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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Silberstreif über dem Zwiebelturm

Von Holger Zimmer 24.01.2012, 19:37

Weissenfels/MZ. - Eigentümer Siegmar Reinheckel spricht von einem Wahrzeichen und der Vereinsvorsitzende der Weißenfelser Gartenanlage "Gesundheitspflege", Volker Landgraf, verweist auf Traditionen, die verpflichten. Ihnen geht es um eine Laube, die mit ihrem Zwiebelturm einzigartig in der Region ist und an der der Zahn der Zeit nagt. Das Problem ist sowohl beim Landesverband der Gartenfreunde in Magdeburg als auch in der hiesigen Stadtverwaltung bekannt. In letzterer sieht man durchaus Möglichkeiten, um zu helfen.

Das Kleinod gehört dem 63-jährigen selbstständigen Maler Reinheckel. Er verweist auf die ins Auge stechende Bauweise, die profilierte Decke und farbige Buntglasfenster, die offensichtlich aus der Erbauerzeit stammen. Er öffnet den Einbauschrank, der durch die Wand nach draußen ragt und dabei nicht mal auf der Erde steht. Das geschah wohl, weil vor 108 Jahren die Grundfläche mit rund drei Quadratmetern von den Laubenpiepern penibel eingehalten werden musste.

Aber Reinheckel verweist auch auf Ecken, die zeigen, dass die Zeit seit 1904 nicht spurlos an der sechseckigen Laube vorübergegangen ist. Laube? Die Sehenswürdigkeit sucht ihresgleichen, aber sie ist in die Jahre gekommen. In der Konstruktion tummelt sich der Holzwurm. Manches Teil zerbröselt bereits zwischen den Fingern. Auch der steinerne Sockel hat gelitten. Und Stürme haben die Bekrönung in Mitleidenschaft gezogen. "Eines Tages lag die Metallspitze einfach im Garten."

Reinheckel hatte die Parzelle 1994 übernommen und Laube sowie den nebenstehenden Bungalow von Marie Lorzinski gekauft. Die hat in dem Garten schon als Kind gespielt. Der 63-Jährige hat alles auf Vordermann gebracht. Doch um am Zwiebelturm grundlegend etwas tun zu können, dafür hat er sich schon vor gut fünf Jahren einen Kostenvoranschlag eingeholt. 6 500 Euro standen damals unter dem Strich. Siegmar Reinheckel stellt klar, dass er die nicht allein stemmen könne. Denn müsse er den Garten irgendwann einmal abgeben, dann würde ein Käufer angesichts des Leerstandes in den Anlagen kaum eine solche Summe hinblättern, in der der Wert des Bungalows ja noch nicht mal eine Rolle spielt. Das Zwiebeltürmchen ist also ein echtes Liebhaberstück. "Wichtig ist die Erhaltung", unterstreicht der Weißenfelser, denn immerhin handelt es sich um die zweitälteste Laube in Sachsen-Anhalt. Vor viereinhalb Jahren jedenfalls hat der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde, Dietmar Kuck, die Hände gehoben. Für eine Förderung gebe es kein Argument, hieß es damals. Eine Laube in Magdeburg sei zwar mit der in Weißenfels nicht zu vergleichen, aber eben die ältere. Auf eine weitere Anfrage signalisierte der Landesverband nun, die derzeitigen Hilfsmöglichkeiten zu prüfen.

Auf Nachfrage zeigte sich Stephan Kujas informiert, der in der Weißenfelser Stadtverwaltung für Denkmalpflege verantwortlich ist. Er bot umgehend einen Vor-Ort-Termin an, bei dem eine Mitarbeiterin des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie dabei sein wird. Kujas sieht durchaus die Chance, dass die Laube einen Denkmalstatus bekommt. Dafür werde eine Stellungnahme vom Landesamt gebraucht. Auch ein Projekt müsse auf den Tisch. Ist die Laube ein Denkmal, könnten Zuschüsse beantragt werden, die bis zu 49 Prozent betragen. Kujas meint, dass man darüber hinaus vielleicht noch andere Fördermöglichkeiten finden könnte. Fließen allerdings Mittel aus öffentlichen Töpfen, müsste sich der Eigentümer bereit erklären, die Laube zum Beispiel mal an einem Tag des offenen Denkmals zu zeigen.

Sparten-Vorsitzender Volker Landgraf zeigt sich ebenfalls froh über diese Entwicklung. Komme das Ganze ins Rollen, müsse man natürlich auch rechtlich alles abklopfen. Denn wenn Reinheckel seinen Garten irgendwann aufgeben sollte, müsste der Nachfolger das Zwiebeltürmchen erhalten.