Chefarzt Windschall im Interview mit der MZ Chefarzt Windschall im Interview mit der MZ: Ärzte lernen von Weißenfelsern

Weißenfels - Klaus-Dieter Kunick sprach darüber mit Daniel Windschall, promovierter Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
Warum fand die Veranstaltung ausgerechnet in Weißenfels statt?
Windschall: Wir haben uns mit dem Gelenkultraschall bei Kindern hier in unserer Kinderrheumatologie sehr viel befasst. Mit dem Ultraschall kann die Diagnose kindliches Rheuma inzwischen viel früher und besser nachgewiesen werden. Hier in Weißenfels haben wir mit dem Kurs vor drei Jahren begonnen. Inzwischen ist er etabliert im Bundesgebiet.
Ist denn Rheuma bei Kindern tatsächlich ein so großes Thema?
Windschall: Unbedingt. Betroffen sind in Deutschland rund 100 von 100.000 Kindern und Jugendlichen, Mädchen dabei häufiger. Rund 1.500 jährliche Neuerkrankungen kommen hinzu. Im Weißenfelser Krankenhaus werden derzeit etwa 50 Kinder pro Quartal behandelt. Die Zahl der Erkrankungen geht nach oben.
Was verbirgt sich hinter dem Krankheitsbild Kinderrheuma?
Windschall: Es handelt sich um einen chronischen Entzündungsprozess im Gelenk, bei dem sich das eigene Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet. Die Entzündungen können sich in allen Gelenken abspielen. Das Kinder daran erkranken können, ist nach wie vor unbekannt. Oft klagen die Kinder wenig über Schmerzen, nehmen jedoch gelenkschonende Fehlhaltungen ein, zum Beispiel eine Beugestellung im Kniegelenk. Aufmerksame Eltern bemerken Veränderungen im Bewegungsmuster ihres Kindes, oft besteht vor allem morgens eine Steifigkeit in den Gelenken.
Wo stehen Sie bei der Erforschung?
Windschall: Die Gelenksonografie ist eine Untersuchungsmethode, die noch relativ jung ist und sich erst entwickelt hat. Wir sind in Weißenfels Vorreiter auf dem Gebiet. Die Gelenkuntersuchung von außen sagt zwar viel aus, aber genauer kann man es mit dem Ultraschall nachweisen.
Die Mediziner haben also von den Weißenfelsern gelernt?
Windschall: Das kann man durchaus so sagen. Aber auch von den anderen Referenten aus ganz Deutschland. Wichtig ist, dieses Krankheitsbild und die Untersuchungsmethode bekannter zu machen, damit die Krankheit früh erkannt und rechtzeitig behandelt wird.
Worin besteht die Schwierigkeit?
Windschall: Der Ultraschall an Kindern ist nicht so einfach wie an Erwachsenen, weil die Gelenke in jedem Kindesalter anders aussehen und sich erst entwickeln. Wir hatten zudem gesunde und kranke Kinder mit unterschiedlichen Krankheitsbildern wie Gelenkentzündungen und Knochenerkrankungen hier bei der Schulung mit vor Ort, damit die Kursteilnehmer sehen konnten, wie das konkret aussieht. (mz)