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Engagement Engagement: Weißenfelserin wird als Ehrenbürgerin ausgezeichnet

Von bärbel schmuck 11.02.2014, 18:54
Ehrenbürgerin Marlis Trommer im Kulturhaus, hier mit Oberbürgermeister Robby Risch (links) und dem Stadtratsvorsitzenden Jörg Freiwald.
Ehrenbürgerin Marlis Trommer im Kulturhaus, hier mit Oberbürgermeister Robby Risch (links) und dem Stadtratsvorsitzenden Jörg Freiwald. Peter Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Der nagelneue Fernseher mit dem Flachbildschirm in der guten Stube ist ihr ganzer Stolz. „Das ist schon ein anderes Erlebnis, als das bisherige Schauen mit der alten Flimmerkiste“, schätzt sie vergleichsweise ein. Das neue Gerät hat sie sich - auf Empfehlung einer Freundin - gewünscht, nachdem ihr der Stadtrat die Ehrenbürgerschaft von Weißenfels verliehen hatte.

Marlis Trommer ist aber nicht nur zu Hause immer im Bilde, sondern auch sonst, wenn sie ehrenamtlich unterwegs ist. „Als ich Besuch vom Stadtratsvorsitzenden Herrn Freiwald bekam und er mir sagte, ich soll Ehrenbürgerin meiner Stadt werden, da war ich von den Socken“, gibt sie zu. „Diese Auszeichnung ist für mich eine riesengroße Ehre“, fügt sie gerührt hinzu. Die Frau mit dem großen Herzen und dem Helfersyndrom kann es mit 77 Jahren nicht lassen, sich für andere Menschen zu engagieren. Tausende Kinder ihrer Stadt hat die gelernte Sozialfürsorgerin in den vergangenen Jahren zu erholsamen Ferien in der Gemeinschaft auf die Ostsee-Insel Hiddensee, ins thüringische Dittrichshütte und auch nach Österreich - durch Verbindungen zu Sponsoren - geschickt.

Marlis Trommer ist seit 2003 Trägerin der Ehrennadel der Stadt Weißenfels. Zwei Jahre später wurde der 77-jährigen Seniorin der Titel als Botschafterin im Verbundnetz der Wärme verliehen. Für ihr jahrzehntelanges bürgerschaftliches Engagement im sozialen Bereich erhielt die frühere Sozialfürsorgerin als Einzige die Ehrenbürgerschaft ihrer Stadt beim Neujahrsempfang am 14. Januar im Kulturhaus. In Anwesenheit ihrer Tochter sowie von Familienangehörigen aus Erfurt dankte Marlis Trommer mit bewegten Worten für diese Auszeichnung. Auf Beschluss des Stadtrates werden zum Neujahrsempfang und vor dem Eröffnungskonzert des Schlossfestes im August verdiente Bürger geehrt. Marlis Trommer erhielt nach Siegfried Thielitz (1999) erstmals diese Auszeichnung. (ck)

Im November 1990 fing alles an, gründete die Weißenfelserin zusammen mit dem damaligen Sozialdezernenten der Stadt und späteren Oberbürgermeister, Manfred Rauner, die Kinderferieninitiative „Aktion Hiddensee“. Vorschulkinder, begleitet von Erzieherinnen, erholten sich jeweils 14 Tage an der Ostsee, später - ab 1996 eine Woche in Thüringen. Marlis Trommer stellte Kontakte her, führte vor Ort Gespräche, organisierte, klopfte bei möglichen Spendern an, sammelte Geld - bis 2006 hielt sie die Fäden in der Hand - auch beim Verkauf von Tombolalosen für Benefizveranstaltungen, immer unterstützt von beherzten Erzieherinnen. Heute setzen Mitarbeiter des Weißenfelser Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes ihre Arbeit fort. Und noch immer fahren Kinder nach Dittrichshütte, ebenso in diesem Jahr. Und Marlis Trommer ist froh, dass es weitergeht, weiß sie doch ihre Initiative in guten Händen.

„Dass besonders hilfsbedürftige Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Elternhäusern in den Genuss kommen, mit Gleichaltrigen ein paar Tage Ferien zu machen, war mir stets ganz wichtig“, sagt Marlis Trommer. Alles hat sie in einer dicken Mappe dokumentiert - Zeitungsausschnitte und Fotos, Briefe und, und, und - gesammelt und sorgfältig bewahrt. Dazu gehört zudem die Erfolgsgeschichte des Frauenstammtischs „Goldener Herbst“. Im Jahr 1995 gegründet, sind heute noch 42 Frauen im Seniorenalter dabei, die meisten übrigens von Anfang an.

„Wir treffen uns regelmäßig - immer am ersten Montag im Monat, um etwas zu unternehmen“, berichtet die Initiatorin. Die Gemeinschaft und das Aktivsein stünden dabei stets im Vordergrund. Kegeln bei Rot-Weiß Weißenfels, Spaziergänge und Ausflüge zählten neben Feiern zu den verschiedensten Anlässen zum abwechslungsreichen Programm der Frauen. Für den nächsten Monat sei zum Beispiel eine Fahrt ins Panometer nach Leipzig geplant.

Marlis Trommer hat gar keine Zeit für Krankheiten und schon gar nicht dafür, sie lang und breit zu thematisieren. Dabei engagiert sie sich als Betroffene in der Parkinson-Selbsthilfegruppe. Donnerstags ist die Mutter einer Tochter in der Regel bei der Weißenfelser Tafel anzutreffen. Als freiwillige Helferin gibt sie in der Tafelstube „Zur alten Buchdruckerei“ Lebensmittel an bedürftige Familien mit aus.

Über die vielen Glückwünsche anlässlich ihrer Auszeichnung zum Neujahrsempfang der Stadt im Weißenfelser Kulturhaus hat sich die Ehrenbürgerin sehr gefreut. Ihre frühere Chefin, die promovierte Kinderärztin Iris Jecht, schickte folgende Zeilen mit Fotos zur Erinnerung an Marlis Trommer: „Dein Wahlspruch: Freude, nützlich zu sein, ist es, die immer wieder neue Kraft schenkt.“ So wolle es die Geehrte halten, macht sie klar. Auch wenn es um Nachbarschaftshilfe gehe, die sie anbiete. Es sei mit Einkaufen und Kochen ein Geben und Nehmen.

Ihre ehrenamtliche Arbeit füllt Mappen und Ordner: Marlis Trommer hat Texte und Fotos sorgfältig aufbewahrt.
Ihre ehrenamtliche Arbeit füllt Mappen und Ordner: Marlis Trommer hat Texte und Fotos sorgfältig aufbewahrt.
Peter Lisker Lizenz