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Führerschein Führerschein: Mobil mit Moped

Von Julia Reinard UnD Anka Stolper-Heinike 30.04.2013, 17:12
Philipp Eberhardt ist zufrieden, dass er das Moped für seinen Ausbildungsweg nutzen kann.
Philipp Eberhardt ist zufrieden, dass er das Moped für seinen Ausbildungsweg nutzen kann. Alexander Bley Lizenz

WEISSENFELS/MZ - „Ich würde den Führerschein gern machen und habe meine Eltern auch schon gefragt“, sagt Lucas Haucke. Der 14-Jährige wohnt in Langendorf und geht in Weißenfels zur Schule. Wenn er könnte, würde er künftig gern selbst fahren. „Da müssten meine Eltern mich nicht fahren und ich wäre nicht immer auf sie angewiesen“, begründet er sein Vorhaben.

Tatsächlich könnte er demnächst mit einer Ausbildung beginnen: Am 1. Mai startet in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen ein Modellversuch zum Mopedführerschein ab 15. Frühestens ein halbes Jahr vor seinem 15. Geburtstag könnte Lucas Haucke mit dem Fahrschulunterricht starten. Ziel ist es laut Politik, eine größere Mobilität insbesondere im ländlichen Gebiet zu ermöglichen.

"Mit Auto würde es teurer"

Haucke nicht der einzige, der mit dem Führerschein liebäugelt. Die 13-jährigen Schülerinnen Paulina Schauer, Felicitas Rudat und Juliana Maul sehen darin auch eine Möglichkeit, unabhängiger unterwegs zu sein.

Und wie ist es mit der Verantwortung? Immerhin dürfen die Jugendlichen dann Maschinen führen, die 45 Kilometer pro Stunde fahren können. Da zeigen sich alle Vier überzeugt: Sie wären vorsichtig unterwegs.

Jetzt schon mit dem Moped kommt Philipp Eberhardt. Der 17-Jährige hat kurz nach seinem Geburtstag den Autoführerschein ab 17 gemacht. Der erlaubt begleitetes Fahren im Auto - und allein ein Moped zu führen. Er bevorzugt das Moped, weil er so allein unterwegs sein kann. Und auch mit dem 18. Geburtstag werde sich das nicht ändern. „Mit Auto würde es teurer, weil der Sprit mehr kostet“, sagt der Borauer.

Dieser zeitige All-inclusive-Autoführerschein hält den einen oder anderen womöglich auch davon ab, den Mopedführerschein zu machen, Clemens Weidner ist dafür ein Beispiel. Er ist 15 Jahre und könnte deutlich vor dem 17. Geburtstag mit dem Mopedführerschein mobil werden. Das wolle er aber nicht, sagt er: „Ich will mit 17 den richtigen Führerschein machen.“ Und bis dahin? „Spielen meine Eltern und Großeltern Chauffeur“, sagt er scherzhaft. Außerdem nehme er zur Schule den Bus und, wenn es abends mal spät wird, ein Taxi.

Führerschein gab es schon zu DDR-Zeiten

Rainer Zimmermann, Moderator und Vorstandsmitglied der Gebietsverkehrswacht Hohenmölsen-Teuchern, bewertet die Entscheidung der drei mitteldeutschen Bundesländer, für den Modellversuch „Mopedführerschein mit 15“ positiv. Den Mopedführerschein ab diesem Alter habe es bereits in der DDR gegeben. Damals hätten die jungen Leute sogar 60 km/h fahren dürfen, jetzt nur noch 45. Außerdem sei eine theoretisch und praktisch fundierte Ausbildung und Prüfung sowie das Einverständnis der Eltern für den Moped-Führerschein ab 15 nötig.

Auch Friedemann Lange von der Fahrschule Energy aus Weißenfels begrüßt den Modellversuch. Erste Anfragen von jungen Leuten habe es bereits gegeben. Vor allem für Jugendliche vom Dorf biete der Erwerb des Mopedführerscheins eine Möglichkeit, mobiler und flexibler zu sein und besser zum Gymnasium oder zur Berufsschule zu gelangen. Außerdem bekämen die jungen Mopedfahrer einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung für die spätere Ausbildung für den Pkw-Führerschein ab 17. Ähnlich sieht das Jürgen Schlag, Inhaber einer Prittitzer Fahrschule. Für ihn ist es unerheblich, ob Jugendliche den Führerschein mit 15 oder wie derzeit bundesweit möglich, erst mit 16 erwerben. „Wir Fahrlehrer lehren und appellieren an die Vernunft der jungen Leute, wenn es um das Verhalten im Straßenverkehr geht“, betont Schlag. Er hält 600 Euro Kosten für die Moped-Führerscheinausbildung für durchaus realistisch.