Ende der Pilzberatung Ende der Pilzberatung in Weißenfels: Sammler müssen nun längere Wege in Kauf nehmen

Weissenfels/Zeitz - Wer in diesen Tagen seinen Korb voller Pilze von der Weißenfelser Expertin Ute Nothnagel untersuchen lassen wollte, stieß auf verschlossene Türen. Denn die 90-Jährige musste die Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen nun endgültig aufgeben, wie ihre Familie auf Nachfrage der MZ mitteilte. Wie es mit der Pilzberatung in Weißenfels weitergeht, ist noch völlig unklar. Ein Nachfolger ist bisher nicht in Sicht.
„Nach dem Regen in den vergangenen zwei Wochen kommt die Saison jetzt erst so richtig in Schwung“
Viele Pilzsammler aus der Region fahren zur Beratung daher nun ins 25 Kilometer entfernte Zeitz. „Ich hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Leute aus Weißenfels da“, berichtet der Zeitzer Pilzsachverständige Eberhard Ditscher. Nach dem Regen in den vergangenen zwei Wochen kommt die Saison jetzt erst so richtig in Schwung. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Pilzausbeute im September jemals so schlecht war“, sagt Experte Eberhard Ditscher, der seit Ende der 1970er Jahre als Sachverständiger tätig ist. Gerade einmal ein einziger Sammler ist in diesem September mit seinen Pilzen zur Beratung gekommen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es mehr als 250. „Das Wetter war in diesem Jahr einfach lange Zeit viel zu trocken. Und die Pilze brauchen natürlich einen feuchten Boden zum Wachsen“, sagt der Experte.
Dass es mit der Pilzberatung in Weißenfels nun ein Ende hat, findet Ditscher äußerst bedauerlich. „Ute Nothnagel hat die Beratung mit viel Freude und Professionalität angeboten“, sagt er. Die Weißenfelser Pilzfreunde müssen nun längere Weg zu anderen Sachverständigen in der Region in Kauf nehmen. Eine eigene Beratung in Weißenfels hält er für notwendig. So hat ihm gerade erst eine Sammlerin aus Langendorf drei Körbe mit ungenießbaren Karbolchampignons mitgebracht, die er alle wegwerfen musste. „Allerdings bin ich selbst auch nicht mehr der Jüngste und weiß nicht, wie lange ich die Aufgabe noch übernehmen kann“, sagt der 82-Jährige, der am Stock geht und daher keine Pilze mehr im Wald sammeln kann.
Probleme mit dem Nachwuchs
Das Problem ist überall dasselbe: „Es gibt niemanden mehr, der sich zum Pilzsachverständigen ausbilden lassen möchte“, hat Eberhard Ditscher festgestellt. Dabei sei das Interesse am Pilze Sammeln immer noch groß: „Das sehen wir ja daran, dass uns viele Leute ihre Funde vorbeibringen, damit wir sie untersuchen können.“ Doch ein Pilzsachverständiger braucht nun mal viel Zeit und nach Möglichkeit ein eigenes Haus, wo er die Besucher empfangen kann. „Das ist in einer Mietwohnung natürlich etwas schwierig“, sagt Ditscher.
Ihm selbst macht die Pilzberatung noch viel Freude. „Ich kann den Leuten helfen“, sagt Ditscher. Und er erfahre dadurch genau, wie sich die Saison entwickelt, auch wenn er es nicht mehr in den Wald schafft. „Außerdem überlassen die Leute mir auch den einen oder anderen Pilz“, sagt der Experte.
Zumindest für Zeitz deutet sich möglicherweise ein Nachfolger an. So hat Ditscher gehört, dass demnächst ein Lehrer aus Sachsen nach Zeitz ziehen soll, der ebenfalls Pilzberater ist. Kommentar
Pilzberatungen im Burgenlandkreis nach telefonischer Anmeldung (Auswahl): Eberhard Ditscher, Hauptstraße 31 in Zeitz, Telefon: 03441/21 46 10; Gottfried Hollmann, Droyßig, Camburger Straße 30, Tel.: 034425/2 10 74; Dieter Massow, Zeitz, Moskauer Straße 22, Tel.: 0174/6 75 51 06
(mz)