Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Kälte hat Gewinner und Verlierer_alt
Zeitz/MZ. - Die Luft ist klirrend kalt, Wasser erstarrt zu Eis. Die einen verkaufen mehr Brennstoffe, andere haben vielleicht zusätzliche Kunden in der Sauna. Die nächsten müssen hingegen die Tore ihrer Autowaschanlagen geschlossen lassen oder machen auf den Wochenmärkten kein Geschäft, weil sie sonst selbst erfrieren oder sowieso kaum jemand etwas kauft. Es gibt sie also, diejenigen, die sich bei eisigen Temperaturen vor Freude die Hände reiben und jene, denen es nicht schnell genug wieder wärmer werden kann oder die sagen: "Geht so". MZ-Redakteure und Mitarbeiter haben sich in der Region Zeitz umgehört und nicht nur Verlierer des Winters gefunden.
Als klaren Gewinner sieht sich die Firma Mineralöl-Samel aus Bergisdorf. Von morgens um sechs bis abends 19 Uhr wird derzeit Heizöl ausgeliefert, auch sonnabends. Viele Kunden nämlich haben wegen der milden Temperaturen im Dezember schon gar nicht mehr mit einem richtigen Winter gerechnet und dementsprechend die Heizöltanks kaum befüllen lassen. Bei einigen sind die sogar ganz leer, da komme es schon mal vor, dass die Kunden auch am Wochenende anrufen und um Nachschub bitten, heißt es aus dem Unternehmen.Klar, dass derzeit Wärme und Energie gefragt sind, dass Heizungen auf Hochtouren arbeiten und auch noch elektrische Heizgeräte zusätzlich in Betrieb sind. Die Stadtwerke Zeitz als regionaler Energieversorger wollen sich aber noch nicht entscheiden, ob sie nun Gewinner oder Verlierer sind. "Abgerechnet wird nach dem Winter", sagt Stadtwerkesprecher Hartmut Landes. Immerhin waren die ersten Winterwochen verhältnismäßig mild. Und außerdem, so Landes, müsse bei eisigen Temperaturen in vielen Fällen ein höherer Aufwand betrieben werden, um die Versorgung zuverlässig zu gewährleisten.
Wenig glücklich ist man bei Auto Klotz in Grana über die späte Kältewelle. Übers Wochenende hinweg ist das Hauptstromaggregat der Autowaschanlage eingefroren. Darüber hinaus funktionieren auch die Warmwasserleitungen bei diesen frostigen Temperaturen nicht mehr richtig. Dank des Ersatzaggregats ist die Anlage dennoch einsatzbereit, wenn genügend Kunden kommen würden. Gewaschen würde mit lauwarmen Wasser. Die Kundschaft aber bleibt derzeit aus. "Der Umsatz ist zurzeit gleich null", so Inhaber Armin Klotz (57). "Das muss jedoch ein regionales Phänomen sein, denn in Süddeutschland verzeichnen die Waschanlagen immer noch regen Betrieb", weiß Klotz von einem Kollegen dort. Arnd Gräfe (64), der die Autowäsche normalerweise bedient, beschäftigt sich jetzt mit der Aufarbeitung von Gebraucht- oder Jahreswagen. "Heute war zwar ein Kunde da, der sein Auto waschen lassen wollte, aber für einen Einzelnen lohnt sich die gerade sowieso erschwerte Inbetriebnahme der Anlage nicht", so Gräfe.
Die Zeitzer Schwimmhalle in der Freiligrathstraße ist weder Gewinner noch Verlierer des Winters. Im Januar erwischte sie einen richtig guten Start, es kamen sogar 555 Besucher mehr als im Januar des vergangenen Jahres. Im Februar ist die Kälte bisher wenig förderlich. Zwar gibt es keinen Besuchereinbruch, aber gerade jetzt in den Ferien sagt doch die ein oder andere angemeldete Gruppen ihren Besuch doch wieder ab. "Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man nach einem Schwimmhallenbesuch nicht unbedingt gleich wieder in die Kälte gehen will", so der Zeitzer Pressesprecher Sebastian Nicolai. Zum Vergleich kamen in den ersten sechs Februartagen 2011 648 Gäste in die Schwimmhalle, in diesem Jahr erst 458. In der Sauna der Familie Sander in Profen herrschte Dienstagnachmittag und Abend wieder gut Betrieb. "Unsere Stammkunden kommen wie immer. Vier bis fünfmal in der Woche läuft die Sauna", ist Inhaber Bodo Sander zufrieden. Und er weiß, wer einmal das Dampfbad genossen hat, kommt garantiert wieder.
Obwohl man es denken könnte, zählen sich die Inhaber von Eiscafés nicht zu den Verlierern. Aber auch nicht zu den Gewinnern. In der Woche nehmen nicht so viele Kunden das Angebot an, so hat in Zeitz das "Rimini" beispielsweise geschlossen, nur Sonnabend und Sonntag geöffnet. Allerdings sei der Besuch der Eiscafés am Wochenende recht gut, wie das "Venezia" in Markröhlitz bestätigt. Den Inhabern macht weniger die Kälte zu schaffen, eher sind es verschneite Straßen.Die Felder sind durch den Schnee geschützt. Von dieser Seite sieht Arndt Helm, Geschäftsführer des Teucherner Landwirtschaftsbetriebes Osterland, keine Gefahr für die Landwirtschaft. Doch als Direktvermarkter mit Tieren im Stall sieht er seinen Betrieb auf der Verliererseite. Mit immensem Aufwand an Personal und Energie müssen die Produktionsprozesse jetzt aufrechterhalten werden. Maschinen und Wasserleitungen frieren ein, die Tiere müssen aber versorgt werden. Der Winter treibt die Heizkosten hoch.
Gerettet wurde das Wintergeschäft bei Sport Point Just in Grana. Direkt nach dem Temperatursturz setzte ein regelrechter Sturm auf Wintersportbekleidung und Artikel, wie zum Beispiel Schlittschuhe, Langlaufski und Skihelme ein. Diese Waren sind nunmehr sogar fast vollkommen ausverkauft. "Wir sind den Umständen entsprechend sehr zufrieden", so Geschäftsführer Hubert Just. Untypisch für die Jahreszeit ist der Einkauf von Jens May (37. Er besorgt sich eine Badehose im Sport Point. "Bademode geht lustigerweise das ganze Jahr", erklärt Just, "ins Hallenbad oder den warmen Süden zieht es bekanntlich nicht Wenige in diesen Tagen."Unweit davon, am Rostbratwurststand vom Imbiss "Kleine Pause", geht derweil alles seinen gewohnten Gang. Zumindest beinahe. "Heiße Würste sind bei den Leuten natürlich gerade jetzt beliebt", so Standbetreiber Hans-Günter Spindler, "aber die Laufkundschaft von den Bau- und Technikbetrieben bleibt öfter aus."