Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Jedes Haus ein Kraftwerk
STARSIEDEL/MZ. - Die besten Ideen sollen ja bekanntlich in Garagen entstehen. Bei René Reinsperger aus Starsiedel haben die Tüfteleien nun allerdings kein Apfel-Logo, sondern produzieren Strom und Wärme und nennen sich Mikroblockheizkraftwerk. Hinter dem Zungenbrecher, den die Fachleute kurz Mikro-BHKW nennen, steckt eine international patentierte Entwicklung, die speziell für Ein- oder Zweifamilienhäuser zugeschnitten ist und Ende nächstes Jahr Serienreife haben soll.
Noch läuft momentan in Reinspergers Haus der Feldversuch. Der Inhaber einer Firma für Rohrleitungsbau hat das Mikro-BHKW gebaut und installiert. "Im Prinzip ist jeder normale Keller oder Hauswirtschaftsraum für die Anlage geeignet, denn sie ist nicht viel größer als ein Kühlschrank", so Reinsperger. Damit könne dann Strom und Wärme erzeugt werden für Häuser mit einer recht üblichen Wohnfläche von 160 Quadratmetern. "Durch Kombination von zwei Minikraftwerken sind auch größere Objekte versorgbar", so der Fachmann. Er hat die Entwicklung quasi von Beginn an mitgemacht beim Bau von Motoren für große BHKW bei Biogasanlagen bis eben nun zu seiner kleinen Ausführung.
Betrieben wird der Motor mit Flüssig- oder Biogas. "Damit ist man also unabhängig von Erdgas, Erdöl oder Kohle", sagt er, auch mit Blick auf den drohenden Tagebau in der Region Lützen und das geplante Kraftwerk bei Profen - falsche Signale in seinen Augen. Stattdessen könne man umweltfreundlich und kostengünstig seinen eigenen Strom komplett selbst produzieren, die Wärme sei eigentlich eher ein Nebenprodukt, womit man gleich noch Warmwasser erhalte und heizen könne. "Völlig autark ist man damit trotzdem nicht", schränkt René Reinsperger ein. Für den nicht selbst verbrauchten, erzeugten Strom erhalte man eine Vergütung. Man sei weiterhin an das normale Netz angebunden, habe aber zwei Zählwerke im Stromzähler: eines für den abgenommen und eines für den eingespeisten Strom. Zudem müsse die Anlage, nach Prüfung eines zugelassenen Elektrikers, noch vom Netzbetreiber abgenommen werden. Dafür sei einiges an Papierkram nötig, das könne Interessenten zunächst abschrecken, vermutet René Reinsperger aus seiner Erfahrung.
Allerdings würden die Vorteile überwiegen, beispielsweise, dass man als Betreiber eines Blockheizkraftwerkes Sonderpreise vom Gaslieferanten bekomme und zudem von der Mineralöl- und der Mehrwertsteuer befreit sei. "Das macht es für Endverbraucher günstig", sagt Reinsperger, zumal man bis zu drei Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß pro Jahr einspare gegenüber herkömmlichen Heizungsanlagen. Laut seiner Angabe habe man mit 260 000 Häusern, die sich über diese Art versorgen, die Spitzenleistung von zwei Kraftwerken wie dem in Profen geplanten zusammen, die er wegen ihrer Wirkungsweise als "Dinosaurier" betitelt. Dort gebe es einem Kohlendioxid-Ausstoß von etwa einem Kilogramm pro Kilowattstunde, im Mikro-Kraftwerk dagegen von 200 Gramm.
"Wir haben zwar noch unsere alte Therme, aber die ist seither ausgeschaltet und nur noch für Notfälle vorhanden", erklärt Kathrin Reinsperger, die sichtlich begeistert von ihrer neuen Energiequelle ist. Alle Rohre und Heizkörper können indes weiter verwendet werden, die Zielgruppe seien Besitzer älterer Häuser. Bei den meisten liege da die Erneuerung der Heizungsanlage auch schon wieder bis zu zwei Jahrzehnte zurück und die Standards hätten sich seither verändert. Aber auch Neubauten seien je nach Bauweise möglich, so René Reinsperger.