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Der Blick auf den Kirchturm der Stadt muss einfach sein

Von PETRA WOZNY 12.03.2010, 18:54

HOHENMÖLSEN/MZ. - Die heute 61-Jährige ist noch vor der großen Umsiedlung der Großgrimmaer nach Hohenmölsen gezogen und hat es nie bereut. "Hier bin ich zu Hause", sagt sie und lässt keine Zweifel aufkommen.

Die gelernte Verkäuferin wechselt als junge Frau beruflich in die Gastronomie und familiär dennoch ins Mansfelder Land. Vorerst, erinnert sie sich mit Wehmut. "Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen. Ja, ich hatte sogar Heimweh", schildert sie und erklärt, was sie besonders vermisste. "Mir fehlte der Blick auf den Kirchturm, der in Hohenmölsen das Stadtpanorama überragt. Mir fehlte die Nähe zu den Eltern und Schwiegereltern." Punktum. Die Familie zieht zurück und baut in Jaucha ein Haus. Das platzt irgendwann aus allen Nähten, denn Tochter Annett kommt ganz nach der Mutter. Auch sie braucht die Nähe der Eltern, obgleich sie selbst eine kleine Familie hat.

"Jetzt wohnen wir in Hohenmölsen in einem Zweifamilienhaus, und alles ist in Ordnung", sagt die junge Frau strahlend. Weg von Hohenmölsen - nie im Leben, ist von der 28-Jährigen zu hören. Hier hat sie ihren Sören im Rathaus das Ja-Wort gegeben, hier gehen ihre beiden Kinder Leon Maurice und Leah Melissa ihre ersten Schritte. Hier hat sie alle ihre Freunde, Verwandten und hier eben die Familie. "Wir sind mit dem Ländlichen verwurzelt, der Natur, den Gewohnheiten hierzulande und den schönen Festen", untermauert sie, warum sie gern Hohenmölsnerin ist. Ganz besonders, weil sie seit vergangenem Jahr gemeinsam mit ihrer Mutter in der Gaststätte "Lindenhof" arbeitet und meint: "Das ist der neue Treffpunkt von Hohenmölsen."

Mutter Wartenberg hatte sich 1999 an der städtischen Ausschreibung beworben. "Dass ich das Lokal leiten kann, ist ein Glücksfall", urteilt sie jetzt. Damals, mit knapp 50 Jahren, kniet sich Martina Wartenberg richtig in die Arbeit. Doch die Kasse klingelt immer weniger. Gern gesehene Stammkunden bleiben weg. Ein Kleinbeigeben ist jedoch für die Hohenmölsnerin nicht drin. Sie bewirbt sich bei Fernsehköchen um ein Casting - und die kommen tatsächlich, krempeln so manches um und schulen die Chefin samt ihrer jungen Tochter. "Geholfen hat es. Wir kochen heute ganz anders", schildert Annett Heiland. Doch nicht nur die schlankere Speisekarte samt der frischen Zutaten und regelmäßigen Schnitzeltage machen den "Lindenhof" zu einer gefragten Adresse in der Stadt. Frühlingstanz, ein Biergarten und Diskothek sowie eine umfangreiche Renovierung der Gaststätte im Mai - all das ist ab diesem Jahr neu. "Als Hohenmölsener wollen wir etwas für die Hohenmölsener tun", sagt die Ältere und die Jüngere pflichtet ihr bei: "Wir geben unsere Heimatliebe an unsere Kinder weiter. Auch sie sollen später gute Gründe haben, hier zu bleiben."