Das verrückte Schuljahr Das verrückte Schuljahr: Hinter der Grundschule liegen aufregende Monate

Uichteritz - Wenn auch für Regine Janovsky am Mittwoch das Schuljahr endet, dann weiß sie: „So ein Schuljahr habe ich noch nicht erlebt.“ Dabei war es eigentlich Herausforderung genug. Immerhin war es für die Pädagogin mit 30-jähriger Berufserfahrung das erste Jahr als Leiterin der Grundschule im Weißenfelser Ortsteil Uichteritz.
Doch dann sollte sich auch für sie die Welt plötzlich ändern. Wegen Corona schließen Mitte März die Schulen. Homeschooling wird zum neuen Schlagwort. „Wir haben es gut hinbekommen“, sagt Regine Janovsky heute mit dem Abstand von vier Monaten. Seit 15. Juni sind alle Mädchen und Jungen wieder in der kleinen Einrichtung mit ihren etwas mehr als 100 Schülern. Es gibt feste Lerngruppen und Sitzplätze, gestaffelte Pausenzeiten und einen Schulhof, der in verschiedene Bereiche eingeteilt ist. „Wir bemühen uns nach Kräften, alle Vorgaben einzuhalten“, sagt die Leiterin und weiß doch, dass Kinder immer Kinder bleiben.
„Die Schule hat uns von Anfang an unterstützt und kein Kind im Stich gelassen“
Das weiß auch Ines Börner. Sie lebt im idyllischen Saaleörtchen Lobitzsch und ist Vorsitzende des Schulfördervereins. Sohn Elias beendet jetzt die zweite Klasse. „Die Schule hat uns von Anfang an unterstützt und kein Kind im Stich gelassen“, sagt die Mutter und findet wie andere Eltern auch, dass die Familie gerade in den Wochen des Lockdowns enger zusammengerückt ist. Da wurde gemeinsam gekocht und gebacken oder der Garten im Frühjahr bestellt.
Wobei Elias meint: „Mir hat die richtige Schule schon gefehlt“ - die Freunde, der direkte Kontakt zu den Lehrerinnen. Erleichtert sind deshalb alle, dass mittlerweile wieder ein gutes Stück Alltag eingekehrt ist. Schade findet Ines Börner, dass das traditionelle Schulfest im Juni in diesem Jahr wegen Corona nicht stattfinden konnte. Aber vielleicht klappt es ja mit einem anderen Höhepunkt - mit dem Halloweenfest im Herbst.
„Als mein großer Sohn in die Schule ging, da waren die Fenster schon undicht“
Doch vorher beginnt Ende August erstmal das neue Schuljahr. Und dann werden in Uichteritz wohl auch wieder Probleme stärker in den Vordergrund rücken, die die allgegenwärtige Corona-Krise zeitweise verdeckt zu haben schien. Da ist vor allem der Zustand des 1981 errichteten Schulgebäudes. „Als mein großer Sohn in die Schule ging, da waren die Fenster schon undicht“, erzählt Ines Börner. Von 2008 bis 2012 lernte ihr Großer in Uichteritz. Zwischendurch drohte sogar eine Schulschließung.
Dass ein solcher Einschnitt im gerade vom Stadtrat verabschiedeten neuen Grundschulkonzept bis 2035 nicht droht, freut auch Ines Börner. „Das ist doch so ein schöner Schulstandort - klein, fast familiär“, meint sie und ist sich damit wohl mit fast allen Eltern einig. Immerhin wird es ihr zweiter Sohn noch erleben, dass das Schulgebäude während seiner Uichteritzer Zeit neue Fenster erhält. Im Herbst soll es nun endlich soweit sein. Die Stadt will 50.000 Euro dafür investieren.
Sehr zur Freude von Schulleiterin Regine Janovsky. In den nächsten Wochen will sie erst einmal Urlaub machen und durchatmen nach diesem so besonderen Schuljahr. Die Kraft wird sie brauchen. Denn ab Ende August dürfte alles nicht viel einfacher werden. „Ich hoffe, dass das Schuljahr normal beginnen kann“, sagt die Lehrerin schon mal. Dann werden auch 30 Erstklässler in Uichteritz erwartet. An der kleinen Schule, die gerade eine große Krise gut gemeistert hat.
Zum Schluss viele Kinder in Notbetreuung
Der Regelbetrieb an den Grundschulen der Stadt hat in den vergangenen Wochen insgesamt „recht gut“ funktioniert. Zu dieser Einschätzung ist Maik Trauer, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste bei der Stadt Weißenfels, gelangt. Aufgrund der Hygienevorgaben ziehe sich die Einlasszeit am Morgen vor allem an den großen Schulen deutlich länger hin als zu normalen Zeiten. Die Rede sei von bis zu einer Stunde, so Trauer im Sozialausschuss.
In den Wochen der Notbetreuung sei die Zahl der Kinder in den Kitas und Schulen kontinuierlich gestiegen, so Trauer. Unmittelbar nach der Schließung im März seien weniger als 100 Mädchen und Jungen in der Kita-Notbetreuung gewesen. Bis Ende Mai sei die Zahl schrittweise auf bis zu 750 gestiegen . Das sind etwa 30 Prozent der normalerweise betreuten Kinder. In den Grundschulen eine ähnliche Tendenz: Von anfangs 23 Schülern bis zu 120 Ende Mai. (mz)