Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Konkurrenz aus dem Netz
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - "Ich spüre sie schon", sagt Constanze Berger, Filialleiterin vom Medienhouse Weißenfels in der Merseburger Straße. Die Entleihungen seien im vergangenen Jahr um zwei bis drei Prozent zurückgegangen. Allerdings sorgt sie sich deswegen nicht: "Ich betrachte die Situation entspannt." Kein Wunder, Kunden, die bei ihr regelmäßig Filme leihen, haben das auch in Zukunft vor. Marie Radszuwill zum Beispiel, die kein Internet hat und sich freut, dass aktuelle Blockbuster schnell auch in der Videothek ausleihbar sind. Die 18-Jährige sagt, wenn sie und ihr Freund nichts zu tun haben, suchen sie sich in der Videothek einen Film aus. Im Geschäft von Constanze Berger geht das auch sonntags, was nicht überall der Fall ist.
In Sachsen-Anhalt gab es 2010 80 Videotheken, fünf weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang von sechs Prozent sei "unterdurchschnittlich", sagt Jörg Weinrich, geschäftsführender Vorstand des Interessenverbandes des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD). Da es in Sachsen-Anhalt kaum Automatenvideotheken gebe, diese aber zu den großen Verlierern des vergangenen Jahres gehörten, entspreche der Rückgang dem Durchschnitt.
Im Burgenlandkreis sind laut Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau zurzeit sieben Videotheken gemeldet - in Weißenfels sind es zwei, in anderen Orten je eine - zum Beispiel in Zeitz, Naumburg und Bad Bibra. In Hohenmölsen hat ein Geschäft geschlossen. "Die Hauptschwierigkeit ist, dass Videotheken etwas kostenpflichtig anbieten, das im Internet kostenlos vorhanden ist", sagt Weinrich. Der Verband setzt sich seit Jahren für eine stärkere Verfolgung der Raubkopierer ein.
So auch Thomas Hassel vom Deutschen Videoring in Zeitz. Der Bornitzer fasst die Forderungen an die Politik noch schärfer als das Vorstandsmitglied des Verbands: "Die Gesetzlosigkeit, wie sie im Netz herrscht, muss unterbunden werden." Er habe deshalb vor, sich vor den Landtagswahlen mit seiner Forderung direkt an die Politiker zu wenden. Die Folgen jener "Gesetzlosigkeit" spüre er in seinem Geschäft: "Der illegale Download schlägt sich nieder." Bei ihm seien die Ausleihen in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen - in welcher Höhe, das könne er aber nicht sagen.
Online-Videotheken sind für ihn jedoch keine Konkurrenz. Jörg Weinrich vom Verband teilt diese Ansicht. "Online-Videotheken sind oft eine sinnvolle Ergänzung für Videotheken", sagt er. Während die vor Ort auf Aktualität ausgerichtet sind, seien im Internet eher Spartenfilme zu finden, die in kleinen Videotheken nicht vorrätig seien, so Weinrich.
Maik Schmidt ist Stammgast im Medienhouse Weißenfels. Er sagt, er habe Erfahrungen mit Internetvideotheken, aber es seien keine guten: "Auf einem großen Bildschirm war die Qualität schlecht", erinnert er sich. Deshalb gehe er bewusst in die Videothek vor Ort: "Hier gibt's legal die Filme, die wir wirklich sehen wollen." Auch der Inhaber des zweiten Videoverleihs in Weißenfels, des Videocenters in der Beuditzstraße, hat solche Kunden. Die Stammkundschaft leihe weiterhin aus und wolle die Filme im Original sehen. "Sie achtet auf Qualität, weil sich das bei höherwertigen Geräten bemerkbar macht", so Schiller. Dennoch: Sein Geschäft laufe schlechter als früher. Er glaubt aber, dass weder die Online-Videotheken noch das illegale Runterziehen von Filmen dafür verantwortlich sind. Bei ihm schlage sich schlicht die wirtschaftliche Entwicklung nieder: "Die Kunden, die es sich nicht mehr leisten können, bleiben weg."