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Heinrich-Schütz-Haus Heinrich-Schütz-Haus: Der Leuchtturm von Weißenfels wackelt

Von bärbel schmuck 28.10.2013, 21:41
Das Schütz-Haus in Weißenfels
Das Schütz-Haus in Weißenfels Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Ein gewaltiges Finanzloch klafft im Wirtschaftsplan 2014 des Musikvereins „Heinrich Schütz“ zur Betreibung des gleichnamigen sanierten Museums. Vereinsvorsitzender Johannes Kreis und Vereinsgeschäftsführerin Henrike Rucker stellten den Plan den Mitgliedern des Kulturausschusses des Stadtrates während ihrer jüngsten Tagung vor.

Den zu erwartenden Einnahmen von 126 300 Euro stehen Ausgaben zur Bewirtschaftung des Denkmals in der Nikolaistraße 13 in Höhe von 255 710 Euro gegenüber. Bleibt ein Fehlbedarf von 129 410 Euro, den der über 60-köpfige Verein, seit zehn Jahren Träger des Hauses, mit Unterstützung der Stadt Weißenfels, dem Land Sachsen-Anhalt, dem Burgenlandkreis, Spendengeld und Eigenmitteln zu stemmen hat.

„Wir haben schon sparsam kalkuliert und sind auch in der glücklichen Lage, dass unser Verein im Rahmen der Lutherdekade bisher beantragte Projekt-Fördermittel vom Land bewilligt bekommen hat“, erklärte Johannes Kreis. Erhalte aber der Verein nicht die von ihm beim Burgenlandkreis beantragte Summe von 40 000 Euro, „dann können wir zumachen“, sagte er. Bisher habe der Landkreis nur 15 000 Euro in Aussicht gestellt. Auch das Land halte sich für das kommende Jahr bedeckt. Zudem sei ein Sponsor mit ursprünglich angekündigten Spendenmitteln von 4 000 Euro abgesprungen.

„Wir schweben von einer Angst in die andere“, sagte Kreis ebenso im Hinblick auf die personelle Situation, um ein solches Haus als Leuchtturm von überregionaler Bedeutung führen zu können. Es sei schwierig, neben zwei festangestellten Musikwissenschaftlerinnen geeignete Personen für den Kassendienst und für Führungen durch die neue Ausstellung zu Leben und Werk des Komponisten zu bekommen. Kreis verwies auf sechs Minijobs, die der Verein an Menschen vergeben habe, um Bereiche wie Kasse, Reinigung, Verwaltung und Organisation sowie Führungen absichern zu können. Seit das Heinrich-Schütz-Haus vor einem Jahr nach seiner kompletten Sanierung mit neukonzipierter Dauerausstellung wiedereröffnet wurde, haben sich die Besucherzahlen mit Einnahmen von 3 000 Euro im Jahr (vor der Sanierung) auf 10 000 Euro erhöht, zunehmend zählten Reisegruppen zum nationalen und internationalen Publikum. Schütz habe auf der ganzen Welt seine Fans, hob Kreis hervor. Aus diesen Gründen müsse das Niveau an der Eingangstür beginnen, Besucher müssten entsprechend betreut werden.

Im Ausschuss war man sich einig: Das Heinrich-Schütz-Haus muss so verwaltet und betrieben werden, wie es sich für eines der modernsten Musikergedenkstätten Deutschlands gehöre. „Und dazu zählen mehr als große Worte der Würdigung von Vertretern des Landkreises und des Landes, dazu gehören Geld und politischer Druck. Schließung kommt nicht in Frage“, bekräftigte Manfred Rauner (CDU-Fraktion), der im Ausschuss Udo Becker vertrat. Dass die Stadt den Verein nicht hängen lassen dürfe und beim Land sowie Kreis ordentlich Betrieb machen müsse, dem stimmten Rauners Fraktionskollegen Gudrun Schulze und Bernd Ringmayer ebenso zu wie auch Mario Kabisch-Böhme (Fraktion Freie Wähler/FDP).

Kulturamtsleiter Robert Brückner befragt, was die Stadt zu tun gedenke, um Land und Kreis in die Pflicht zu nehmen und sie an Lippenbekenntnisse zu erinnern, sagte: „Wir werden alles Mögliche versuchen, die Hoffnung stirbt zuletzt.“