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Frühere Mitarbeiter des DRK prangern Missstände an

Von CONSTANZE MATTHES 09.03.2010, 19:32

WEISSENFELS/MZ. - Ihren Namen möchte sie nicht nennen, da derzeit ein Rechtsstreit läuft. Die Weißenfelserin war zwischen September 2008 und Dezember 2009 als geringfügig Beschäftigte beim Fahrdienst des DRK Weißenfels in Lohn und Brot, brachte Menschen mit Behinderung von A nach B. Am 30. Dezember erreichte die 49-Jährige ein Anruf. "Sie sagten mir, ich werde nicht mehr gebraucht. Von einem Tag auf den anderen", erzählt sie. Noch bis heute wartet sie auf eine Kündigung, nicht einmal Lohnzettel habe sie in jener Zeit erhalten.

Auf die fehlende Kündigung angesprochen, verwies Kai Siemon, Fachbereichsleiter Technik beim DRK, auf das Ende des Vertrages mit Datum 31. Dezember. Auf dem Schriftstück, das der MZ zur Einsicht vorlag, ist allerdings kein Fristende vermerkt. "Verträge werden entsprechend der Bedarfslage gemacht. Es gibt auch schwebende Arbeitsverhältnisse, in denen der Beschäftigte mal einen Monat zu Hause ist", bemerkt Siemon weiter. Aber auch einer zweiten, früher im Fahrdienst des freien Trägers beschäftigten Frau (Name ist der Redaktion ebenfalls bekannt) ist dieses plötzliche Ende des Arbeitsverhältnisses bekannt. "Es ging hoppeldihopp", bemerkt sie auf Anfrage der MZ. "Mir wurde vorgeworfen, unfreundlich zu sein, was nicht der Fall war, und ein DRK-Mitarbeiter sagte mir, ich brauche nicht mehr zu kommen." Von Januar bis Juni 2009 im Fahrdienst tätig - eine Kündigung? Fehlanzeige.

Doch das ist nicht der einzige kritische Punkt, der in jenem Leserbrief angesprochen wird. Nach einem kleinen Unfall - sie beschädigte das Auto beim Ausparken leicht - wurde die Briefschreiberin aufgefordert, 250 Euro zu zahlen, bei einem Verdienst von fünf Euro die Stunde. Grundlage dafür: Eine Dienstanweisung, die von den Fahrern unterschrieben werden musste. Darin heißt es, dass im Schadensfall und bei leichter Fahrlässigkeit 50 Prozent der Schadenshöhe bis zu einer Grenze von 500 Euro zu zahlen wären. Obwohl die Fahrzeuge haftpflicht- und vollkaskoversichert sind. "Dies ist im Rahmen der Rechtsprechung zulässig", betont der DRK-Fachbereichsleiter. Auf Ebene des Landesverbandes gebe es keine allgemein gültigen Regeln und Vorschriften, wie Pressesprecher Dirk Rohra mitteilte. "Die Kreisverbände sind selbstständig", so Rohra weiter. Insgesamt arbeiten in diesem Bereich des DRK Weißenfels 30 Beschäftigte. 32 von insgesamt 80 Fahrzeugen sind für den Transport von behinderten Menschen im Einsatz.

Aber auch die Diakonie Naumburg-Zeitz fordert im Fall eines fahrlässig verursachten Unfalls eine Selbstbeteiligung ein. Laut Siegfried Kosdon sind es maximal 250 Euro. Zudem werde die Summe prozentual je nach Einkommen abgestuft. "Wir wollen damit die Mitverantwortung des Einzelnen einfordern", so Kosdon. Für Lothar Philipp, Verdi-Bezirksgeschäftsführer, sind dies Beispiele, wie weit Arbeitgeber mit Arbeitnehmern verfahren können. "Arbeitnehmerhaftung ist ein sensibles Thema. Es wird viel unterschrieben, ohne hinzuschauen. Und die Mitarbeiter werden massiv ausgenutzt. Denn zahlen muss man nicht", so Philipp. Er gibt den Rat, "alle Rechtsmittel auszuschöpfen", obwohl er weiß, dass meist Angst herrsche, die Arbeit zu verlieren.

Doch auch dem innerbetriebliche Klima im Kreisverband gilt Kritik. "Wir wurden beschimpft", heißt es in dem Brief. DRK-Geschäftsführerin Eveline Simon darauf: "Es muss halt alles funktionieren. Man kann nicht nur sanftmütig sein."