1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Es spukt im Weißenfelser Schloss

Es spukt im Weißenfelser Schloss

Von KARIN GROSSMANN 15.10.2008, 17:34

WEISSENFELS/MZ. - "Auf der Neu-Augustusburg wird die Geisterstunde vorverlegt", sagte Museumsmitarbeiterin Angela Sengewald, nickte vielsagend und schickte die Ferienkinder und ihre Familienangehörigen in die Ausstellung "Das Herzogtum Sachsen-Weißenfels". Diese Räume seien auch vor der Ausstellungseröffnung über 300 Jahre für normale Bürger nicht zugänglich gewesen. "Hier spukt es sich am besten", meinte sie.

Ihre Gäste trafen zunächst auf den weiß gekleideten Geist der Hofsängerin Pauline Keller (Doreen Busch), die für sie sang. Mit ihrer Stimme weckte sie weitere im Schloss spukende Gestalten. Als Emilie, das Schlossgespenst, übernahm Theresa Schneidewind die Führung, hatte dabei ihren Diener Johann (Axel Sengewald), verkleidet als Soldat, an der Seite.

Raus aus dem Gemäuer ging es für die 82 Gäste, die dabei geistvoll über Geschichte von Weißenfels unterrichtet wurden. Die begann nicht erst zur Herzogszeit. Sie trafen die Slawen, für deren Zeit Susan Hoyer und Jan Scheller in die Kostüme stiegen und auf dem sanierten Schlossvorplatz vor der Schießscharte einen dramatischen Streit mit dem Mönch Julius austrugen. Taschenlampen und Kerzenlicht erhellten den Weg und der Vollmond, der sich durch die Wolken schobt und den Spuk auf dem Schloss nicht verpassen wollte. Während ältere Gäste manchmal lächelten, stiegen bei Kindern Spannung und Staunen. Manche hielten sich an Muttis Hand fest.

Der Ritter (Christian Schmager), ein Geist, der an die Zeit erinnerte, als auf dem Felsen noch eine Burg stand, zeigte sich kämpferisch. Den Schwedenkönig Gustav Adolph (Christoph Menzel) und dessen Pagen (Christian Kunert) schickte Schlossgespenst Emilie ins Geleitshaus, wo des Königs Geist besser aufgehoben wäre. Schrill und biestig wurde das Zusammentreffen mit dem französischen Kindermädchen (Carmen Busch) und dem Soldaten Friedrich (Volkler Heßler).

Eine spannende Dreiviertelstunde ging schnell vorbei. Kinder, die den Spuk bis dahin ertragen hatten, erhielten das kleine Geisterdiplom. Wer das große haben wollte, musste in den Folterkeller steigen und ein dunkles Labyrinth durchwandern. Von blutigen Gesichtern und Puppen sprach der neunjährige Philipp Hauffe danach aufgeregt. Auch ein Sarg habe sich geöffnet, die Hand daraus nach seinem Bein gegriffen. Doch jetzt hat er es schriftlich, darf sich "Bezwinger der dunklen Kreaturen" nennen. Eine schöne Idee für die Herbstferien, bei der ihr Sohn viel Spaß hatte, dachte Monika Hauffe. Ein schönes Angebot, ausgedacht und vorbereitet von Praktikanten, jungen Menschen, die hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr gemacht haben oder machen, und deren Freunden. In den Händen der Studentinnen Theresa Schneidewind und Carmen Busch sowie von Marko Wagner lag die Vorbereitung, mit dem für die Schlossgeschichte auf andere Weise Interesse geweckt wurde.

Beim siebenjährigen Christian Streckfuß hat das geklappt, sein Diplom weist ihn als Vampiraustreiber in Ausbildung aus.

Auch für die Spukerei Donnerstag haben sich bereits so viele Gäste angemeldet, dass eine Gruppe vertröstet werden musste. "Wir werden die Geisterführungen in den nächsten Ferienprogrammen wiederholen, wenn die Gäste das wollen", meinte Angela Sengewald nach der erfolgreichen Premiere.