"Immer Vorbild gewesen" "Immer Vorbild gewesen": 53-jähriger Stadtwehrleiter stirbt nach schwerer Krankheit

Weißenfels - „Er ist für uns immer ein Vorbild gewesen“, sagt Steve Homberg, Pressesprecher der Weißenfelser Feuerwehr. Der Mann, von dem er spricht, ist Steffen Müller. Er war viele Jahre Stadtwehrleiter der Feuerwehr. Am 7. Januar starb er mit nur 53 Jahren nach schwerer Krankheit.
Sein Tod löst große Betroffenheit bei seinen Kameraden und bei vielen Menschen in der Region aus. „Steffen genoss großes Ansehen bei den Feuerwehren der Stadt“, so Homberg. Er habe sich nicht nur durch seinen Mut ausgezeichnet, sondern vor allem durch sein besonnenes Handeln und seinen Gerechtigkeitssinn.
1999 wurde Müller zum Gruppenführer bei der freiwilligen Feuerwehr in Weißenfels ernannt
Begonnen hatte Müller seine Laufbahn 1987 bei der Berufsfeuerwehr in Weißenfels. Hier fuhr er nach einem Maschinistenlehrgang Löschfahrzeuge und bediente Drehleitern. „Dabei braucht es vor allem auf engem Gelände Nervenstärke, wenn es um Leben und Tod geht“, erklärt Homberg. Nachdem die Berufsfeuerwehr 1991 aufgelöst wurde, übernahm Müller eine Stelle als Disponent beim Amt für Brand- und Katastrophenschutz.
„Auch hier war er nah dran an den Menschen. Wenn Notrufe eingingen, musste er schnelle Entscheidungen auf Leben und Tod treffen. Das war eine Arbeit unter hohem emotionalen Druck.“ Doch der Wille, anderen zu helfen, stand für ihn über allem. 1999 wurde Müller zum Gruppenführer bei der freiwilligen Feuerwehr in Weißenfels ernannt. Ab diesem Zeitpunkt leitetet er selbst Einsätze.
Steffen Müller war in seiner Laufbahn an über 10.000 Einsätzen beteiligt
An einen erinnern sich die Kameraden besonders. „Es war während des Jahrhundert-Hochwassers der Elbe 2002. Wir leisteten unter seiner Leitung im überfluteten Dessau Hilfe vor Ort.“ Und Müller zeichnete sich einmal mehr durch seine Urteilsstärke und Handlungskraft aus. „Dass er vor einer Herausforderung zu viel Respekt hatte, das habe ich bei ihm nie erlebt“, erinnert sich Homberg. „Steffen war in seiner Laufbahn an über 10.000 Einsätzen beteiligt und hat viele Menschenleben gerettet.“
Dafür erhielt er unter anderem das Brandschutzehrenzeichen in Bronze sowie die Fluthelfernadel vom Land Sachsen-Anhalt. Homberg: „Dass er für uns alle in jeder Hinsicht Vorbild war, zeigt sich auch darin, dass wir ihn 2005 zum Stadtwehrleiter gewählt haben.“ Eine Entscheidung, die sich als Glücksfall für die Feuerwehr erweisen sollte.
Steffen Müller „verstand es wie kein Zweiter, die Leute an einen Tisch zu holen“
„Als es während der Gemeindegebietsreform zu vielen Zusammenlegungen bei Behörde und Verwaltung kam, entstanden große Querelen - nur bei der Feuerwehr nicht“, so Homberg. „Das haben wir Steffen zu verdanken.“ Dieser hatte statt zwei plötzlich 15 Ortswehren unter seiner Obhut. „Und er verstand es wie kein Zweiter, die Leute an einen Tisch zu holen. Er hat es nie auf die lange Bank geschoben, wenn es Probleme gab.“ Meist lag er mit dieser Strategie richtig.“
Mit Geschick und zähem Handeln kämpfte er auch beim Land dafür, dass für die Weißenfelser Feuerwehr eine neue Wache gebaut wird. „Er sagte immer scherzhaft, dass er das wohl nicht mehr miterleben würde“, lächelt Homberg. In diesem Punkt sollte sich Müller jedoch irren. Als 2017 die moderne Wache in der Leopold-Kell-Straße fertiggestellt wurde, ging für ihn sowie für viele seiner Kollegen ein Traum in Erfüllung. Leider durfte er selbst diese neue Phase nur kurze Zeit miterleben.
Feuerwehr Weißenfels plant Abschiedszeremonie am Grab des einstigen Chefs
Monate später traten die ersten Anzeichen seiner Erkrankung auf. Homberg schluckt, holt tief Luft: „Steffen hat geahnt, was auf ihn zukommt“. Und selbst als die Krankheit ihn gezeichnet hat, zeigte er seine Umsicht. „Er hat aktiv Nachfolger für seinen Posten gesucht. Auch diesen letzten Schritt hat er vorausschauend geplant.“
In der Weißenfelser Feuerwehr will man sein Andenken hochhalten und plant am 5. Februar eine feierliche Abschiedszeremonie am Grab des einstigen Chefs. Homberg: „Damit wollen wir auch zeigen, das unser Leitsatz der Feuerwehr - einer für alle, alle für einen - über den Tod hinaus geht.“ Ein Leitspruch, den Steffen Müller immer vorbildlich gelebt hatte. (mz)