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Goldene Hände schwingen Poliertuch

Von Heike Riedel 24.08.2007, 17:13

Weißenfels/MZ. - Während nebenan eine hochmoderne Anlage für die Produktion von Zuckermischungen entsteht, kümmert sich Walter Eisenschmidt um die Erhaltung einiger historischer Details im alten Sudhaus auf dem Gelände der ehemaligen Weißenfelser Oettler-Brauerei in der Langendorfer Straße.

"Wenn ich eine Firma oder ihr Gelände kaufe, kaufe ich die Historie mit und bin dieser verpflichtet", sagt der Chef der CK-Gruppe, Dr. Christian Künzer. In den Fenstern zeugen bereits die wieder eingebauten Bleiglasbilder auch nach außen davon, wie er diesen Worten Taten folgen lässt. Insgesamt fünf solcher Bilder, die die 1852 gebaute Oettler-Brauerei am Greißlaubach zeigen sowie Szenen vom Brauen des Biers und solchen mit den Brauereieigentümern am Biertisch, wurden restauriert.

Fast täglich kommt der 67-jährige Eisenschmidt nun ins Sudhaus, das mit den Bildern und Resten der alten Technik selbst ein Stück Geschichte erzählt. Ihn hat Künzer wegen seiner "goldenen Hände" engagiert, von denen das Kajütschiff "Virginia" kündet. Den zwölf Meter langen Kreuzer hat sich der Kraftfahrzeugmechaniker aus Weißenfels innerhalb von drei Jahren schon vor der Wende gebaut. Mit ihm eroberte er sich Flüsse und Seen und im Jahr 2000 sogar das Mittelmeer, fuhr bis Mallorca.

Über die Hobbyschifffahrt auf der Saale haben sich die beiden Männer kennen gelernt, die jetzt ein Ziel im Industriebau verbindet. Sie wollen im alten Sudhaus einen repräsentativen Empfangssaal mit historischem Ambiente für die von Christian Künzer im vergangenen Jahr gegründete Weißenfelser CK-Firmengruppe in der Langendorfer Straße schaffen.

Zwei große kupferne Sudkessel der Freisinger Firma Steinecker aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind dafür in der einstigen, mit Fliesen ausgekleideten Produktionshalle zurückgeblieben. Zwei Säulen tragen den Raum, der durch zwei Ebenen, eine Treppe und Geländer geteilt ist. In der unteren hat Walter Eisenschmidt vorerst sein Handwerkszeug ausgepackt: Polierpaste und Poliertücher. Damit bringt er die Ventilräder aus Messing wieder zum Glänzen. Dann sind die Geländer dran.

Ohne Schleifmaschine und ein Gerüst wird er aber nicht auskommen, wenn die Kessel selbst dran sind. "Das wird richtig Arbeit", sieht Walter Eisenschmidt voraus. Doch er scheut sie nicht, sondern freut sich schon darauf. "Das ist ein Schmuckstück", schwärmt er von dem Raum und erzählt schon einmal davon, wie die ersten Gäste an die Festtafel geladen werden. Dann wird auch die fast ein Meter im Durchmesser große mechanische Uhr nach ihrer Restaurierung wieder auf ihrem Platz über der alten Tür sein, hinter der ein warmes Licht den Eindruck erwecken kann, dass nebenan noch gearbeitet wird.

Eisenschmidts neuester Vorschlag ist, auch den stillgelegten Lastenkran als eine freundliche Spielerei in die Raumgestaltung einzubeziehen. "Über den Kran könnte doch zum Beispiel eine wunderschöne Blumenschale den Raum in luftiger Höhe dekorieren. Zum Gießen und Bestücken wird sie herabgelassen", träumt er schon einmal.