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Kirche Wengelsdorf Kirche Wengelsdorf: Ein Gottesdienst für die Jäger

Von Carmen Busch 10.11.2015, 12:25
Ungewöhnlich und schön: Jagdhornmusik im Gottesdienst.
Ungewöhnlich und schön: Jagdhornmusik im Gottesdienst. Michael Thomé Lizenz

Wengelsdorf - Einst war er ein wilder, leidenschaftlicher Jägersmann und streifte durch die Wälder der Ardennen - Pfalzgraf Hubertus von Lüttich. Nach einem Bekehrungserlebnis im Wald, bei dem er seinen Militärmantel mit einem frierenden Bettler teilte, änderte er sein Leben, wurde ein frommer Mann und nach seinem Tod sogar heiliggesprochen. Seither ist er der Schutzpatron der Jäger. Daher wird um den 3. November herum jedes Jahr die Hubertusmesse sowohl in der katholischen als auch in der protestantischen Kirche gefeiert. Am letzten Sonntag fand diese in der Kirche von Wengelsdorf statt.

Seit fünf Jahren findet nun dieser besonderer Gottesdienst mit Pfarrer Uwe Hoff und den Parforcehorncorps „Diana“ aus Gera statt. Die Hubertusmesse ist eine instrumental erklingende Messe und hat ihre eigene spezielle musische Liturgie, welche von Parforcehörnern gespielt wird.

Diese Hörner sind die ursprünglich bei der höfischen Jagd eingesetzt worden und wurden von den Jagdreitern geblasen. „Es ist immer wieder ein Höhepunkt des Herbstes hier in Wengelsdorf“, sagt Uwe Hoff im Anschluss. Erstaunt ist er auch über den großen Andrang, der die Kirche bis zu ihrer Empore ausfüllt. „Jedes Jahr werden es mehr, das ist schön“, räumt der Pfarrer aus Großkorbetha lächelnd ein.

Jäger Hubertus in jedem Menschen

Der Theologe sieht den Jäger Hubertus auch in jedem Menschen. „Viele Menschen sind eben Trophäenjäger. Unserer Erde und deren Geschöpfen kann man eigentlich nur einen Sinneswandel wünschen“, sagt er nachdenklich und verweist auf das Gleichgewicht in der Natur. Dies sei schließlich auch die Aufgaben eines guten Jägers. Die Jagd an sich lehne er übrigens nicht ab, sagt er. Dafür schmecke Wild ihm einfach zu gut. „Die Jagd für den Bauch geht schon in Ordnung. Man müsse nur aufpassen, dass aus dem Bauch keine Trophäe wird“, scherzt er.

Die Tradition der Hubertusmesse hat Doris Saenger aus ihrer Heimat Ahrensburg in Schleswig-Holstein mitgebracht. Sie und ihr Ehemann Otto sind 1992 in dessen Geburtsort zurückkehrt und übernahmen auch das Rittergut wieder. Die Bräuche aus ihrer Heimat und ihrer Familie hat sie aber nie vergessen. „Damit bin ich aufgewachsen. Es war immer ein besonderer Festtag für alle“, sagt Doris Saenger mit leuchtenden Augen. Dabei geht es ihr auch um das gesellige Beisammensein im Anschluss des Gottesdienstes.

In dem Gutshaus des Dorfes richtet die engagierte Frau mit Hilfe von vielen Helfern ein kleines Essen mit Brot und Wein aus. „Man trifft und unterhält sich und hat eine gute Zeit miteinander“, erzählt sie lächelnd. Die Kollekte der Jagdmesse wird jedes Jahr für den Erhalt der Wengelsdorfer Ladegastorgel verwendet. (mz)