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Jedes Instrument einzigartig Jedes Instrument einzigartig: Dieser junge Borauer baut Gitarren

Von Andrea Hamann-Richter 26.05.2019, 13:00
Beim Bau der Gitarren muss Christian Meyer Maßarbeit an den Tag legen. Sie wollen den Film zum Beitrag sehen?
Beim Bau der Gitarren muss Christian Meyer Maßarbeit an den Tag legen. Sie wollen den Film zum Beitrag sehen? Peter Lisker

Borau - Er zeichnet, misst, sägt, hobelt, schleift und leimt - und das in absoluter Feinarbeit. Die Rede ist von Christoph Meyer aus Borau, er baut Gitarren. Und jedes Musikinstrument ist ein Unikat! Mit der Gründung der kleinen Manufaktur hat sich Meyer erst Anfang April seinen Lebenstraum erfüllt.

Wie kam er zu diesem ungewöhnlichem Beruf? Der 27-Jährige war schon immer musikalisch. In seiner Kindheit spielte er acht Jahre lang Klavier. „Aber ich war kein Notenmensch“, sagt er rückblickend. Anschließend versuchte er sich musikalisch an der Elektro-Gitarre. Aber auch dabei kam er an seine Grenzen. „Als die Noten kamen, war ich also wieder raus.“

Seine künstlerische Ader pulsiert weiter

Seine künstlerische Ader pulsierte jedoch weiter. Daher sei ihm auch klar gewesen, dass er unbedingt etwas Kreatives lernen wolle. Nach dem Abitur ging Christoph Meyer also nach Klingenthal und lernte dort den Beruf des Zupfinstrumentemachers. Nach drei Jahren schloss er die Ausbildung als Geselle ab und begann ein Studium für Musikinstrumente im Fachbereich Gitarrenbau im sächsisch-vogtländischen Markneukirchen. Vier Semester lang drückte er noch einmal die Schulbank und verfeinerte sein Wissen um diese Baukunst.

Aber das Studium kostete auch. Nicht nur die Unterkunft, sondern auch viele Spezialwerkzeuge musste Christoph Meyer kaufen. Das ging ins Geld und irgendwann merkte der junge Mann, dass er es sich eigentlich nicht mehr leisten kann. Der gebürtige Borauer brach ab und jobbte in den folgenden beiden Jahren bei unterschiedlichen Arbeitgebern. „Doch dann habe ich gemerkt, dass ich das machen sollte, was ich gelernt habe und was ich kann“, sagt er. Auf dem Grundstück seiner Eltern in Borau richtete er sich also in zwei Räumen die kleine Werkstatt ein.

Gitarrenbauer: Kunde immer im Bilde

Momentan klemmt eine Gitarre im Schraubstock, der so gebaut ist, dass er das empfindliche Holz nicht beschädigt. Das Musikinstrument ist ein Kundenauftrag , und zwar sein erster! Regelmäßig schickt er dem Auftraggeber Fotos, die den Stand der Arbeiten dokumentieren. „So ist er praktisch dabei“, sagt der junge Mann.

Er selbst sagt, dass sich der Klang seiner Gitarren von denen anderer unterscheidet. Sie seien in ihrer Klangstärke viel intensiver. Außerdem haben sie gebogene Leisten unter dem Steg, um die Zugkraft aufzufangen. „Dadurch bekommt die Gitarre sowohl klanglich als auch statisch mehr Halt“, sagt er. Dadurch erhalte sie aber auch mehr Leichtigkeit und in der Frequenz mehr Potenzial.

Gitarrenbauer: „Es ist eine Wissenschaft für sich“

Immer wieder prüft er genau nach, ob das Instrument seinen Anforderungen entspricht. „Es ist eine Wissenschaft für sich“, sagt er. Die unterschiedlichen Teile aus Holz und Metall werden eingearbeitet und angepasst. Das bedeutet auch stundenlanges und vorsichtiges Hobeln und Schleifen. Denn die Statik ist wichtig, damit die Gitarre hält. Außerdem müssen die Leimzeiten eingehalten werden, damit das Material auch wirklich gut ausgehärtet ist.

Die Königsdisziplin ist das Auftragen des Schellacks. Allein dafür könne er gut vier Wochen einplanen, denn die verschiedenen Schichten werden bis zu hundertmal aufgetragen. Bis zu acht Wochen dauert es, bis eine Gitarre fertiggestellt ist. Das gilt auch für jenes Instrument, das jetzt noch im Schraubstock steckt und das am Ende etwa 5.000 Euro kostet.

Beim Material geht Christoph Meyer ebenfalls neue Wege. „Ich möchte weg von tropischen Hölzern“, sagt er. Das sei zum einen nachhaltiger und dadurch auch gut für ein besseres Gewissen. Nussbaum, Kirsche, Apfel und Ahorn, die hier auch wachsen, würden sich genauso gut eignen wie Hölzer von weither. (mz)