Drama im Diorama Drama im Diorama: Ausstellung über die Schlacht von 1757 kann wieder besucht werden

Reichardtswerben - Die Ausstellung über die Schlacht bei Roßbach in Reichardtswerben, dessen Kernstück ein Diorama ist, hat wieder geöffnet. Wenn auch unter coronabedingten Auflagen: So gilt Mundschutzpflicht, es steht Desinfektionsmittel bereit und die Besucher müssen sich mit ihren Daten in eine Liste eintragen. Die Einschränkungen nimmt Matthias Krämer aber gerne hin. Er ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) „Diorama Schlacht bei Roßbach“ und geht durch die Räume der Schau, die sich in einem Fachwerkgebäude aus der Mitte des 17. Jahrhunderts befindet.
Feier zum zehnjährigen Bestehen war Anlass für Mitgliedschaft in der IG
Zu sehen sind viele Exponate, die vom Ereignis zeugen, welches am 17. November 1757 Geschichte schrieb. Preußenkönig Friedrich der Große besiegte damals bei Roßbach, einem Nachbarort Reichardtswerbens, die Franzosen und markierte damit einen der Wendepunkte des Siebenjährigen Krieges. „Da hängt schon mein Herzblut dran“, sagt Matthias Krämer. Seine Leidenschaft für die Ausstellung begann vor 20 Jahren.
Das kleine Museum feierte damals sein zehnjähriges Bestehen und dazu gab es eine Ausstellung in der Gaststätte des Ortes. Matthias Krämer ging hin und schaute sie sich an. Er bemerkte nicht, dass er beobachtet wurde. Und zwar von Kurt Pippel, dem damaligen Vereinsvorsitzenden, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Er sprach Matthias Krämer an und fragte, ob er nicht Mitglied in der IG werden wolle.
20 Quadratmeter großen Diorama zeigt Schlacht von 1757
„Ich bin dann eingetreten und Kurt Pippel hat mich an das Thema herangeführt“, sagt der heute 64-Jährige Matthias Krämer. „Mittlerweile bin ich auch Chef von dem Ganzen“, sagt der Mann, der bis vor wenigen Monaten OP-Pfleger in einem Krankenhaus in Halle war und nun im Ruhestand ist.
Matthias Krämer steigt die Treppen hinauf und bleibt an dem 20 Quadratmeter großen Diorama, einer Nachbildung der dramatischen Schlacht, stehen. Es besteht aus 4.500 Zinnsoldaten. Obwohl es bei weitem nicht so viele Soldaten wie 1757 sind, lässt sich gut erahnen, was sich damals abspielte.
Diorama mit viel Liebe zum Detail
Gestaltet worden war es 1933 bis 1935 vom Oberlehrer der Weißenfelser Bergschule, Max Brauer, der bereits am Diorama der Schlacht bei Lützen mitgewirkt hatte. „Er hat viel Liebe ins Detail gesteckt“, sagt Krämer und zeigt auf ein Häuschen mitten in der Nachbildung von Reichardtswerben.
Dieses habe es zu seinen Kinderzeiten noch gegeben. „Dort haben wir uns als Kinder immer nach der Schule untergestellt, wenn es regnete.“ Es gibt noch viele weitere Exponate. Krämer verweist auf Kopien der historischen „Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ von 1757, auf der alle gefangen genommenen französischen Offiziere namentlich aufgelistet sind.
„Es ist ein Stück unserer Heimatgeschichte“
Diese überlies ein Besucher den dankbaren Reichardtswerbenern. Krämer greift in eine Vitrine und holt eine handtellergroße Kanonenkugel heraus. Diese war bei der Renovierung einer Scheune in der Lehmwand gefunden worden. Funde in der Flur gibt es noch heute. So zeigt Krämer auf einen französischen Pallasch, eine Art Säbel.
Dieser wurde vor einigen Jahren nahe des Ortes, im Straßengraben steckend, entdeckt. Hinzu kommen kleine Bleikugeln, Teile von Bestecken, Knöpfe, Münzen. „Es ist ein Stück unserer Heimatgeschichte“, sagt Krämer.
››Geöffnet: sonntags 14 bis 16 Uhr, außerhalb dieser Zeit nach telefonischer Anmeldung unter 03443/279852 oder 03443/200676 melden. Der Eintritt ist frei. (mz)