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Der Theaterzug kehrt zurück Der Theaterzug kehrt zurück: Welche Geschichte diesmal in Weißenfels erzählt wird

Von Alexander Kempf 15.08.2020, 06:00
Schauspielerin Natalia Voskoboynikova bei einer Probe
Schauspielerin Natalia Voskoboynikova bei einer Probe Jens-Erwin Siemssen

Weißenfels - Das Konzept des Theaters „Das letzte Kleinod“ dürfte vielen Weißenfelsern noch in bester Erinnerung sein. Seit 1991 produziert es einzigartige Theaterstücke an außergewöhnlichen Originalschauplätzen. Im Frühjahr des vergangenen Jahres machte der Theaterzug des Ensembles schließlich in Weißenfels Halt, um dort die Geschichte des leerstehenden Intex-Gebäudes in der Nähe des Bahnhofes zu recherchieren und diese anschließend in Form eines Stationentheaters zu erzählen.

Die Nachfrage beim Publikum war damals riesig. Man hätte sogar die doppelte Anzahl Tickets verkaufen können, wäre das Kontingent nicht beschränkt gewesen, erzählte Regisseur Jens-Erwin Siemssen damals kurz vor der Abfahrt.

Heimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft

Dass man den Theaterzug in Weißenfels bald wiedersehen würde, erschien da ob seiner wechselnden Stoffe trotzdem unwahrscheinlich. Doch genau das ist nun der Fall. Denn zwischen dem 3. und dem 5. September wird das Eisenbahntheater in Weißenfels in drei Vorstellungen sein jüngstes Werk „Komme bald“ aufführen. Dieses erzählt von Heimkehrern aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Hiefür besuchten die Theatermacher Zeitzeugen, welche die Zeit in sowjetischen Lagern miterlebt haben. Alle seien inzwischen mindestens zweiundneunzig Jahre alt. „Die ehemaligen Soldaten erzählten von der Kindheit in der Hitlerjugend, von der Verblendung durch den Faschismus und von der Verrohung der Jugendlichen im Kriegsgeschehen“, heißt es.

Während das Intex-Projekt im vergangenen Jahr noch gemeinsam mit dem Naumburger Theater umgesetzt worden ist, hat „Das letzte Kleinod“ in diesem Jahr mit dem Kleist Forum Frankfurt (Oder) zusammengearbeitet. Entstanden ist das dokumentarische Theaterprojekt im Rahmen des Themenjahres „Krieg und Frieden“ des Kulturlandes Brandenburg.

Diesmal keine Geschichten von Weißenfelser Zeitzeugen

Doch wenn diesmal keine Geschichten von Weißenfelser Zeitzeugen erzählt werden, warum hält der Theaterzug dann in der Saalestadt? „Weißenfels steht auf dem Tourplan, weil es dort im vergangenen Jahr so schön war“, erklärt Referentin Lina von Kries. Besonders die intensive Zusammenarbeit mit vielen Laiendarstellern in der Saalestadt haben die rollenden Theatermacher in bester Erinnerung behalten.

Die Zusammenarbeit soll nun sogar wieder aufleben. So bemühe man sich, einen Chor aus Weißenfels in das neue Stück einzubinden. „Wir versuchen das“, kündigt die Projektreferentin an. Da das neue Theaterstück unter freiem Himmel aufgeführt wird, ist sie zuversichtlich, dass die gemeinsame Vorstellung auch in Zeiten der Corona-Pandemie gelingt.

Titel „Komme bald“ ist einem Telegramm entlehnt

Gespielt wird die auf Berichten von Zeitzeugen basierende Aufführung in und vor einem alten Güterwagen. Mit weiteren Objekten wollen die vier Darstellerinnen die Erlebnisse der Heimkehrer greifbar machen. Es ist ein spannendes Thema, zu dem sicher auch viele ältere Menschen aus Weißenfels und Umgebung einen Bezug haben.

Der Titel „Komme bald“ ist einem Telegramm entlehnt, welches ein Heimkehrer nach tagelangen Transporten aufgab, als er im Lager Gronenfelde am Stadtrand von Frankfurt (Oder) angekommen war. Kurze Zeit später kehrten er und andere in die Heimat zurück. Teils nach zehn Jahren der Trennung.

Aufgrund der begrenzten Sitzplätze raten die Theatermacher, Karten frühzeitig im Vorverkauf zu erwerben. Der Mindestabstand werde bei den Aufführungen eingehalten. Die Verwendung eines Mundschutzes wird empfohlen.

››Tickets erhältlich via: www.das-letzte-kleinod.de (mz)