Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Kaninchenausstellung ist gut besucht
Hohenmölsen/MZ. - Es gibt Tage, da ist es richtig toll, ein Kaninchen zu sein. Die letzten zwei gehörten dazu. Während draußen die Menschen sich im herbstlichen Regen nasse Füße und kalte Nasen holten, saßen im Hohenmölsener Volkshaus 232 Vierbeiner im kuscheligen Heu und ließen es sich bei Pellets und Wasser richtig gut gehen. Mehr noch: Sie genossen es zwei Tage lang während der Ausstellung des Zuchtvereins "G 283 Wählitz" bestaunt zu werden.
Nicht wenige hatten guten Grund, denn vor der Ausstellungseröffnung ging traditionell die Jury an den Käfigen vorbei. Schließlich vergab sie 21 Mal ein "Vorzüglich" und gab die Zertifizierung für die Vergabe von rund 25 Pokalen aus. Zu den Geehrten gehörte auch der Vereinsvorsitzende Holger Neitzsch. Seit seiner Kindheit widmet er sich der Kaninchenzucht, erzählt der Hohenmölsener. Rund 90 Tiere habe er auf dem Hof - ein ordentliches Stück Arbeit. Etwa zwei Sunden widmet der Maurer jeden Tag den Kaninchen der Rasse "Blaue Wiener". "Interesse und Liebe muss schon dabei sein, sonst wird das nichts."
Der Schatzmeister des Vereins, Jürgen Neubert, pflichtet ihm bei. Der 53-Jährige gehört dem Verein bereits seit fast drei Jahrzehnten an. Angeheuert habe ihn sein Großvater mit einem Geschenk: eine Häsin samt Kindern. Da sei der Grundstein für sein Hobby gelegt worden. Heute hat der Wählitzer um die 40 Tiere, vorrangig Rote Neuseeländer im Stall. "Früher war es die doppelte Anzahl", erinnert er sich. Rüben und Gras ernte er auf der eigenen Scholle. "Ich finde es schön, mit den Tieren umzugehen. Wir wollen dieses Gefühl, verbunden mit Verantwortungsbewusstsein, auch an die folgende Generation weitergeben", sagt Neuber. Zwei junge Mitglieder konnte der Verein gewinnen.
Natürlich verhehlt Neubert nicht, dass junges Blut dem Verein auch aus einem anderen Grund gut tut. "Wir haben ein Durchschnittsalter von 55 Jahren. Wir überaltern, sind aber in der Kaninchenzuchtbranche ein Verein mit fast den jüngsten Mitglieder." Der Wählitzer Verein, er wurde übrigens 1921 gegründet veranstaltet traditionell im Herbst seine Jahresschau. Traditionell ist auch, dass sich Züchter aus ganz Mitteldeutschland an der Veranstaltung, für die die Stadt dem Verein das Haus wieder kostenfrei zur Verfügung gestellt hat, kommen.
Rund 150 Besucher tummelten sich am Wochenende bei den Lang- und Schlappohren. Nicht wenige gingen mit einem Tier nach Hause. Gut gefüllt war nämlich die Vereinstombola. Unter den 500 Preisen waren neben Kaninchen, Hühnern auch ein Ferkel. Das stand geduldig draußen im Flur. Sein künftiger Besitzer ist Frank Golde aus Rössuln. Heute sitzen die Kaninchen wieder in ihren angestammten Ställen in ihrem zu Hause. "Sie sind Preisträger für ein Jahr, denn im nächsten Jahr zeigen wir die nächste Zucht", betont Holger Neitzsch.
Acht Wochen etwa, so schätzt er genießen die Ausstellungsexponate noch ihr gemütliches Dasein. Anfang Dezember geht es noch zur Kreistierschau nach Reichardtswerben. Dann kommen die Festtage. Neitzsch lacht: "Ich züchte, aber ich esse keinen Kaninchenbraten. Das bringe ich nicht übers Herz. Ich füttere die Tiere, bürste, wasche und föhne sie - und dann verkaufe ich sie. Was anderes kommt nicht in Frage." Manchmal ist es eben doch nicht so toll, ein Kaninchen zu sein. Besonders, wenn Weihnachten vor der Tür steht.