Flotte Motorbiene wartet sehnsüchtig auf die Ausfahrt
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Er sagt das nicht ohne Grund: Das schöne Vergnügen zählt zugleich mit zu den gefährlichsten. Deshalb rät Bethmann jedem Fahrer, sich zunächst gemütlich einzufahren, bis sich das vertraute Gefühl für das Handling des Zweirades wieder einstellt.
Weitere Empfehlungen hat Verkäufer Denny Oertel vom Motorrad- und Autohaus Eichhorn in Weißenfels parat: "Ich rate dringend, bei der ersten Ausfahrt extrem vorsichtig zu fahren." Leider sei es in jedem Jahr so, dass sich einige überschätzen. Ein Leistungssportler, der ein halbes Jahr ausgesetzt hat, kann auch nicht auf Anhieb die volle Leistung abrufen. Seiner Meinung nach fahren etwa fünf Prozent der Biker risikovoll. Die Mehrheit halte sich an die Spielregeln. Vor der ersten Tour sollte ein gründlicher Check der Maschine auf dem Programm stehen. Neben der Optik darf die Technik dabei nicht zu kurz kommen.
Die Realität sieht jedoch anders aus. "Nur rund ein Viertel kommt zum Jahresanfang, um das Motorrad checken zu lassen", berichtet Jens Nickels vom Motorradland in Zorbau. Ein ähnliches Verhalten hat auch Walter Ploß (71), der in Zeitz einen Zweiradshop führt und selbst leidenschaftlicher Biker ist, festgestellt. Nickels: "Einmal im Jahr sollte eine Maschine unabhängig von der Kilometerlaufleistung in einer Fachwerkstatt vorgestellt werden." Es sei unter anderem die Batterie zu überprüfen, aber auch die Bremsflüssigkeit müsse man im Blick haben, die aller zwei Jahre zu wechseln sei. Außerdem sollte jeder Biker nach dem Reifendruck sowie nach dem Licht und Ölstand schauen. "Ich fahre seit meinem 18. Lebensjahr und habe mit dem Motorrad noch keinen Verkehrsunfall gebaut", so der Zeitzer. Klar, er sei auch schnell gefahren. Aber das immer mit Köpfchen, ergänzt Ploß, der noch im Berufsleben steht und Motorräder repariert.
Beim Fahren Schutzbekleidung tragen. Darauf verweist Pressesprecherin Alexandra Kruse vom ADAC Sachsen-Anhalt in Halle. Helm, Handschuhe, warme Kombi und Nierengurt auch bei wärmeren Temperaturen sollten ein unverzichtbares Muss sein. Lohnenswert sei auch ein Fahrsicherheitstraining, sowohl für Anfänger als auch erfahrene "Hasen". Besonders in kritischen Situationen haben trainierte Fahrer laut Bethmann ein geringeres Sicherheitsrisiko. Für die Eingewöhnungsphase würden sich Fahr- und Bremsübungen auf einem Verkehrsübungsplatz und kurze Ausfahrten empfehlen, um Vertrauen zu sich und zur Maschine zu gewinnen.
Dass diese Verhaltensweisen mitunter nicht beherzigt werden, kann Bethmann anhand der Verkehrsunfälle aus dem vergangenen Jahr belegen. So starb ein 17-Jähriger, als er im September zwischen Starsiedel und Großgörschen gegen einen Baum fuhr. Und ein 55-jähriger Biker kam im April zwischen Tröbsdorf und Bad Bibra zu Tode. Seine Frau (53) wurde mit dem Rettungshubschrauber schwer verletzt in das Krankenhaus nach Jena geflogen.
Fahrtechnik, Reaktionsvermögen und Blickverhalten seien nach der langen Winterpause nicht mehr so ausgeprägt wie zum Ende der vergangenen Saison, meint Bethmann. Wichtig sei, das frühe Erkennen von Gefahren zu trainieren, beispielsweise durch Langsamfahrübungen. Für Autofahrer gelte es jetzt, verstärkt auf Motorradfahrer zu achten sowie rücksichtsvoll und umsichtig zu handeln. Oft werde das Beschleunigungsvermögen der Zweirad-Maschinen unterschätzt. Der Autofahrer könne sich bei Ausweich- und Bremsmanövern nur bedingt in die Lage des Bikers hineinversetzen.