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Feierstunde zum Mauerfall Feierstunde zum Mauerfall: Sozialkunde in Bayern

Von bärbel schmuck 04.11.2014, 21:18
Vor dem Goethegymnasium: Pascal Söhner, Jenny Urban, Luisa Götze und Cindy Sommerfeld.
Vor dem Goethegymnasium: Pascal Söhner, Jenny Urban, Luisa Götze und Cindy Sommerfeld. peter lisker Lizenz

selb/weissenfels/MZ - „Das war schon ein gutes Gefühl, eine Ehre für uns, dass wir dabei sein durften“, sagt Pascal Söhner. Der 15-jährige Schüler der Klasse 10c des Weißenfelser Goethegymnasiums gehört zu den 24 Teilnehmern seiner Schule, die am Montag im bayerischen Selb Ehrengäste des Festaktes des Freistaates Bayern zur Erinnerung an den Fall der innerdeutschen Grenze am 9. November waren. Pascal ist seit vier Jahren Klassensprecher und wurde von seinen Mitschülern vorgeschlagen, im Rahmen des Sozialkunde- und Geschichtsunterrichts mit nach Bayern zu fahren.

Beeindruckt von Kulturminister

Auch Cindy Sommerfeld (16), Jenny Urban und Luisa Götze (beide sind 14 Jahre) erlebten als Neunt- und Zehntklässlerinnen ihrer Schule Politprominenz hautnah zum Anfassen. „Politiker, wie man sie nur im Fernsehen sieht, gaben sich locker und wollten uns als Abordnung aus Sachsen-Anhalt kennenlernen“, berichtet Jenny Urban. Wer aus dem Osten und wer aus dem Westen Deutschlands zu Gast war, sei nicht zu spüren gewesen, da habe es keinen Unterschied gegeben, sagt Jenny. Und der Kulturminister aus Tschechien, Daniel Herman, habe so ein gutes Deutsch gesprochen, „Respekt“, meint das Mädchen beeindruckt.

Verschiedene Erinnerungen

Was die heutige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am Tag, als die Mauer fiel, erlebt hat, sei für die Gymnasiasten, die die DDR nur vom Erzählen ihrer Eltern, Großeltern und Lehrer kennen, „schon irgendwie komisch“ gewesen. Die damals über 30-Jährige Theologin Lieberknecht erinnerte sich, dass sie am 9. November vor 25 Jahren dienstlich mit dem Nachtzug aus Berlin ins heimatliche Weimar fuhr, wo sie ihr Mann vom Bahnhof abholte und mit den Worten empfing: „Die Mauer ist offen, aber das weißt du sicher schon längst, du kommst ja gerade aus Berlin.“ Lieberknecht reagierte ungläubig und wusste von nichts. Auch die beiden Ministerpräsidenten aus Bayern und Sachsen-Anhalt, Horst Seehofer (CSU) und Reiner Haseloff (CDU), hätten sich erinnert, dass sie damals von nichts eine Ahnung gehabt hätten. Am 9. November 1989 seien beide in Sitzungen gewesen, der eine bereits als Politiker im Bundestag in Bonn, der andere als Naturwissenschaftler in seiner Heimatstadt Wittenberg. Als die Nachricht kam, dass der Eiserne Vorhang gefallen sei, hätten sich alle im Bundestag von ihren Plätzen erhoben und gemeinsam die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland gesungen, so Horst Seehofer. Reiner Haseloff sei aufgefallen, dass sich der Sitzungssaal nach und nach geleert habe und er sei ins Grübeln gekommen, habe sich gefragt: „Was stimmt denn hier heute nicht?“

„Es war schon ein besonderes Erlebnis, so eine Veranstaltung im Rosenthal-Theater der Porzellanstadt Selb mitzuerleben, mit Beethovens Neunter und - mit einem Bankett“, schildert Luisa Götze ihre Eindrücke. Zu Hause wieder angekommen, wollten die Eltern natürlich viel wissen - „vor allem aber, wie die Politiker so waren“, sagt sie lächelnd.