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Bundeswehr in Weißenfels Bundeswehr in Weißenfels: Soldatin mit Leib und Seele

Von isabell reinhardt 14.03.2014, 19:03
Angela Riedel
Angela Riedel privat Lizenz

weissenfels/MZ - „Sie können doch nicht mit Ihrem Chef alleine im Zimmer sein“. Ein paar solcher Sätze musste sich Angela Riedel, Hauptfeldwebel und Gleichstellungsbeauftragte der Bundeswehr, in ihrer Anfangszeit als Soldatin anhören. Doch es hat sich viel geändert. Davon erzählte sie Frauen kürzlich im Geleitshaus unter dem Thema „Frau-sein in der Bundeswehr - Chancen und Risiken. Eine Soldatin erzählt aus ihrem Berufsalltag“.

Angefangen hat die heute 53-jährige mit einer Ausbildung als Physiotherapeutin, aber nach der Wende konnte sie diesen Beruf nicht weiter ausüben. Da sie in der Nähe der Kaserne wohnte, kam Riedel schnell mit Soldaten in Kontakt und wurde schließlich von der Bundeswehr angeworben. 1991 trat sie dann in den Sanitätsdienst ein, bei dem sie zu Anfang Aufgaben erledigen musste, die kaum etwas mit ihrer ursprünglichen Ausbildung zu tun hatten. Doch schnell lebte Angela Riedel sich ein und wurde als erste Frau im deutschen Heer zum Hauptfeldwebel ernannt. Kurze Zeit später ist sie als Berufssoldatin übernommen worden und geht nun nach dem Beamtenrecht mit 54 Jahren in den Ruhestand.

Schnell zeigt sich: Hier erzählt eine Frau, die viel erlebt hat und es ganz sicher nicht immer einfach hatte. Als erste Frau in der Stellung des Hauptfeldwebels musste sich Riedel erst einmal durchsetzen. Doch sagt sie ganz klar und deutlich, dass sie damit nie eine Quote erfüllen wollte. „Ich wollte nie als Quotenfrau angesehen werden. Ich habe etwas erreicht, weil ich es kann“, sagt sie. Und es ist glaubhaft. Nicht umsonst ist Riedel heute als Gleichstellungsbeauftragte tätig, deren Aufgabe es ist, Benachteiligungen von Frauen zu vermeiden und Familie und Dienst, so gut es geht, miteinander zu vereinbaren.

"Dümmer bin ich davon ganz bestimmt nicht geworden"

Natürlich sei es am Anfang schwer gewesen, doch durch die Bundeswehr und die verschiedenen Ausbildungen, die sie durchlaufen hat, habe sie ihren Horizont erweitert, könne tätig sein als Krankenpflegerin oder Rettungsassistentin, darf von einem Fahrrad bis zum Lastkraftwagen alles fahren, berichtet sie. „Dümmer bin ich davon ganz bestimmt nicht geworden“, lacht Riedel. Aber es gab auch schwierige Entscheidungen. Die Übernahme als Berufssoldatin geht auch mit dem Risiko einher, ins Ausland stationiert zu werden. Und das war für Riedel eigentlich nie eine Option. Doch hatte sie Glück - während ihrer Laufbahn wurde sie nur bei drei kürzeren Auslandsaufenthalten eingesetzt.

Auf die Frage, wie man Soldatin mit Leib und Seele wird, antwortet Riedel: „Man lernt so viele andere Kameraden kennen, der Zusammenhalt stärkt sehr. Und mit dem ersten Winkel, das Zeichen für ein Aufsteigen in der Ordnung, stieg auch der Stolz, dabei zu sein. Eben nicht, weil man sich dafür beworben hat, sondern weil man durch seine Leistungen vorgeschlagen wurde.“ Und nur auf die kommt es letztendlich auch an. Es ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, sich als Frau beim Bund zu bewerben. Die Anforderungen werden nach Alter gestaffelt und sind so von jedem machbar. Angela Riedel will jungen Frauen Mut machen, diesen nächsten Schritt zu gehen, weil Eignung, Befähigung und Leistung zählen. Und da stehen die Frauen den Männern in nichts nach. Vielmehr bemühen sich manche Frauen sogar mehr als die Männer, weil sie sich beweisen wollen und das wird auch honoriert. Einen Frauenbonus werden die Frauen aber nicht bekommen. Nicht nur bei Kleidung und Aussehen gibt es klare Vorschriften, auch sollten viele Frauen ihre falschen Vorstellungen vergessen, dass der Bund sich vollständig um ihre Kinder kümmert oder sie einfach vom Dienst zurücktreten könnten, sobald sie ein Kind erwarten. Gleichzeitig stellt Riedel aber fest, dass für die Familiensituation bessere Lösungen gefunden werden müssen, deshalb würden auch viele Hoffnungen in die neue Verteidigungsministerin gesetzt.

Für die Zukunft hat Riedel nur einen Wunsch: „Ich möchte überall in Uniform rumlaufen können, ohne angegangen zu werden. Das ist mancherorts leider noch nicht möglich.“ Aber von Diskriminierung innerhalb der Bundeswehr, weil sie eine Frau ist, sei heute nichts mehr zu spüren - und das mache Mut.