Bürgerproblem Bürgerproblem: Anwohner ärgern sich über Reifenschlitzer im Pflaster

Weissenfels - Auf einmal hört Karin Weigelt einen lauten Knall. „Ich bin so erschrocken“, sagt die Weißenfelserin ein paar Tage später im MZ-Gespräch. Es war Dienstagabend vor einer Woche: Karin Weigelt hatte gerade eine Kollegin nach Hause gefahren und vor deren Haustür in der Lisztstraße in Weißenfels-West abgesetzt. Karin Weigelt fährt weiter, als plötzlich ein Reifen an ihrem Fahrzeug explodiert. „Ich dachte erst, ich habe ein anderes Auto erwischt. Ich bin ausgestiegen und da habe ich gesehen, dass ich einen Platten habe“, erzählt sie.
Anwohner ärgern sich über Reifenschlitzer
Doch wie konnte das passieren? Die Antwort ist schnell gefunden. Karin Weigelt hat sich ihren Reifen an einer Straßenkappe in der Lisztstraße kaputt gefahren. Diese Kappen bedecken einen Schacht, der es ermöglicht, leicht an Leitungen für Wasser, Abwasser, Gas oder Fernwärme zu gelangen. Normalerweise schließen diese Kappen mit dem Straßenbelag ab. Nicht in der Lisztstraße: Dort ragen drei solcher Abdeckungen aus dem Asphalt heraus und bilden spitze Kanten.
Neu ist dieser Gefahrenbereich aber keinesfalls. Ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen möchte, erklärt, dass die Straßenabdeckungen vor etwa drei Jahren von den Stadtwerken so eingebaut wurden. Er habe das Unternehmen mehrmals darauf hingewiesen, dass diese eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. „Die Stadtwerke haben uns gesagt, dass sie sich darum kümmern“, erzählt der Anwohner. Passiert sei jedoch nichts.
Bereits Ordnungsamt gemeldet
Daraufhin meldete er Ende des vergangenen Jahres Mitarbeitern des Ordnungsamtes den Fall. „Ich habe denen gesagt, sie sollen nicht nur die Autos kontrollieren, sondern auch den Zustand der Straße“, sagt der Anwohner. Daraufhin hätten die Mitarbeiter tatsächlich Fotos von der Stelle gemacht. Mehr geschah nicht.
Die Stadt bestätigt diese Version. Laut Sprecherin Katharina Vokoun sind Mitarbeiter vom Ordnungsamt vor Ort über die Gefahrenstelle informiert worden. Anscheinend sei das Problem dann aber in Vergessenheit geraten und nicht an die Kollegen von der Straßenverkehrsbehörde weitergeleitet worden. Das soll jetzt nachgeholt werden: „Ein Kollege vom Tiefbau war am Montag vor Ort und hat drei herausstehende Schieberkappen vorgefunden, die seiner Einschätzung nach eine Gefährdung für den öffentlichen Fahrzeugverkehr darstellen“, erklärt Katharina Vokoun.
Bedrohliche Gefährdung nicht der Fall
Das sehen die Stadtwerke aber anders. In einem Schreiben erklärt das Unternehmen, von einer bedrohlichen Gefährdung könne keinesfalls die Rede sein, da die Straßenkappen einen Überstand von maximal zwei Zentimetern haben. „Kanaldeckel mit Überständen von fünf Zentimetern werden sonst nicht als Verkehrssicherungspflichtverletzung angesehen“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Ramona Schmidt.
Bis zu dem Vorfall habe es auch keine Meldungen wegen der Abdeckungen bei den Stadtwerken gegeben - auch nicht von der Stadt. Damit widersprechen die Stadtwerke auch den Schilderungen des Anwohners. Dennoch sollen die Ausbesserungen im Laufe der nächsten Wochen vorgenommen werden.
Karin Weigelt muss sich indes um einen neuen Reifen kümmern. Zurzeit ist sie mit dem Reserverad unterwegs. Doch der kaputte Reifen ist nicht der einzige Schaden. „Durch den Knall habe ich vor Schreck das Lenkrad rumgerissen und bin an die Bordsteinkante gekommen. Dadurch ist die Felge auch noch beschädigt worden“, erzählt sie. Für einen neuen Reifen mit Felge werden rund 100 Euro fällig. Karin Weigelt kann jedoch, laut Katharina Vokoun, bei der Stadt Anspruch auf Schadensersatz stellen. (mz)