Die Auferstehung der Schwurhand
Hohenmölsen/MZ. - "Schwurhandstadt Hohenmölsen" steht auf dem Schild, was an der Autobahn auf die Stadt der drei Türme aufmerksam machen soll. Noch flimmert das Schild nur auf dem Bildschirm, doch eine Hand voll engagierter Bürger, wie Pfarrer Rudolf Hempel, Andy Haugk, Vorsitzender des Vereins "Drei Türme", und Rechtsanwalt Mathias Griesbach plant fest, es aufzustellen.
"Wer denkt, dass wäre was Lustiges, der kennt die Geschichte nicht", beteuert Ronald Luckanus, Geschäftsführer der Hohenmölsener Wobau, und ging mit diesem Vorhaben in die letzte Stadtratssitzung. Nachdenkliche Gesichter ebenso wie überraschte Mienen. Letztlich abwartende Haltungen gegenüber der Schwurhand-Stadt-Idee. "Es wäre wichtig, wenn dieses Alleinstellungsmerkmal für die Identität der Menschen von der Politik mitgetragen wird", denkt Luckanus.
Käsemölsen, Stadt der drei Türme - nun Schwurhandstadt? "Alles hat seine Wertigkeit. Die Schwurhand ist für Hohenmölsen jedoch das Bedeutendste. Das muss man nach außen tragen", sagt Haugk. Der mit dem Markenschutz beauftrage Patentanwalt aus Weimar sieht sie von gleichem Stellenwert wie die Himmelsscheibe von Nebra beziehungsweise in einer Reihe zu den Titeln "Bachstadt Leipzig" und "Lutherstadt Wittenberg". Und Hempel setzt nach: "Fakt ist, dass die Stadt das historisch Wertvollste in ihrer Geschichtsschreibung nicht beachtet und diese Vermarktung schlichtweg verschlafen hat."
Material über die Schlacht von Hohenmölsen hat sich der Pfarrer sogar über den Vatikan besorgt und viele Bücher gelesen. "Die abgeschlagene Hand liegt zwar im Dom zu Merseburg. Unweit unserer Stadt ist sie jedoch König Rudolf von Schwaben abgeschlagen worden." Er lässt keinen Zweifel: Die wahrhaften Erben dieses Geschichtsereignisses sind die Hohenmölsener.
Die Wortmarke "Schwurhandstadt Hohenmölsen" ist beim Patentamt zwischenzeitlich eingereicht worden. Nun soll die Schwurhand im Hohenmölsener Alltag mitmischen. Das werde ein Prozess von vielen Jahren, sind sich die Männer einig. "Wir wollen keine mediale Blase verkaufen, sondern das Image der Stadt verbessern helfen", sagt Haugk. Denn: "Wenn vieles verschwindet, hält man sich an Symbolen fest." Die Schwurhand soll für Treue und Ehrlichkeit stehen. Angedacht ist von den Initiatoren, dem Thema Schwurhand im künftigen Haus der Stadtgeschichte Raum zu geben. Projekte in den Schulen könnten sich damit beschäftigen, Unternehmen die Marke kostenfrei für sich nutzen und über die Stadtgrenzen hinaus tragen. Viele Bausteine sollen sich zusammenfügen, hofft Haugk und Luckanus denkt: "Die Mölsner können stolz ihre Geschichte nach Außen tragen." Der Pfarrer sieht es aus kirchlicher Sicht in aller Ernsthaftigkeit heiter: "Das muss alles erst seine lustige Auferstehung feiern."