule in Merseburg.

Doch auch nach dem Umbruch ließ ihn das Hobby nicht los. Beim Heimatbund in Bad Dürrenberg begeisterte er junge Leute für das Gießen von Figuren aus Zinn. Heute zeigt er sein Kunsthandwerk regelmäßig freitags und samstags im Palmen- und Vogelhaus im Bad Dürrenberger Kurpark. An den Wochenenden ist der heutige Invalidenrentner oft auf den verschiedensten Märkten unterwegs.

„Hier habe ich den puren Luxus“

So wie in Weißenfels. „Hier habe ich den puren Luxus“, sagt er. Während er anderswo oft im Kalten ausharren muss, kann er hier in einer warmen Hütte andere für sein Hobby begeistern. Mit Gaskocher, Gießtiegel, Seitenschneider und Schraubzwinge „zaubert“ er die Figuren, indem er flüssiges Zinn in Formen aus Silikonkautschuk füllt. „Ich habe zu Hause drei Riesenschränke mit Formen, dazu noch einige Pappkartons“, erzählt er.

In der Wichtelwerkstatt auf dem Weißenfelser Markt ist eine kleine Auswahl an Figuren ausgestellt: Schildkröte, Nashorn oder Hund, Soldaten oder ein Bogenschütze. Was sein Lieblingstier ist? „Eine ganz kleine Katze“, meint Ingo Schneppel und lacht. Die Form zum Gießen hat er selbst angefertigt.

„Hauptsache, ich hab’ Spaß“

Für einen kleinen Obolus verkauft er die Figuren. „Ich will kein Geld damit verdienen, aber das Material muss wenigstens rauskommen“, sagt er. Immerhin kostet ein Kilo Zinn im Großhandel 35 Euro. Einen 100 Gramm schweren Schäferhund gibt Ingo Schneppel für 3,50 Euro mit nach Hause.

„Hauptsache, ich hab’ Spaß“, sagt er und macht am ersten Advent auf dem Weihnachtsmarkt sogar etwas länger als geplant. Den Spaß gibt es in Weißenfels noch einmal. Vom 16. bis 18. Dezember wird Zinngießer Ingo Schneppel jeweils ab 11 Uhr in der Wichtelhütte zu finden sein. (mz)