Engagement für Kriegsgräberpflege unvergessen
Weißenfels/MZ. - Mit 19 Jahren stand er das erste Mal vor einer Schulklasse. "Meine Schüler waren damals 16", erinnert sich Hilmar Herbst und lächelt in sich hinein. Seit dem heutigen ersten Ferientag befindet sich der Pädagoge nach 46-jähriger Dienstzeit im Ruhestand.
Dass der Granschützer sein letztes Dienstjahr als Schulleiter ausgerechnet an der Weißenfelser Neustadt-Sekundarschule antreten musste, hätte er sich nicht träumen lassen. Nachdem Herbst ein Jahr die Sekundarschule seiner Heimatgemeinde geleitet hatte, stand er anschließend 13 Jahre lang der Sekundarschule Hohenmölsen-Nord vor. Vor einem Jahr wurde der erfahrene Lehrer in einer der größten Schulen Sachsen-Anhalts eingesetzt. Durch die Schließung in Uichteritz und der Herder-Sekundarschule der Kreisstadt lernten im vergangenen Schuljahr immerhin 520 Schüler an der Neustadtschule und wurden von 43 Lehrern unterrichtet. "Ich kannte die Schüler nicht, und von den Lehrern kannte ich nur zwei", blickt der ehemalige Fachberater für Geografie und Astronomie auf das vergangene Schuljahr zurück. Und er stellte sich der großen Herausforderung, brachte seine Erfahrungen ein und lernte selbst Neues, wie er betont.
"Ich hatte mir vorgestellt meinen Schuldienst nach über vier Jahrzehnten in Hohenmölsen zu beenden", gibt er zu. Dabei blättert er in einer dicken Chronik, die Bände spricht - von einer Zeit, in der im Zusammenwirken mit Schülern, Eltern und Lehrern vieles erreicht worden sei. Herbst erinnert nur an die Kriegsgräberpflege im belgischen Lommel, für die sich der Lehrer mit Leib und Seele engagiert hat. Zweimal gab es für die beispielgebende "Versöhnung über den Gräbern" den Schülerfriedenspreis. "Das Wichtigste ist, dass die Schüler Vertrauen zum Lehrer haben." So unterstreicht der 65-Jährige, der bis zuletzt Geografie in der 6. und 9. Klasse unterrichtete und für den bereits in der 7. Klasse, feststand, Lehrer zu werden.
Vertrauen ist auch das Stichwort für die Neuntklässler Olivia Twrdy, Christian Ewert und Martin Zimmermann. "Unser Herr Herbst war ein prima Lehrer und Schulleiter - der Kumpel, väterliche Freund und trotzdem eine Respektsperson", nickt Olivia Twrdy aus Reichardtswerben anerkennend. "Er ist total sympathisch und uns schnell ans Herz gewachsen - schade, dass er geht", meint Martin Zimmermann aus Weißenfels. Die Verbindungen zur Schule will Hilmar Herbst, der mit vielen Auszeichnungen geehrt wurde, nicht abreißen lassen. Der Träger der Verdienstmedaille der Bundeswehr in Gold und der Theodor-Heuss-Medaille spricht von guten Potenzen, die in der Neustadtschule vorhanden seien, eine Gemeinschaft zu werden. "Meine bisherige Stellvertreterin Sigrid Melzer ist ein guter Regisseur."
Mit seiner Frau Bärbel, die ebenfalls Lehrerin war, will der Granschützer nun mehr Zeit für Theater- und Konzertbesuche nutzen. "Natürlich wird der Sport weiter eine Rolle in meinem Leben spielen, um fit zu bleiben", versichert Herbst. Einen Traum will er sich noch erfüllen - nach Australien und Neuseeland reisen.