Geile Meile? Geile Meile?: Wie man die Jüdenstraße in Weißenfels auch im Alltag beliebt machen könnte

Weißenfels - Vor wenigen Tagen hat Olaf Witt ein Bericht aus der Mitteldeutschen Zeitung nicht gefallen. Thema des Textes war die Weißenfelser Jüdenstraße. Gastronom Mehmet Zeki Bayri äußerte darin, dass er auf der Einkaufsmeile in der Innenstadt Laufkundschaft vermisst. Nach 18 Uhr, kritisiert der Kurde, sei die Jüdenstraße wie ausgestorben.
Olaf Witt, der das Eiscafé Drei Schwäne gegenüber betreibt, warnt indes vor Momentaufnahme. Am frühen Morgen, sagt er, seien die Bäckerfilialen voll, am Nachmittag die Cafés. Zeichnen verwaiste Freisitze also ein falsches Bild?
Auch im Internet ist die Attraktivität der Innenstadt ein Thema
Auch im Internet ist die Attraktivität der Innenstadt ein Thema, bei dem die Meinungen wenig überraschend auseinander gehen. „Viele von außen fahren doch nicht mehr ins Zentrum. Nirgends kann man parken und sobald man irgendwo steht, kommen die Abzocker!“, schreibt etwa Facebook-Nutzer Daniel Schreiber. Manchen stört die Vielzahl von Baustellen. „Das, was den Charme einer Innenstadt ausmacht, fehlt in Weißenfels fast komplett“, schreibt Nutzerin Jutta Locker.
Nichts verführe sie so recht zum Bummeln. Dabei würden ja Veranstaltungen wie die Höfische Weihnacht durchaus zeigen, dass die Jüdenstraße Tausende anlocken kann.
Innenstadtfrühstück und Street-Food-Festival in Weißenfels
Auch bei Veranstaltungen wie dem Innenstadtfrühstück und dem Street-Food-Festival drängten sich die Weißenfelser zuletzt dicht an dicht in der Jüdenstraße. Die Stadt hat darum schon angekündigt, dass solche Initiativen weitergeführt werden sollen, wenngleich die Förderung für das Biwaq-Projekt, das viele Anstöße gab, in diesem Jahr ausläuft.
„Die Stadt Weißenfels hat keine Fördermittelzusage für eine weitere Laufzeit erhalten. Trotz dessen sollen möglichst viele Maßnahmen, die durch Biwaq angeschoben wurden, weitergeführt werden“, ist von Stadtsprecherin Katharina Vokoun zu hören.
Jüdenstraße in Weißenfels: Das Alltagsgeschäft ist wichtig
Doch von wenigen Höhepunkten im Jahr allein können Händler und Gastronomen nicht überleben. Das Alltagsgeschäft ist wichtig. Wie kann das gelingen? Rene Kieseler ist der Meinung, dass die Löhne in der Region weiter steigen müssen, damit Weißenfels an Kaufkraft zulegt und davon letztlich auch die Innenstadt profitiert.
„Selbst wenn es Geschäfte in der Stadt gäbe, würden die Leute auswärts einkaufen, weil alles teuerer wird und jeder auf Schnäppchen und Angebote aus ist. Leider wird auch ein neuer Marktplatz nichts an der Situation ändern“, schreibt er im Internet. Höhere Löhne aber könnten das ändern.
Andere vertreten die Position, dass zusätzliche Geschäfte die Innenstadt schon jetzt attraktiver für einen Einkaufsbummel machen würden. Auch Oberbürgermeister Robby Risch hatte sich bereits für einen Nahkauf in der Jüdenstraße ausgesprochen, um mehr Laufkundschaft für die Geschäfte vor Ort zu sorgen. Die Stadt ist sogar schon Eigentümer von zwei Grundstücken in der Jüdenstraße. Bisher aber fehlen Fördermittel, um das Vorhaben eines neuen Supermarktes umzusetzen. Die Hoffnung, das Areal mit Hilfe eines privaten Investors zu entwickeln, hatte sich zuvor zerschlagen. (mz)
