Engagement Engagement: In Poserna läuft's!
Lützen/MZ. - Alles selbst machen - das ist die große Herausforderung, die es in einem Jugendklub zu bewältigen gilt, wenn der funktionieren soll. Richtig gut hinbekommen das die Herren aus Poserna, die ihren orangefarbenen Treff gegenüber der Kirche selbstständig in Schuss halten. Kein Wunder, dass sich der harte Kern von fünf bis sieben Leuten dort auch täglich trifft. Und sei es nur zum Fernsehen, zum Quatschen oder zum Überlegen, wo es das nächste Wochenende hingehen soll. Thomas Forner ist einer von ihnen.
"Nach der Lehre oder der Arbeit treffen wir uns hier", sagt der 19-Jährige, der einer von vier Leuten ist, welche die "Schlüsselgewalt" besitzen. "In der Woche geht es maximal bis 22 Uhr, am Wochenende dürfen wir bis Mitternacht machen", erklärt er den Deal mit der Gemeinde. Feten müssen vorher angemeldet werden.
Wer glaubt, dass damit das Engagement der Jugendlichen aufhört, der irrt. "Wir wollen noch eine Terrasse bauen", sagt der 19-Jährige und deutet auf ein plan gesetztes Quadrat direkt neben der Treppe zum Eingang des Klubs. Die Umrandung haben die Jungs selbst zementiert. "Wir warten auf das Material", spricht Forner weiter. Deswegen stehen sie auch im regen Kontakt mit Ortsbürgermeister Mario Oberkersch, mit Lützens Stadtoberhaupt Dirk Könnecke und mit Hauptamtsleiter Ronny Mank.
Einen neuen Ölofen brauchen die Jungs auch. "Mehr Fördermittel wären nicht schlecht", wünscht sich die Gruppe. Allerdings fordern sie nicht nur. "Von jedem Mitglied haben wir zwölf Euro eingesammelt", sagt Forner, "als Sicherheit, wenn mal eine Glühbirne kaputt geht, Putzmittel gekauft werden müssen oder falls die Stromrechnung mal zu hoch ausfällt."
"Zu anstrengend", finden das dagegen Vanessa Hertel, Laura Schröter und Anja Beier. Das Trio trifft sich gelegentlich im Meuchener Klub. Die Begründung liegt auf der Hand: "Es bleibt immer an denselben Leuten hängen, wir machen das zwar gern, aber nicht jede Woche", sind sich die Neuntklässlerinnen einig. "Ein regelmäßiger Bedarf ist nicht gegeben, aber wir können die Entwicklung nicht voraus sagen", weiß auch Meuchens Ortsbürgermeisterin Ina Schröter.
Wenn der da wäre, würde eine andere Regelung getroffen werden. Aber solange das nicht gegeben ist, wird das schicke Häuschen auch als Versammlungsstätte des Ortschaftsrates genutzt. Oder als Proberaum der Tanzgruppe Ladylike. Dennoch, als Partyraum möchten die Damenclique den Klub nicht missen. Auch wenn im Sommer draußen genug los ist. "Zu Hause feiern ist laut und blöd", sagen die jungen Damen.
Außerdem ist bei 20 bis 30 Leuten die Kapazität im heimischen Kinderzimmer schnell überschritten. Ähnlich viele Leute kreuzen am Wochenende auch in Poserna auf. Entweder zum Grillerchen oder zum Kicken. Im Schnitt sind die Damen und Herren zwischen 17 und 20 Jahre alt. In Meuchen ist das Klientel jünger, die Gruppe ist zwischen 14 und 17.
Dagegen ist in Dehlitz die Tür des Klubs derzeit auch am Wochenende fast immer geschlossen. Für Christine Krößmann leicht begründbar: "Diejenigen, die die Clique zusammenhalten, sind ausbildungsbedingt nicht immer da. Außerdem trifft sich das Grüppchen bei gutem Wetter in Lösau auf dem Bolzplatz."
Überhaupt nicht ernst genommen fühlt sich dagegen Sebastian Macamo, der öfter in den Lützener Freizeit-Treff des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) namens Kleine blaue Maus kommt. "Hier wird nicht so viel Mist gemacht", begründet der 18-Jährige, der sich in der Regel mit sieben, acht Freunden dort trifft.
"Wenn das Wetter passt, geht's an die frische Luft. Rumlaufen oder ins Schwimmbad", erzählt er. Ansonsten vertreibt er sich vorm Rechner die Zeit, surft im Netz und hört Musik. Mit seinen Kumpels spielt er ab und an auch Billard. "Jeder macht in Lützen sein Ding", ärgert sich Macamo. Aber auf die Idee, selbst etwas in die Hand zu nehmen, ist er nicht gekommen.
Dennoch, einen Platz, wo die Jugendlichen Sport machen können, wünscht sich nicht nur der 18-Jährige. Auch Sozialarbeiterin Grit Deibicht spricht sich für eine kleine Sportanlage, wo nicht nur gebolzt werden kann, aus. Auch Parties vermissen die Lützener Jugend. Zum Feiern geht's in Sax nach Dölzig oder nach Leipzig. "Das wär mal richtig geil", sagt Macamo. Im Roten Löwen gab es im vorigen Jahr eine Disco für Jugendliche. "Die war richtig gut."