Hunderte Säulen tragen den Beton-Koloss am Jägerhof
WEISSENFELS/MZ. - Das Regenüberlaufbecken am Weißenfelser Jägerhof hat gigantisch Gestalt angenommen. Der Koloss aus Beton ist 18 Meter breit, 22 Meter lang und vier Meter tief. Das Becken kann maximal ein Nutzvolumen von 400 Kubikmeter Mischwasser aufnehmen, erläutert der Geschäftsführer des bauüberwachenden Planungs- und Ingenieurbüros für Energie-Chemieanlagen und Wasserwirtschaft (ECW), Ralf Tauhardt. 88 Tonnen Stahl und 630 Kubikmeter Beton haben Mitarbeiter des Unternehmens Beton- und Rohrbau Halle während der Baumaßnahme bisher verbaut, für die der Zweckverband für Abwasserentsorgung in Weißenfels (Zaw) der Auftraggeber ist.
"Wir liegen trotz des langen Winters im Plan und konnten in den letzten Wochen Zeit aufholen", schätzt der Polier Udo Klügl auf der Baustelle in der Langendorfer Straße / Ecke Nikolaistraße ein. Der Baukörper an sich sei fertiggestellt, jetzt gehe es weiter mit dem Kanalbau, mit Verfüllarbeiten und der Schaffung der Parkfläche. 40 Stellplätze sollen eingerichtet werden. Zuvor hatte die bei Grimma in Sachsen ansässige Firma Kanaltürpe eine Dichtheitsprobe vorgenommen. "Wir haben alle am Becken befindlichen Öffnungen geschlossen und den Baukörper mit Wasser gefüllt", erklärt Christian Weinert rückblickend. Das Prozedere, das mit der Vor- und Nachbereitung insgesamt eine knappe Woche gedauert habe, sei mit einem guten Ergebnis verlaufen, wie der Instandhaltungsmechaniker feststellt.
"Die Probe war erfolgreich", bestätigt auch Ralf Tauhardt und zeigt sich sehr zufrieden. "Ein solcher Testlauf ist notwendig, denn wir müssen hundertprozentig sicher sein, dass kein Schmutzwasser ins Grundwasser gelangen kann", erläutert der 45-Jährige den Grund. "Wir wollen auch umgekehrt kein Grundwasser im Becken und damit in der Kläranlage haben", fügt Tauhardt hinzu. Mitte September war Baubeginn für das rund Eine-Million-Euro-Investitionsvorhaben des Zaw, wobei es sich um 70 Prozent Fördermittel handelt, ist weiter zu erfahren. Im Vorfeld mussten alle Gas- und Stromleitungen am Standort umverlegt werden, um das Baufeld freizumachen. Ende Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Warum die Männer um Polier Klügl, Jan Benich und Bodo Pälchen mehr als 600 Betonsäulen eingebaut haben, hat seinen besonderen Grund. "Der Baugrund gestaltete sich hier äußerst schwierig", weiß Tauhardt. "Sieben bis zu 15 Meter tief haben wir die Säulen eingesetzt, bis wir überhaupt auf tragfähiges Gestein gekommen sind", erinnert sich Klügl. Die Säulen haben laut der Beschreibung des Betonbauers einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern und seien unterschiedliche Meter lang. Zum Schutz der sich in der Nähe der Baustelle befindenden historischen Gebäude wie zum Beispiel dem Jägerhof wurden die Betonsäulen nach einem speziellen Verfahren ohne Vibration in die Erde gerammt, hebt Tauhardt hervor.
Das Projekt Regenüberlaufbecken gehört ebenso wie unter anderem die Georgenbergstraße mit dem Tunnel und die Merseburger Straße zur aktuellen Dokumentation, die der ECW-Inhaber anlässlich des 20-jährigen Bestehens des 15-köpfigen Planungsbüros zusammengestellt hat. Als Fotoschau kann sie im Flur des Gebäudes im Lassalleweg besichtigt werden.