Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Das Glück auf der Scholle
langendorf/MZ. - Eine Plastetüte schützt schon mal das Feigenbäumchen. Schließlich ist Herbst und die neueste Errungenschaft im Garten mag keine Kälte. Jetzt am Wochenende kommt die Tüte aber vielleicht noch mal ab, immerhin soll es richtig schön warm sein.
Darauf freut sich Kleingärtner Volker Wandschneider. Und wenn auch andere Dinge warten, ein bisschen Glücksgefühl auf seiner herbstlichen Scholle in Langendorf will er sich schon noch holen. So wie das der Weißenfelser zusammen mit seiner Frau Gabriele seit vielen Jahren tut. "Als wir 1980 in eine Wohnung auf den Kugelberg gezogen sind, stand für uns fest: Wir brauchen ein Stück Grün, eine Oase der Erholung", erzählt der heute 56-Jährige. Damals habe es zum Teil sogar Wartelisten für einen Kleingarten gegeben. Doch bei Wandschneiders hat es über einen Arbeitskollegen recht schnell geklappt. Und so sind sie 1981 zum ersten Mal in die kleine Gartenanlage am Prittitzer Weg in Langendorf / Obergreißlau gezogen, bewirtschaften seitdem ihren 460 Quadratmeter großen Garten.
"Es macht noch immer Spaß", schwärmt Wandschneider, heute Vorsitzender des Gartenvereins. Er ist eher fürs Grobe zuständig: Bäume verschneiden, umgraben, handwerkliche Arbeiten an der Laube. Ehefrau Gabriele sorgt für den Feinschliff, gestaltet die Beete, zupft das Unkraut und lässt sich hin und wieder von den bunten Bildern im Gartenkatalog zum Kauf verführen. Viele Jahre waren die beiden mittlerweile längst erwachsenen Söhne mit auf der Scholle. Heute hat Sohn René einen eigenen Garten gegenüber. In der Woche arbeitet der 32-Jährige in Berlin. Dass der Sohn wenigstens an den Wochenenden den Garten in Langendorf in Ordnung hält, darüber ist Volker Wandschneider froh. Denn er weiß, dass Wartelisten für Kleingärten längst Geschichte sind. Fünf der 23 Parzellen in der Anlage in Obergreißlau stehen mittlerweile leer. Private Probleme, das Alter - es gibt die verschiedensten Gründe. "Schade um die schönen Gärten", meint Wandschneider und schaut auf das Grundstück nebenan. Hohes Gras und eine verrostete Schaukel zeugen davon, dass hier jemand kein Interesse mehr hat.
Wenn Parzellen leerstehen, kann das dem Rest der kleinen Langendorfer Anlage schon aus praktischen Gründen nicht egal sein. Weil die Anlage auf Privatland liegt, muss die Pacht für die verwaisten Gärten von den anderen mit bezahlt werden. Und wenn sie die Gärten jemals wieder an einen Interessenten übergeben wollen, müssen die restlichen Vereinsmitglieder sie zumindest einigermaßen in Ordnung halten. Da ist für den Vereinsvorsitzenden, der sich 2005 nach der Aufgabe nicht unbedingt gedrängt hat, nicht immer eitel Sonnenschein. Auch so eine kleine Sparte zusammenzuhalten, sei nicht einfach, sagt er. Einmal im Jahr trifft man sich zum Fest auf der Spielwiese. Das stärkt die Gemeinschaft und lässt manche Sorgen vergessen. Und zwischendurch nutzt Volker Wandschneider jede Gelegenheit, um für das Garten-Hobby zu werben. Erst jüngst auf der Obstausstellung im Weißenfelser Rathaus hat er das wieder getan, hat die mehr als 70 Jahre alte Gartenanlage in Langendorf vorgestellt und freie Parzellen angeboten. "Ein Garten ist ein herrliches Stück Erde, auf dem man die Seele baumeln lassen kann", findet er.