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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Auf letzten Drücker

Von Matthias voss 01.05.2012, 17:41

Weissenfels/MZ. - "Meine Mutter hat mich heute früh ganz aufgeregt angerufen und gesagt: Lydia, hilf mir, mein Fernseher ist schwarz", erzählte am Montag Lydia Will aus Zeitz. Sie sei daraufhin sofort nach Weißenfels gekommen, um mit ihrer Mutter Anett in das Einkaufszentrum Schöne Aussicht zu fahren. Dort konnte den Frauen geholfen werden, denn Mario Herrgoß vom Fachgeschäft Medimax sagte ihr, dass sie ein neues, jetzt digitales Empfangsgerät, einen sogenannten Receiver, für ihre Fernseh-Satellitenschüssel benötigt. Eine Viertelstunde später hatte nach der entsprechenden Beratung Anett Will freudestrahlend das neue Gerät in der Hand.

"Diese Fälle hatten wir in den letzten Wochen reichlich, wir mussten sehr viel beraten und erklären", sagte Herrgoß, Geschäftsführer von Medimax, und sprach damit die Umstellung von analogem auf digitalen Fernsehempfang über Satellit zum 30. April an. "In der Zeit davor haben wir unwahrscheinlich viele neue Geräte, größtenteils sogar Komplett-Fernseher mit eingebautem Receiver verkauft", so Hergoß, der klarstellte, dass sein Unternehmen diesen Umstand nicht ausgenutzt hat. "Klar hat unser Geschäft davon profitiert, aber wir können es uns nicht leisten, deswegen die Preise anzuheben. Ganz im Gegenteil, wir hatten immer wieder Angebote zum Thema in unseren Prospekten gehabt. Dabei war auch immer ein Receiver für rund 30 Euro", erklärte Herrgoß weiter.

Angebote gab es auch reichlich beim Mitbewerber Expert im Heuweg-Center in Weißenfels. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum am Montagmorgen schon um 9 Uhr "eine riesige Schlange" vor der Tür gewesen sei. Bis 10 Uhr haben wir im Akkord Receiver und Fernseher verkauft. Das waren bestimmt 200 Kunden", sagte Christian Hildebrand, Abteilungsleiter bei Expert. Und auch bei ihm gab es zahlreiche unwissende, teilweise sogar verärgerte Kunden. "Die hatten nicht verstanden, warum es die Umstellung gibt. Da mussten wir viel Aufklärungsarbeit leisten, beschwichtigen und erklären, dass das alles seinen Sinn hat. Denn zum Beispiel gibt es mit den neuen Frequenzen 20 hochauflösende Programme völlig frei empfangbar", so Hildebrand.

Einer, den er nicht aufklären musste, war Rainer Holger aus Schkortleben. "Ich bin schon ein ziemlicher Technikfreak, es gibt kaum etwas, was ich in Bezug auf Fernsehen nicht auf dem neusten Stand habe", erzählte der Mann und fachsimpelte ein wenig mit Hildebrand. Er hatte sich eine komplett neue Anlage mit allem Drum und Dran und 55-Zoll-Bildschirm zugelegt. Vergangene Woche schon, am Montag gab es für ihn dann noch einmal einen kleinen Zusatzreceiver für ein Nebengerät. "Insgesamt habe ich fast 2 000 Euro dafür ausgegeben. Das das war es mir wert", sagte der Schkortlebener, der natürlich über eine entsprechende Heimkino-Anlage und Bezahlfernsehen verfügt. Solche Kunden sind ganz nach dem Geschmack von Hildebrand, aber generell gäbe es bei Expert auch was für den kleinen Geldbeutel. So beinhalte der aktuelle Prospekt auch ein günstiges Einsteigergerät für 22 Euro.

Angela Blumenschein vom gleichnamigen Fachgeschäft in der Merseburger Straße der Saalestadt sprach ebenfalls von einer seltenen Situation. "Das war wie ein zweites Weihnachtsgeschäft für uns. Denn im vergangenen Monat haben wir mindestens das Dreifache an Geräten verkauft als sonst", sagte Blumenschein. Doch auch bei ihr seien die Kunden noch am Montag ins Geschäft gekommen und haben auf den letzten Drücker schnell ein neues Gerät gekauft.

"Auch das Telefon geht den ganzen Tag, ich musste wirklich viel erklären", sagte Blumenschein und sprach vor allem von verkauften Vollgeräten. "Gerade die älteren Leute wollen nicht so viele Fernbedienungen auf dem Tisch liegen haben. Die haben dann gleich einen Fernseher mit eingebautem Empfangsgerät gekauft", so die Verkäuferin. Da teilweise ganze Dorfgemeinschaften bei ihr kaufen würden, hätte sie auch Receiver von bis zu 450 Euro in hoher Qualität im Angebot.