Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Leben mit der Ungewissheit
SÖSSEN/MZ. - "Das Dorf ist eigentlich umgekrempelt worden", sagt Christine Engert (Freie Wählergemeinschaft), seit kurzem Ortsbürgermeisterin von Sössen. Und meint damit den Glücksumstand, als eine große Bank in einem der Räume im neu errichteten Feuerwehrgebäude ansässig wurde und den drei Ortsteilen Gostau, Sössen und Stößwitz zu finanziellem Wohlstand verhalf. "Gleichzeitig versiegte damit aber die Fördermittelquelle", sagt Engert. Andere Unternehmen wie ein Pflegedienst, ein Elektrobetrieb, eine Fernsehfirma oder ein Menüservice bescherten der Gemeinde ebenfalls Geld durch ihre Gewerbesteuern.
Die ehemalige Gemeinde Sössen, die im Naturschutzgebiet Grunautal liegt, wurde am 1. Januar nach Lützen zwangseingemeindet, damit hat man sich nun abgefunden. "Zum Jahresende haben wir als Andenken an die Eigenständigkeit ein Buch herausgebracht, das jede Familie erhielt, sowie eine DVD mit Festen und Momenten aus dem Dorfleben", erzählt die gebürtige Gostauerin Engert. Im Oktober gab es zudem ein Abschiedsfest. Doch man hat viel geschafft.
Fußwege, Straßen und Abwassersysteme sind während der Eigenständigkeit erneuert worden. Die Scharnhorststraße in Gostau war beispielsweise gleich nach der Wende an der Reihe. Zwei Spielplätze sind entstanden. Statt Autos auf dem Parkplatz am alten Konsum, "parken" nun Mütter mit Kinderwagen am neuentstandenen, in Terrassen angelegten Wasserspiel.
Das ehemalige Gasthaus am Ortseingang von Gostau, früher gesellschaftlicher Mittelpunkt, verfiel nach und nach. Heute steht dort ein komplett neugebautes Gemeindezentrum mit Jugendclub und Kegelbahn. Dahinter befindet sich der Festplatz, auf dem mit der Kirmes jedes Jahr eines der ältesten Heimatfeste des Altkreises Weißenfels gefeiert wird.
Auch die Feuerwehr selbst kann sich sehen lassen. Neben der personellen Ausstattung, zu der auch eine Frauengruppe und die Jugendfeuerwehr zählen, wurde auch technisch aufgerüstet. Neue Fahrzeuge, ein Funk- sowie ein Feuerwehrauto, wurden angeschafft.
Obwohl viel passierte, ist noch nicht alles fertig. "Derzeit wird noch am sogenannten Beamtenhaus, einem gemeindeeigenen Haus mit zehn Mietwohnungen gearbeitet, innen wie außen", erzählt Christine Engert. Es entstanden Carports und die Außenanlagen werden derzeit gestaltet. Außerdem sind noch der Fußwegeanschluss an den Tagebau sowie einige Brückenarbeiten erforderlich.
In der alten Schule in Sössen, sind durch Sanierung ebenfalls zwei Wohnungen entstanden. Ein ehemaliges Baugebiet wurde in der Zwangsversteigerung erworben, nachdem der Investor Pleite gegangen war. Doch auch andere Orte profitierten vom Wohlstand der Gemeinde, erhielten von ihr finanzielle Unterstützung.
"Das schlimmste ist der stetige Kampf gegen den Tagebauneuaufschluss, denn wir haben viel geschaffen", beschreibt Christine Engert die Ungewissheit über die Zukunft der Orte, die aber gleichzeitig den Zusammenhalt stärkt.