Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Bogenschießen, Kerzen ziehen, Seile drehen
HOHENMÖLSEN/MZ. - Sie schaut genau hin: Die achtjährige Melissa Ovali verdreht gerade vier Schnüren zu einem Seil. Uwe Örtel hilft, das rot-weiße Seil nach vollbrachtem Werk abzunehmen. Dann verknotet er die Enden, damit sich Melissas Neuerwerb nicht aufribbelt. Die kleine Berlinerin ist begeistert: "Ich will das Seil zum Tauziehen und als Springseil benutzen."
Melissa Ovali ist eine von 21 Pfadfindern aus Berlin Waldfriede. Außer ihrer Gruppe campierten von Donnerstag bis Sonntag 29 andere christliche Pfadfindergruppen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Mondsee bei Hohenmölsen. Bereits zum fünften Mal fand ihr traditionelles "Himmelfahrtslager" - sie sprechen vom "Hi-La" - hier statt.
"Wir haben den Platz schätzen gelernt", erklärt Michael Plietz, der Leiter der Pfadfindergruppen dieses Gebiets. Besonders der See sei ein Pluspunkt, wenn Christi Himmelfahrt so spät stattfinde wie in diesem Jahr. Der See spielte während der vier Tage sogar mehrere Rollen. So gab er beim Geländespiel das Mittelmeer - dabei sollten die jungen Pfadfinder möglichst geschickt einen Schatz finden. Beim Sport- und Spieltag stellte er eine von drei Stationen dar. Und beim Fest der Hafenstraße war er als Hafen ebenfalls nicht wegzudenken.
Für die Hafenstraße hatte sich jede Gruppe etwas ausgedacht. Es konnten Kerzen gezogen, aus Specksteine Fische oder aus Schnüren Seil hergestellt werden. Etwas zu lernen gehört seit Beginn der Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Leitlinien der Pfadfinder.
Auch Sport, frische Luft, Verantwortung und Gemeinschaft seien wichtige Aspekte, erklärt Aila Heck. Die 29-Jährige kommt aus Berlin und hat Melissa zum Seildrehen begleitet. Sie sagt: "Ich glaube, für Stadtkinder ist das Himmelfahrtslager etwas Besonderes." Am Mondsee seien sie die ganze Zeit draußen und können rumtoben. Computer gebe es nicht. Und tatsächlich: Melissa sagt, sie möge das Zelten am liebsten.
Zu Hause in Berlin trifft sich die Gruppe einmal in der Woche, so Aila Heck. Was sie dann unternehmen? Heck zählt auf: im Gelände unterwegs sein, schwimmen, Seilkunde - und Melissa fällt ein, dass sie Ostern Hefebrötchen gebacken haben. Darüber hinaus bilde die christliche Erziehung einen großen Schwerpunkt. Jedes Treffen in Berlin beginne mit einer Andacht, auch in Hohenmölsen gehört sie zum Tag.
Das Himmelfahrtslager hat für jeden einen besonderen Reiz: Jamie Jacobitz (13 Jahre) hat es das Geländespiel angetan, Theresa Hunger (14 Jahre) freut sich, Leute zu treffen, die sie lang nicht gesehen haben. Beide sind aus Cottbus angereist. Der Löbauer Philipp Manuel Saß (13 Jahre) hat Lust, neue Menschen kennen zu lernen. Sein Freund Jonas Gabriel Ohlrich (zwölf Jahre) fand Lagerfeuer und Volleyball klasse. Doch eines betonen alle: Besonders toll sei die Gemeinschaft.