Classic-Cup Zorbau Classic-Cup Zorbau: Rennfahrlegenden unter sich

Weissenfels/Zorbau/MZ - Von tollkühnen Männern in ihren fast fliegenden Kisten kann man kommendes Wochenende gewiss reden. Dann findet im Gewerbegebiet Zorbau der Classic-Cup statt. Fahrer von Motorrädern der ehemaligen DDR-Marke Awo zeigen in Präsentationsläufen ihre Maschinen. Und elf von denen, die sie in der großen Zeit dieser Marke - den 1950er Jahren -, fuhren und warteten, haben ihr Kommen auch zugesagt. Unter ihnen Hans-Joachim Scheel, zweimaliger DDR-Meister und „ein unwahrscheinliches Fahrertalent“, wie Organisator Torsten Busch mit leuchtenden Augen sagt.
Scheel ist eine Legende. Als er 1954 zum ersten Mal DDR-Meister wurde, war der junge Mann aus Apolda gerade mal 21?Jahre alt. Auf Schwarz-Weiß-Fotos erkennt man ihn am fast lockigen Haar - oder weil er mit seiner Maschine verschmilzt. Seinerzeit gab es sogar Fanpostkarten von ihm.
Kein Wunder: Motorradrennen waren ein unglaublicher Besuchermagnet, berichtet Busch. Hunderttausende strömten zu den Strecken in Schleiz und Frohburg oder zur Halle-Saale-Schleife. Und dort knatterten die Zweiräder in nahezu irrem Tempo vorbei. 180?Kilometer pro Stunde seien die damals gefahren, erzählt Busch. Und das mit einem dünneren Helm, in Lederjacke, die nicht annähernd so gepolstert war, wie es heutige sind.
Rennen jährt sich zum 60.?Mal
Busch kennt sich aus in der Zeit, hat ein Buch über Motorräder der Marke Awo (Kurzform von Awtowelo, einer sowjetischen Aktiengesellschaft, die später in Simson umbenannt wurde) unterstützt und mit Fotos beliefert. Er nennt mehrere dieser Maschinen sein eigen. Hat sie gekauft und eine Menge Zeit und Geld investiert, damit es die Schmuckstücke sind, die heute in der Sonne glänzen.
Eine Liebhaberei, die Ausdauer benötigt. Denn Ersatzteile sind entweder teuer oder gar nicht zu finden. Dann lässt man sie produzieren. In seiner Werkstatt baut Busch manche Maschine auf, nimmt mittlerweile selbst auf Rennstrecken an Wettbewerben mit historischen Maschinen teil. Außerdem gehört der Markwerbener den Dragon Bikers an, dem Weißenfelser Motorradclub. An deren Spitze hatte er vor drei Jahren bereits ein Awo-Treffen in Zorbau organisiert. Und danach seien viele mit der Frage, noch mal so eine Veranstaltung zu machen, an ihn herangetreten.
Nun jährt sich dieses Jahr das erste Rennen mit einer Rennmaschine aus der Awo-Fabrik Suhl zum 60.?Mal. Wenn das kein Anlass ist, dachten sich die elf Vereinsmitglieder. Sie holten 30?Helfer an Bord und danken auch den vielen weiteren Unterstützern bei der Vorbereitung. Gemeinsam haben sie ein dickes Programm geschnürt.
Der Startschuss für den Classic-Cup fällt am Samstag, 14?Uhr, im Gewerbegebiet Zorbau. Dann sind Räder im Stehen wie in der Bewegung zu sehen. 50?Teilnehmer zeigen bei Präsentationsläufen in drei Klassen, was die Awos seinerzeit konnten beziehungsweise, wie sie heute in Rennen geschickt werden. Und ein Plausch über die Geschichte der Awo und die Geschichten, die sie schrieb, ist vielleicht auch drin bei diesem Stelldichein der lebenden wie motorisierten Rennsportlegenden.
