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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Von ANDREA HAMANN UND JULIA REINARD 21.12.2010, 19:36

WEISSENFELS/MZ. - "Das war ein sehr gutes Jahr", sagt Cornelia Viereckl von Gasthof und Pension "Stadt Weißenfels". In den letzten Tagen des Jahres brummt das Geschäft noch mal richtig - so wie jedes Jahr. "Seit Anfang November nehmen wir keine Bestellungen für die Weihnachtsfeiertage mehr an", erklärt die 43-jährige Inhaberin.

Wie in der Gaststätte Stadt Weißenfels sehe es überall im Land aus - die Lage für Hoteliers und Gastwirte habe sich entgegen der Erwartungen verbessert, teilten Industrie- und Handelskammer und der Verband des Hotel- und Gaststättengewerbes mit.

Ist das so? Geht es den Gastwirten besser? Einige wie Cornelia Viereckl sagen: Ja. Bei ihr hätte sich vor allem die Größe der Veranstaltungen geändert, Feiern würden öfter zusammengelegt: "Wenn gefeiert wird, dann im größeren Rahmen", sagt sie, wenngleich nicht mehr Feiern gebucht würden.

Auch Stefan Paschke vom Atrium Hotel Amadeus Osterfeld spricht von "leichten Zuwächsen" - in seinem Fall seien es vier bis fünf Prozent Plus - vor allem dank häufigerer Tagungen und mehr Geschäftsreisenden. Private Feiern hätten dagegen noch nicht gleichgezogen mit dem Stand vor zwei Jahren, bevor das Hotelgewerbe wegen der Wirtschaftskrise Einbußen verkraften musste.

"Das kann ich nur bestätigen", sagt Anke Münzner, Inhaberin des Hotels Schöne Aussicht in Leißling. In den 16 Jahren, seitdem der Betrieb besteht, habe es immer weniger Betriebs- und Familienfeiern gegeben. In diesem Jahr die überraschende Wende: Vor allem Firmen richten ihre Weihnachtsfeiern im Hotel aus. Schon seit Oktober werde in den Räumen gefeiert, zuerst mit Gästen der Lebensmittelbranche, die im Advent kaum Zeit dafür hätten, da die Produktion dann auf Hochtouren laufe, erklärt Anke Münzner. Aber auch privat wurde mehr gebucht, insbesondere mehr Hochzeiten habe sie dieses Jahr bewirtet, so die Hotelbesitzerin.

"Und es handelt sich offensichtlich nicht um eine Ein-Jahres-Geschichte", freut sich Anke Münzner. Beweis dafür seien die Bestellungen, die bereits jetzt bis in den Juni reichen. Eine Erklärung für diesen Wandel hat die Fachfrau aber nicht. "Erst dachten wir, es liege an uns", gibt sie lachend zu. Dann erfuhren sie und ihre Mitarbeiter, dass auch Kollegen diesen Aufwärtsschwung feststellten.

Aber nicht alle Gastwirte profitieren vom Aufschwung. So ist die Bilanz für das Hotel Elsterblick in Tröglitz schlecht: Vor allem bei den Feiern sehe es in diesem Jahr "ganz schlimm" aus, sagt Inhaberin Angelika Deistel. Zwar wurden einige Weihnachtsfeiern bei ihr veranstaltet, aber insgesamt gäbe es weniger Buchungen für Feierlichkeiten. Nun komme auch noch das Winterwetter hinzu, das dem Unternehmen zu schaffen mache.

Vier oder fünf Absagen wegen des Wetters habe es auch im Hotel Am Platz in Hohenmölsen gegeben, berichtet Inhaberin Brigitte Herrmann. Außerdem habe es bei ihr keinen Aufwärtstrend bei den Familienfeiern gegeben. Viele Gesellschaften würden sich stattdessen Räume anmieten und die Feiern in Eigenregie ausstatten, weiß sie.

"Mittelprächtig" nennt Susanne Staate, Küchenchefin im Landgasthof Drei Linden in Reuden, das Jahr. Thomas Ulrich, Inhaber der Gaststätte Ratskeller in Teuchern sagt: "Es lief nicht besonders." Beide klagen nicht, aber Ulrich spricht von 20 Prozent Einbußen gegenüber dem Vorjahr, insbesondere Familienfeiern habe es bei ihm seltener gegeben als früher. Im Landgasthof von Reuden finden dagegen jeden Monat im Durchschnitt drei Feiern statt, dennoch weiche 2010 im Jahresdurchschnitt nicht vom vorhergehenden Jahr ab, so die Frau von Inhaber Peter Staate. Immerhin: Den Weihnachtsstress erleben beide Gaststuben und auch fürs neue Jahr verweisen beide Häuser auf Buchungen. "Das kommende Jahr beginnt also gut", sagt Susanne Staate. Sie blickt - genau wie der Teucherner Ulrich - trotz des Fazits optimistisch nach vorn.