Historikerpreises Ur-Krostitzer Jahresring Historikerpreises Ur-Krostitzer Jahresring: Fred Winter erhält Auszeichnung

Leipzig/Goseck - Es war die Überraschung pur. Auch wenn er schon wusste, dass er einer der Preisträger beim mitteldeutschen Historikerpreis Ur-Krostitzer Jahresring sein wird, aber dass es der Hauptpreis werden sollte, hatte Rolf Weiher nicht geahnt. Der Wahl-Quedlinburger hat etwas gemacht, was selbst den Geschichtsprofessor und langjährigen Juryvorsitzenden Manfred Straube verblüfft hat: Einen Zeitstrahl durch die Geschichte Mitteldeutschlands in einem Faltbuch, das ausgeklappt rund zehn Meter lang ist. „Das ist ein Unikat, das ist ein bemerkenswerter Beitrag, so faktenreich und übersichtlich. Mir war nicht bekannt, dass es so etwas gibt“, lobte Straube nachdrücklich.
Zeremonie in Leipzig
Weiher, der eigentlich Chemiker ist und lange in der Farbenfabrik Wolfen im heutigen Landkreis Anhalt-Bitterfeld gearbeitet hat, kam vor elf Jahren nach Quedlinburg. Die Stadt und ihre Geschichte haben ihn sofort gefesselt. „Außerdem hatte ich mir immer vorgenommen, wenn ich Rentner bin, beschäftige ich mich mit der Historie“, sagte er nach der Preisverleihung. Die fand am Dienstagvormittag im Ratskeller zu Leipzig statt. Zum elften Mal ist dabei der Ur-Krostitzer-Jahresring, ein goldener Ring mit dem Wappen der Brauerei nördlich von Leipzig, als Hauptehrung vergeben worden.
Wie Geschäftsführer Wolfgang Welter sagte, habe die Brauerei vor rund 15 Jahren das MDR-Fernsehprojekt „Geschichte Mitteldeutschlands“ unterstützt. Daraus sei der Gedanke entstanden, einen dauerhaften Preis für die Leistungen von Hobbyhistorikern zu stiften, eben den goldenen Jahresring. Mehr als 1 000 Arbeiten sind in den zurückliegenden zehn Jahren eingereicht worden. 400 von ihnen sind dem sächsischen Staatsarchiv übergeben worden.
Juryvorsitzender Straube hat über die Jahre all diese Arbeiten ausführlich gelesen und begutachtet. „Und die Qualität ist immer besser geworden, die Entscheidung fällt immer schwerer, wer den Preis bekommen soll“, sagte der 83-Jährige. Jurymitglied Maik Reichel, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt, würdigte, dass das geschichtsträchtige Bundesland wieder stark vertreten war. Für die Zukunft sehe er noch viel Potenzial, „weil noch vieles in der lokalen und Regionalgeschichte unerforscht ist“.
Herausgabe der Gosecker Heimathefte
Das ist auch ganz genau die Intention, die nach wie vor den Gosecker Fred Winter antreibt. Er hat sich auch in diesem Jahr mit einer Arbeit am Wettbewerb beteiligt. Dass er keinen direkten Preis bekam, sondern „nur“ eine Anerkennung, stört den 70-Jährigen nicht. „Ganz im Gegenteil, ich freue mich über die Anerkennung meiner Arbeit“, sagte er gegenüber der MZ. Er mache diese Tätigkeit ja auch nicht eines Preises wegen, sondern „ich tue das für Goseck“. Er wolle Goseck publik machen.
Zu den bekanntesten Arbeiten von Winter gehört die Herausgabe der Gosecker Heimathefte, von denen im nächsten Jahr das zehnte erscheint. Und dann hat er sich noch etwas Besonderes vorgenommen. Er will die bestehenden Chroniken zu Goseck zu einer zusammenfassen. Das nächste Jahr mit der 1175-Jahr-Feier sei dafür ein guter Anlass.
Eine besondere Rolle spielt dabei jene in Latein verfasste Chronik, das „Chronicon Gozecnse“, die einen Zeitraum von etwa 1035 bis 1140 umfasst. Nach Winters Ansicht ist sie eine wichtige Grundlage für den derzeit laufenden Antrag, Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut, ins Welterbe aufzunehmen. Goseck gehört ja zum Antragsgebiet.
Im übrigen treffen sich hier auch die Arbeiten von Winter und vom Quedlinburger Weiher. Der hat unter anderem auch zu den Kaisern Heinrich I. und Otto I. publiziert, die im zehnten Jahrhundert in der einstigen Kaiserpfalz Memleben, ebenfalls im Antragsgebiet des Burgenlandkreises, zeitweise residierten und dort starben. „Was an ganz unterschiedlichen Orten erforscht wird, müsste eigentlich miteinander verknüpft werden“, meinte Weiher. Was man in Memleben gestaltet hat, sei bemerkenswert. (mz)