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Johann Gottfried Seumes Johann Gottfried Seumes: Mit dem Finger auf der Landkarte nach Syrakus

Von CONSTANZE MATTHES 13.08.2010, 11:36

Halle/MZ. - Dass er den selben Namen trägt wie der Dichter und Wanderer, dessen 200. Todestag in diesem Jahr begangen wird, ist jedoch kein Zufall. Der Leißlinger stammt aus der Familie des Schriftstellers, zwar nicht in direkter Linie, aber der gemeinsame Name verpflichtet und ist zugleich des 58-Jährigen größtes Hobby. "Da ist Seume, dort ist Seume, er ist überall", sagt der gebürtige Merseburger, zeigt auf prall gefüllte Bücherregale und Bilder mit dem Konterfei des Dichters, die an der Wand im Wohnzimmer hängen.

Ein besonderes Stück seiner Sammlung: das bekannteste Werk Seumes, "Der Spaziergang nach Syrakus", als Erstausgabe aus dem Jahr 1803. "Der liest sich heute noch fantastisch", betont der Experte und nennt weitere Gründe, warum eine Beschäftigung mit dem Autor nach wie vor spannend sein kann: "Er steht zwar nicht in der Reihe mit Goethe, Schiller oder Wieland. Aber mit seinen Reiseberichten hat er ein neues Genre geschaffen." Seit Jahren widmet sich Frank Seume der Familiengeschichte sowie dem Leben und Werk des Dichters. Er studiert Kirchenbücher, besucht Archive und Antiquariate, um Wissen zu sammeln und vor allem Bücher und Schriften. Mit der Zeit hat sich eine Bibliothek auf etlichen Regalmetern gebildet; mit Originaldrucken, Sekundärliteratur sowie so genannten Postroutenbüchern, mit denen Seumes Reisen nachverfolgt werden können.

Die Begeisterung für seinen Namensvetter nahm bereits in der Jugend ihren Anfang. Der berühmte Sohn der Familie war immer wieder Thema in Gesprächen. Der Großvater führte Frank zudem an den Bereich der Ahnenforschung heran, in den 60er Jahren besuchten sie gemeinsam die Seume-Bibliothek von Arthur Löwe im Leipziger Stadtteil Knautkleeberg. Die Sammlung zählt zu den bedeutendsten und ist Teil der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. "Ich war von dieser Bibliothek sehr fasziniert. Damals wurde die Idee geboren, dass ich ebenfalls eine solche aufbauen will", erklärt Seume. In der Freizeit schreibt der bei der Halleschen Verkehrs-AG beschäftigte Verkehrsbauingenieur Aufsätze für die Zeitschrift der Seume-Gesellschaft und den Weißenfelser Heimatboten. Für den anlässlich des 200. Todestages des Dichters von der Stadt Lützen herausgegebenen Band verfasste Seume einen Beitrag über den Tod und die letzte Ruhestätte des 1763 in Poserna geborenen Schriftstellers sowie eine Liste der Nekrologe. Zudem veröffentlichte der Leißlinger eine Ahnentafel. Und nicht nur da gebe es noch Lücken, wie Frank Seume betonte: "Seine Biografie weist graue Flecken auf. Es herrscht noch Forschungsbedarf. Wir sind dabei, diese Lücken zu schließen." Unterstützt wird er von seiner Frau Karin, die seine Aufsätze korrigiert. Dass beide eines Tages mit einer Tour über die Spitze des Stiefels hinaus doch noch auf den Spuren ihres berühmten Verwandten wandeln - das schließen sie nicht aus.