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Caritas Wohn- und Förderstätte in Schelkau Caritas Wohn- und Förderstätte in Schelkau: Eine Frau für alle Fälle

Von Anka Stolper-Heinike 06.05.2015, 21:20
Heike Richter ist eine vielgefragte Frau in der Wohnstätte. Hier repariert sie ein Türschloss.
Heike Richter ist eine vielgefragte Frau in der Wohnstätte. Hier repariert sie ein Türschloss. peter lisker Lizenz

Schelkau - Wenn Heike Richter gefragt wird, ob sie in Schelkau ihren Traumjob gefunden hat, dann kommt ein klares Ja aus ihrem Mund. Seit sieben Jahren ist die Hohenmölsenerin leitende Haustechnikerin der Caritas Wohn- und Förderstätte Julius von Pflug in Schelkau, betreut als solche auch die Wohngruppeneinrichtung am Zeitzer Knittelholz, die betreuten Wohnungen im Zeitzer Hochhaus und die Kreativwerkstatt in Krauschwitz. Ein Riesenpensum an handwerklich-technischer Arbeit - und das für eine Frau.

Schon immer ein Faible für Werkzeuge

Derartige Bemerkungen lassen Heike Richter schmunzeln. Sie hat kein Problem damit, in einem eigentlich von Männern dominierten Job zu arbeiten. Im Gegenteil. Schon mit ihrer eigentlichen Berufswahl, die 45-Jährige hat im einstigen Braunkohlenkombinat Erich Weinert in Deuben eine Lehre zur Elektromonteurin abgeschlossen, habe sie ihren Interessen und nicht ihrem Geschlecht Rechnung getragen. „Ich habe schon immer gern mit Werkzeugen gearbeitet. Also habe ich diesen Beruf gewählt“, erzählt die verheiratete Mutter von zwei Kindern.

Die Wohn- und Förderstätte Schelkau wurde 1997/98 für rund 9,4 Millionen Euro errichtet und am 16. April 1998 eingeweiht. Träger der Einrichtung ist die Caritas-Trägergesellschaft Sankt Mauritius gGmbH. Insgesamt verfügt die Wohn- und Förderstätte über 131 Plätze, davon 94 im Wohnheim Schelkau, 24 im Wohnheim Am Zeitzer Knittelholz und 13 im Intensiv Betreuten Wohnen im Hochhaus Zeitz.

Zur Wohn- und Förderstätte gehört auch die Kreativwerkstatt in Krauschwitz. Derzeit entsteht in Schelkau eine neue und modernere Kreativwerkstatt. Sie wird am 13. Juni feierlich eingeweiht. (ash)

Nach der Wende hat Heike Richter 14 Jahre lang hat als Haustechnikerin im Hohenmölsener Kirschbergcenter gearbeitet, ehe sie dem dortigen Personalabbau zum Opfer gefallen ist. Nach einem dreimonatigen Bewerbungsmarathon sei dann die telefonische Einladung zum Vorstellungsgespräch in der Wohn- und Förderstätte Schelkau gekommen. „Die haben mir noch am selben Tag die Arbeitsstelle zugesagt. Das war ein Sechser im Lotto“, erzählt die Hohenmölsenerin.

Die Berufswahl nie bereut

Noch heute sei sie dem Leiter der Einrichtung, Bernhard Maier, äußerst dankbar. Denn der habe, entgegen der Meinung so mancher Skeptiker, durchgesetzt, dass sie als Frau den Job bekommen hat. „Ich habe diese Wahl nie bereut. Wir können uns glücklich schätzen, so eine engagierte und fähige Haustechnikerin zu haben“, betont dann auch der Leiter der Caritas Wohn- und Förderstätte. Im Oktober 2007 hat Heike Richter in der Schelkauer Wohn- und Förderstätte zu arbeiten angefangen. Vorgänger Hartmut Jobst habe sie, bevor er in Rente gegangen ist, ein Vierteljahr lang eingearbeitet. Dann habe sie sich beweisen müssen, so Heike Richter. Schwerer als das Hereinfinden in den beruflichen Alltag sei anfänglich der Umgang mit zum Teil schwerstbehinderten Menschen gewesen. Da habe sie manchmal schon schlucken müssen. Aber mittlerweile sei auch das kein Problem mehr.

Manchmal trotzdem froh über Abstand zum Job

„Trotzdem bin ich manchmal froh, Abstand zu bekommen. Man sieht schon einiges, was nicht leicht zu verarbeiten ist“, erzählt die 45-Jährige. Als Haustechnikerin sei sie Mädchen für alles und immer auf Abruf, erzählt sie. So käme es auch schon mal vor, dass sie trotz weiterer drei Mitarbeiter im haustechnischen Bereich aus dem Urlaub geholt werde. Ob Heizung, Lüftung, Gartengerätewartung, Winterdienst, die Reparatur von Möbeln, Waschmaschine und Trockner - es gibt kaum etwas, an dem Heike Richter noch nicht gewerkelt hab. Selbst für das Bewegungsbad muss sie Wasser- und Heizwerte messen und Zusätze kalibrieren. Und im hauseigenen Blockheizkraftwerk kennt sich die Hausmeisterin bestens aus.

Obwohl sie nun schon sieben Jahre als leitende Haustechnikerin tätig ist, müsse sie sich als Frau so manches Mal noch durchsetzen. „Ich werde schon oft von Männern unterschätzt. Vor allem von den Mitarbeitern mit Reparaturen beauftragter Firmen. Die staunen nicht schlecht, wenn ich mich mit Handwerkerbegriffen und Kniffen besser auskenne als sie selbst“, meint Heike Richter schmunzelnd. Manchmal sitzt sie auch im Büro, holt Kostenvoranschläge von Firmen ein. „Ich finde es toll, dass meine Vorgesetzen so großes Vertrauen in mich haben und ich nicht wegen jeder anzuschaffenden Schraube fragen muss“, versichert die Haustechnikerin und fügt hinzu: „Ich arbeite selbstständig und entscheide vieles selbst.“ Ihren Job möchte Heike Richter noch so lange wie möglich ausüben. Und das, obwohl es durchaus schon andere berufliche Angebote gegeben habe.

Mehr Informationen zur Schelkauer Einrichtung gibt es im Internet.