Integration in Hohenmölsen Integration in Hohenmölsen: Grundschule nimmt Flüchtlingskinder unkompliziert auf

Hohenmölsen - „Eigentlich habe ich Djenlet und Mohamednour zufällig entdeckt“, schildert die Leiterin der Hohenmölsener Grundschule Gabriele Poeck. Sie hatte von einem behinderten syrischen Kind gehört, was mit seinen Eltern in der Hohenmölsener Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende Zuflucht gefunden hatte. Während dieses Besuches habe ein kleiner Junge seinen Kopf durch die Tür gesteckt. Poeck fragte, warum er nicht in der Schule ist. Er bekomme in der Unterkunft Deutsch, hieß es. „Das ist gut, aber bei uns besteht eine Schulpflicht. So sprach ich mit den Eltern, dass es doch für den Neunjährigen besser sei, täglich in die Schule zu gehen“, schildert die Pädagogin.
Die Eltern von Mohamed, wie der Junge mit den dunklen Augen kurz genannt wird, zeigen sich gleich einverstanden. Bereits einen Tag nach diesem Besuch übt Katja Lehmann, die Leiterin der Gemeinschaftseinrichtung, mit dem syrischen Jungen und einem gleichaltrigen Mädchen aus Mazedonien den Schulweg. Auch Djenlet ist begeistert von der Vorstellung, fortan nicht mehr den ganzen Tag mit Erwachsenen zusammen zu sein. „Die Vorstellung, mit Kindern zu spielen und zu lernen, hat die beiden fasziniert“, weiß Klassenleiterin Anett Kretzschmar.
Erstklässler rührend besorgt um die Neuen
Die Schuluntersuchung sei problemlos verlaufen. Auch das Schulamt in Halle habe unbürokratisch und schnell dem Schulbesuch zugestimmt, obwohl über die Asylanträge der Eltern noch nicht entschieden worden ist. Während das Bleiberecht für die syrische Familie als wahrscheinlich gilt, wird Mazedonien, aus dem Djenlet stammt, als sicheres Herkunftsland eingestuft. „Uns ist das egal. So lange die Familien hier sind, werden die Kinder beschult“, ist die Meinung von Gabriele Poeck und trifft damit den Nerv ihres Pädagogenteams.
Zurzeit erhalten nach Auskunft der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises an der Volkshochschule Burgenlandkreis zirka 50 Kinder - verteilt auf vier Kurse - Deutschunterricht. Die Kinder sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt. Das Herausnehmen der Kinder aus der Schule für den Deutschkurs erfolgt in Absprache mit dem Landesschulamt.
In dieser Zeit ruht die Schulpflicht. Über die Volkshochschule Burgenlandkreis laufen derzeit mehr als 30 Deutsch-Sprachkurse für Flüchtlinge. Das Konzept der Erstorientierung für Asylbewerber sieht vor, dass jeder Flüchtling im Burgenland 100 Unterrichtseinheiten beschult wird. Bei Personen ohne Schriftkenntnisse sind 150 Unterrichtseinheiten vorgesehen. Seit November gibt es neue Kurse, die bis zu 320 Unterrichtseinheiten für die Asylbewerber vorsehen.
In die Grundschule Hohenmölsen gehen 192 Schüler, sieben haben einen Migrationshintergrund. Sie kommen aus Bulgarien, Rumänien, Vietnam, Syrien und Mazedonien. (zny)
In der Klasse 1b kommen die Flüchtlingskinder schließlich unter. Zudem erhalten sie Zusatzunterricht in Deutsch. Schulranzen werden ebenso besorgt wie alle Materialien für den Unterricht, sogar eine Brotdose haben die beiden Neulinge. „Die Erstklässler sind rührend besorgt um ihre neuen Mitschüler“, weiß Anett Kretzschmar. Mit Händen und Füßen wird sich unterhalten. Manchmal muss auch ein Plüschtier weiterhelfen, dann, wenn Tränen kullern. Nun, nach fast einem halben Monat Unterricht sind klitzekleine Fortschritte bei den beiden Neunjährigen zu sehen. Mohamed hatte in seiner Heimat noch nie eine Schule besucht. Nun kann er schon bis zehn auf Deutsch zählen und folgt aufmerksam den Hinweisen seiner Klassenleiterin. Zur Hofpause geht Djenlet gern auf dem Freigelände spielen. Mohamed dagegen will im Klassenzimmer bleiben. „Wir wissen nicht, was ihm in Syrien passiert ist, aber wir vermuten, dass es nichts Gutes war. Auch die wochenlange Flucht muss das Kind stark mitgenommen haben“, berichtet die Klassenlehrerin. Doch sie ist optimistisch. „Irgendwann geht Mohamed auch mal aufs Klettergerüst. Er schaut ja schon immer ganz sehnsüchtig hin.“ (mz)