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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: «Was ist Tradition?»

Von ANDREA HAMANN 01.10.2010, 16:42

HOHENMÖLSEN/MZ. - "Was ist Tradition?", stellte Hantschmann die Frage an die Schüler. Sie nannten Dorffeste, Eierfärben zu Ostern, Silvesterkarpfen und Fußballderby als Beispiele. Für Hantschmann war es die gelungene Einleitung. "Es ist die Überlieferung von Werten und Normen innerhalb verschiedener Generationen", fasste er zusammen. Eine Tradition der Bundeswehr sei die Eidesform auf das Grundgesetz, erzählte er weiter. Im Dritten Reich dagegen habe der Soldat auf Adolf Hitler schwören müssen.

Nach dem Dritten Reich wurde eine neue Armee gegründet, so Hantschmann. Diese junge Armee hatte noch keine eigene Tradition. Eine Anknüpfung an die der Wehrmacht kam nicht in Frage. Es war notwendig zu erarbeiten, welches Traditionsverständnis die Bundeswehr haben sollte, berichtete er.

Am 1. Juli 1965 sei der Erlass "Bundeswehr und Tradition" in Kraft getreten. In diesem war festgelegt, welche historischen Bezüge zur offiziellen Tradition der Bundeswehr gehören. Wie bereits mit der Wahl des 12. November als Gründungstag der Bundeswehr gezeigt werden sollte, stellten die preußischen Reformen einen Baustein der neu gegründeten Bundeswehr dar. Hinzu kamen das Andenken an den Militärischen Widerstand im Dritten Reich, besonders an die Männer, die am 20. Juli 1944 beteiligt waren. Graf von Stauffenberg beispielsweise war Mitinitiator dieses bedeutendsten Umsturzversuches des Naziregimes. Eine weitere Säule wurde die eigene Tradition der Bundeswehr in der Nachkriegszeit. Mit dem zweiten Traditionserlass vom 20. September 1982 mit den "Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr" wurde der Erlass vom Juli 1965 abgelöst.

"Sehr interessant", so lautete das Fazit, das Geschichtspädagoge Michael Walter zog. Er hatte den Besuch von Tino Hantschmann organisiert. Walter selber unterrichtet erst seit Beginn des neuen Schuljahres am Agricola-Gymnasium. Vorher war er vier Jahre im Natohauptquartier in den Niederlanden und hatte dort unter anderem Kindern von Soldaten gelehrt.