Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Existenzangst geht um
kistritz/MZ. - Der Ausbau der Kreisstraße 2206 in Kistritz und damit verbundene Arbeiten an Gehweg und Straßenbeleuchtung erregen derzeit die Gemüter der Dorfbevölkerung. Die Grundstücksbesitzer der ehemaligen Gemeinde Krauschwitz, die jetzt als Ortsteil zur Stadt Teuchern gehört, zweifeln an der Notwendigkeit des Straßenausbaus. Sie befürchten außerdem, sehr hohe, nach dem Solidarprinzip berechnete, Straßenausbaubeiträge zahlen zu müssen.
Während der jüngsten Stadtratssitzung in Teuchern hatten rund 25 Krauschwitzer ihren Unmut kund- getan. Rosi Schniebel zum Beispiel sprach von über 80 000 Euro Straßenausbaubeiträgen, die auf die Grundstücksbesitzer umgelegt werden sollen. Sie appellierte an die Fürsorgepflicht der Stadträte und erinnerte daran, dass viele Haus- und Grundstückseigentümer bereits durch hohe Abwasser-anschlussbeiträge für den ZWA Bad Dürrenberg finanziell an ihre Grenzen gegangen seien. Fred Taubert, Mitglied des Krauschwitzer Ortschaftsrates und selbst von den zu erwartenden Straßenausbaubeiträgen betroffen, meinte ziemlich aufgebracht: "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Wir können nicht mehr."
Während einer Vorortbesichtigung mit der MZ in Kistritz zeigte er die vor allem durch den Umleitungsverkehr während der Bauarbeiten an der Bundesstraße 180 in Pretzsch stark in Mitleidenschaft gezogene Straße. Nach Meinung Tauberts würden Ausbesserungsarbeiten an der gepflasterten Fahrbahn reichen, damit sie wieder einige Jahre lang ihre Aufgabe erfüllen kann. Bettina Ritter, Sachgebietsleiterin für Tiefbau in der Verwaltung des Burgenlandkreises, glaubt das nicht. Die Straße sei stark sanierungsbedürftig und werde deshalb bis zum Sommer auf einer Länge von 350 Metern grundhaft ausgebaut. Weil man nicht wusste, ob der Schmutzwasserkanal in den Straßenkörper kommt, habe man die Sanierungsarbeiten in der Ortslage Kistritz bisher ausgeklammert und erst einmal die Bereiche zwischen der Landesstraße 190 und dem Ortseingang Kistritz sowie vom Ortsausgang Kistritz bis zur Kreisstraße 2203 ausgebaut. Da es sich in Kistritz um eine Kreisstraße handelt, müssten die Einwohner keine Beiträge für deren Ausbau zahlen.
Umgelegt werden sollen dagegen die Baukosten für Gehweg und Straßenbeleuchtung sowie Niederschlagswasserkanal. Ein Unding findet Fred Taubert (Freie Wähler). Erst vor vier Jahren habe die Gemeinde Krauschwitz den Gehweg und die Straßenbeleuchtung vom Ortseingang Kistritz bis zum Friedhof auf eigene Kosten erneuern lassen. Dass beides nun noch einmal neu gebaut werden soll, kann Taubert nicht verstehen. Auch nicht, dass eine Oberflächenentwässerung in den Fußweg gelegt werden soll. "So ein Quatsch. Angeblich hat sich bei einer Kamerabefahrung des vorhandenen Kanals gezeigt, dass kein Durchfluss möglich ist. Doch stehendes Wasser auf dieser Pflasterstraße hat es noch nie gegeben", sagt Taubert. "Das Abwasser hat unsere Einwohner in den letzten Jahren schon stark gebeutelt. Viele mussten Kredite aufnehmen, wissen nicht mehr ein noch aus und sollen jetzt wieder zahlen. Das geht doch nicht", schimpft der Ortschaftsrat weiter.
Gabriele Hering, zuständig für Bauangelegenheiten der Stadt Teuchern, versucht, die Krauschwitzer und Kistritzer Grundstücksbesitzer zu beruhigen und die Bauarbeiten zu begründen. Wegen der Arbeiten an der Fahrbahn müsse man die Höhe des Gehweges angleichen und Borde neu setzen. Außerdem verlege man den Schmutzwasserkanal im Fußweg. Die Beleuchtung bleibe erhalten und werde sogar noch um eine Laterne erweitert.
Finanziell kämen auf die Grundstücksbesitzer erträgliche Straßenausbaubeiträge zu. Bei 25 bis 30 Cent pro Quadratmeter Grundstücksfläche müssten für ein 1 000 Quadratmeter großes Grundstück maximal lediglich 300 Euro gezahlt werden.
Weshalb im Vorfeld der Bauarbeiten in Kistritz keine sonst übliche Bürgerversammlung stattgefunden hat, weiß Gabriele Hering nicht. Die MZ erfuhr jedoch, dass dies mit dem krankheitsbedingten langen Ausfall der Teucherner Bauamtsleiterin zusammenhängen soll.