Der Junge mit der Gitarre

muschwitz/MZ - Er ist ein Ausnahmetalent, einer, der mit seinem Instrument den Blues-Rock im Blut hat, der experimentiert und Songs improvisiert, die an Musik von „Nirvana“, Rory Gallagher und „Ten Years After“ mit dem erst in diesem Jahr gestorbenen virtuosen Gitarristen Alvin Lee (68) erinnern. Am Freitagabend ist Florian Zimmer beim Open-Air-Festival in Dieskau im Saalekreis (siehe Beitrag „Hauch...“) zu erleben.
Fans dieser Stilrichtung reisen aus ganz Deutschland an, schmelzen dahin, wenn der erst 15-jährige Musiker aus dem Lützener Ortsteil Muschwitz mit seiner Band „Inutero“ auf der Bühne steht, in die Saiten greift und singt. Dann verwandelt sich der sonst so schweigsame Junge mit der blonden Mähne plötzlich und ist in seinem Element. Wie ein wildes Kind, er zelebriert und er lebt ihn - den experimentiellen Blues-Rock, erklären Musiker, die sich in der Stilrichtung auskennen. Seine Lehrer vom Agricolagymnasium Hohenmölsen und Pädagogen der Weißenfelser Musikschule erklären, dass sie ihm musikalisch nicht mehr viel beibringen könnten. Solche Einschätzungen machen den stillen jungen Mann mit der schnellen Auffassungsgabe eher verlegen, als dass er vor Selbstbewusstsein strotzt. „Natürlich werde ich nach meiner Mittelstufenprüfung II weiterhin die Musikschule besuchen, um klassische Gitarre zu lernen. Suiten von Bach und Werke von John Dowland oder Mauro Giuliani zu spielen, dabei Dynamik und Stilistik zu beherrschen, ist ein gutes Rüstzeug“, sagt der Gymnasiast, der die neunte Klasse mit einem Durchschnitt von 1,5 abgeschlossen hat. Neben Musik liebt er auch die Mathematik, bekennt er schüchtern.
„Der Flo wird es noch weit bringen“, schreiben Fans der Band „Inutero“ auf der Gästeseite der dreiköpfigen Gruppe im Internet. Die Finger flitzen auf den Saiten hin und her, Zimmer junior liebt es, ein schneller und fingerfertiger Gitarrist zu sein - so wie einst der legendäre Alvin Lee von „Ten Years After“. Das Instrument lässt den Muschwitzer seit seinem achten Lebensjahr nicht mehr los. Seine Eltern unterstützen und fördern Florians Begabung. „Unser Sohn ist nicht nur talentiert, er übt jeden Tag, ist fleißig und diszipliniert - und dabei nicht abgehoben“, sagt Vater Roland Zimmer, der die Band managt und den Bass bei „Inutero“ spielt, während ein Leipziger an den Drums sitzt. Der Bandname, auf Deutsch „In der Gebärmutter“, ist der Titel des dritten und letzten Studioalbums der USA-Grunge-Band „Nirvana“ von 1993.
Was Zimmer senior berührt, ist die Altersstruktur der Fans. „Die meisten Zuhörer sind zwischen 40 und über 60 Jahre“, berichtet der 55-Jährige. Gern würden Vater und Sohn nach Auftritten vor ein paar Jahren im Weißenfelser Geleitshaus-Pub und im Mai dieses Jahres in Borau mal wieder in der Region eine Mugge absolvieren. Zurzeit sind die „Inuteros“ neben Terminen in Halle und Köthen in Thüringen gefragt. Sie werden zum Bluesfasching nach Apolda eingeladen und touren bis nach Jena, Erfurt, Eisenach, Bad Salzungen. „Je mehr Leute kommen, um so höher ist mein Lampenfieber“, gesteht Florian Zimmer.
Ob er die Musik mal zum Beruf machen möchte, weiß der künftige Zehntklässler noch nicht. Der gebürtige Hohenmölsener, der noch eine sieben Jahre ältere Schwester hat, kennt sich sehr gut mit Noten aus, liebt aber auch Zahlen und Formeln über alles. In Musik und Mathe hat er eine Eins. Erst mal will „Flo“ seine Schulzeit nutzen, um später ein ordentliches Abiturzeugnis vorzuweisen.