Grosskorbetha Grosskorbetha: Nur zwei Saaletal-Gemeinden können mit Zwangsehe leben
GROSSKORBETHA/MZ - Das Wort hat nur für Schkortleben und Storkau seinen Schrecken verloren, während die anderen fünf Gemeinden mit ihrem Schicksal hadern. Für Burgwerben steht fest, dass der Klageweg begangen wird. Reichardtswerben erwägt diesen Schritt ebenso wie Wengelsdorf und im Tagewerbener sowie Großkorbethaer Rat wird darüber heute beraten.
Für Verwaltungschefin Beate Berger hängt derzeit fast alles in der Schwebe. Sondierungsgespräche mit der Stadt habe es zwar im Vorfeld gegeben, sagt sie, doch erst jetzt stehen konkrete Absprachen an. Dabei geht es zunächst um technische Dinge angesichts unterschiedlicher Computer-Software. Ob die Umstellung bis zum 1. September - dem offiziellen Zeitpunkt der Zuordnung - geling, ist fraglich, doch ohnehin sei ja betont worden, dass die Gemeindehaushalte bis zum Jahresende in der eigenen Verwaltung abgearbeitet werden sollen. Sie gehe davon aus, dass bis Dezember alles wie bisher laufe, so dass sich auch für die Einwohner erst einmal nichts ändern dürfte. Ob es danach ein Bürgerbüro vor Ort gebe, müsse man abwarten.
Der Tagewerbener Rat will heute die bereits in anderen Gemeinden abgesegnete Ortschaftsverfassung beschließen. Sie schreibt nicht nur die Umwandlung des Gemeinde- in den Ortschaftsrat fest, sondern auch, dass der jetzige Bürgermeister künftig die Geschäfte im Ort weiterführt. Hinzu kommt ein Mitspracherecht bezüglich der jetzigen Gemeindegrundstücke, bei Investitionen und der Unterstützung der Vereine. Gemeindeoberhaupt Franz Patzschke (parteilos) spricht von einem Einlenken: "Einige unserer Forderungen wurden nun per Gesetz erfüllt und die Rechte des Ortschaftsrates gestärkt." Dennoch ist für ihn unstrittig, dass die Volksinitiative weiter unterstützt wird, um mit einem Volksbegehren ein eigenes Gesetz auf den Weg bringen zu können.
Die Wengelsdorfer Bürgermeisterin Sybille Reider (parteilos) äußert maßlose Enttäuschung über jene Landtagsabgeordneten, die nicht gegen das Gesetz gestimmt hätten. Die kommenden zwei Monate bis zur Zwangseingemeindung sieht sie unaufgeregt: "Wir haben alles in die Wege geleitet. Unser Haushalt steht, ihn werden wir abarbeiten." Klage Großkorbetha, dann werde man das gemeinsam tun, versichert Reider. Auch für ihren Amtskollegen aus der Nachbargemeinde, Johannes Drewitz (CDU), ist alles klar. Man fasse zwar noch einige Beschlüsse, um Dinge zu regeln, die in der Schwebe hingen, ansonsten stehe das Tagesgeschäft an. Während für ihn der Erweiterungsbau für die Celook-Privatschulen Priorität hat, will der Reichardtswerbener Bürgermeister Roland Jänckel (SPD) die Sanierung des Vereinshauses. Letzterer ist sich sicher, dass mit der Zwangseingemeindung ein unhaltbarer Zustand eintreten wird.
Das Schkortlebener Gemeindeoberhaupt Helmut Kühn (parteilos) glaubt, dass man mit den positiven Signalen in Richtung Saalestadt dem Bürgerwillen entsprochen und noch etwas herausgeholt habe. Bereits vor Jahresfrist hätte man erkennen müssen, "dass der Krieg verloren war". Aufgrund einer fehlenden Gemeindegrenze sei es zwar zu keinem Gebietsänderungsvertrag, aber zu einer Willenserklärung gekommen.
Ähnlich sieht es Elvira Herger, die amtierende Bürgermeisterin von Storkau (Mandat der Landfrauen). Sie sagt: "Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit Weißenfels." Zuletzt habe man eine Prioritätenliste beschlossen und der Stadt zugeleitet. Dabei wurde auch die Sanierung der Thomas-Müntzer-Straße bis zum Sportplatz festgeschrieben. Die Storkauerin betont, dass sie als Angestellte der Stadt ab September nicht mehr als Bürgermeisterin zur Verfügung stehe. Eine Nachfrage beim Weißenfelser Rechtsamtsleiter Peter Otto ergab, dass dann ein Ortsbürgermeister vom Ortschaftsrat bestimmt werde.