Fuchs, Waschbär, Marder und Mink Fuchs, Waschbär, Marder und Mink: Bürger rufen nach dem Jäger

Naumburg - Die Kreisleitstelle sowie die Untere Jagdbehörde werden seit Tagen von der Bürgern verstärkt angerufen, weil sie den Dienst des Stadtjägers in Anspruch nehmen möchten. MZ-Mitarbeiter Klaus-Dieter Kunick sprach darüber mit Jürgen Koschel, Sachgebietsleiter der Unteren Jagd-, Fischerei- und Waffenbehörde in der Kreisverwaltung in Naumburg.
Warum rufen die Bürger an?
Koschel: Das ist zunächst auf den Lebenswandel der Tiere zurückzuführen wie Fuchs, Waschbär, Marder und Mink. Die zieht es immer mehr in die Ortschaften, wo sie Schaden anrichten. Aber hier ist eben das Nahrungsangebot am besten. Bis 2010 haben die Bürger die Feuerwehr oder die Ordnungsämter gerufen, wenn es arg wurde. Die sind mittlerweile überfordert, deswegen gibt es nun Stadtjäger, die diese Aufgabe wahrnehmen.
Wo ist anzurufen, wenn der Dienst des Stadtjägers benötigt wird?
Koschel: Im Ordnungsamt der jeweiligen Kommune.
Welche Kosten entstehen?
Koschel: Die Stadtjäger erhalten eine Aufwandsentschädigung zwischen zehn und 30 Euro, wenn sie zu einem Ereignis auf der Fläche von Kommunen gerufen werden. Davon wird keiner reich, wie viele annehmen. Der Jäger verfährt sein Benzin, er muss Munition kaufen und er muss notfalls das erlegte Tier zur Tierkörperverwertungsanlage bringen, wo ebenfalls Kosten entstehen. Ich sage es ganz klar, eine goldene Nase verdienen sich die Jäger hierbei nicht. Und noch etwas ist erwähnenswert - es geht jede Menge Freizeit drauf. In der Regel wollen die Jäger kein Geld vom Bürger. Kommt der Stadtjäger allerdings wiederholt, sollte es doch einen Obolus in die Kaffeekasse geben.
Gesetzliche Voraussetzung zur Jagd auf Wild ist unter anderem der Besitz eines gültigen Jagdscheins. In Deutschland stieg die Zahl der Jagdscheininhaber laut Wikipedia von 283 682 (1968) auf 361 557 (2013). Die Jägerprüfung gilt mit hohen Durchfallquoten als komplex und schwierig.
Stadtjäger gibt es im Burgenlandkreis seit 2010. Inzwischen gibt es einen in Hohenmölsen, Laucha, Weißenfels, Teuchern, Zeitz und Lützen sowie für einen Teilbereich in Naumburg (Friedhof). Zwei Jäger befinden sich im Vorruhestand, alle anderen sind noch voll berufstätig.
Ist der Stadtjäger verpflichtet, bei Anruf zu kommen?
Koschel: Nein, ist er nicht. Aber die Stadtjäger helfen dennoch, wo sie können.
Kann der Bürger selbst jagen?
Koschel: Auf seinem Grund und Boden, dem befriedeten Bezirk in der Ortslage, kann jeder selbst zum Beispiel Füchse, Waschbären und Marder fangen, töten und verwerten, aber das unter Beachtung des Tierschutzgesetzes. Doch viele Bürger sind dazu nicht in der Lage. Wird die Hilfe des Stadtjägers benötigt, dann muss der nicht zwingend nachts angerufen werden. Am Morgen reicht das in der Regel aus.
Der Stadtjäger wird sicher mit offenen Armen empfangen, oder?
Koschel: In der Regel schon, die meisten Bürger sind durchaus dankbar für den Einsatz. Dennoch möchte ich nicht verschweigen, dass einige das nicht zu schätzen wissen und fordern lautstark den Einsatz des Stadtjägers. Mitunter gehen Bemerkungen da sogar unter die Gürtellinie, was nur zu Verärgerung führt.
Ist das in Deutschland mit den Stadtjägern überall so geregelt?
Koschel: Nein, durchaus nicht. Die Probleme mit den Waschbären sind überall gleich, aber manche Städte in den alten Bundesländern setzen mittlerweile Berufsjäger ein, die sich darum kümmern. Das verschlingt dann natürlich ganz andere Summen an Steuergeldern.
Der Waschbär wird bejagt, aber ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein?
Koschel: Mit Jagdmitteln werden wir dem Waschbären nicht beikommen, die Jäger können den Räuber nicht völlig zurückdrängen.
Warum nicht?
Koschel: Das Tier hat keine natürlichen Feinde, im Gegenteil, es findet ideale Bedingungen vor. 40 Prozent der Bedingungen, dass der Waschbär sich rasant vermehrt, verursacht der Mensch. Es werden immer mehr Lebensmittel weggeworfen, es gibt wilde Gärten und leerstehende Gebäude, wo sich das Tier in Ruhe vermehren kann. Der Waschbär kraxelt ohne Mühe Dachrinnen rauf und nutzt Schornsteine als Behausung, wo er seine Jungen aufziehen kann. Die Gesellschaft muss bereit sein, umzudenken. Wer Waschbären füttert, tut der Gesellschaft keinen Dienst.
Der Räuber ist kein Kostverächter...
Koschel: Nein, das ist er in der Tat nicht. Selbst vor Enten, Gänsen, Hühnern, Fischen und vor Schildkröten macht er nicht Halt und er verschlingt Eier in den Vogelnestern. Er greift den Menschen selbst nicht an, ist aber sehr neugierig. (mz)