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Borauer Carnevalsclub Borauer Carnevalsclub: 40-jähriges Jubiläum mit 40 Paaren

Von Teresa Schneidewind 20.07.2014, 17:22
Nachwuchs beim ersten Festival frecher Füße: Kleine Zappelfüße, tanzen als Fische „Unter dem Meer“ aus dem Disney-Klassiker „Arielle“.
Nachwuchs beim ersten Festival frecher Füße: Kleine Zappelfüße, tanzen als Fische „Unter dem Meer“ aus dem Disney-Klassiker „Arielle“. t. schneidewind Lizenz

borau/MZ - Karneval im Hochsommer! Glitzernde Kostüme, viele gut gelaunte Menschen, schweißgebadete Körper und schwungvolle Rhythmen. Doch irgendetwas stimmt an diesem Bild nicht. Wir befinden uns nicht im Sambodrom in Rio de Janeiro, wir sind Am Anger im Weißenfelser Ortsteil Borau. Illusion zerstört? Nein, im Gegenteil. Denn das, was sich dort Samstagabend im großen weißen Festzelt auf der Wiese neben dem Gemeindesaal abspielte, erinnert schon ein wenig an tropische Karnevalsfeiern á la Rio.

Dieser Abend ist für den Borauer Carnevalsclub (BCC) ein ganz besonderer: Er begeht in diesem Jahr sein 40jähriges Jubiläum. Die Idee zu dieser großen Feier brodelte schon einige Jahre in Initiator Michael Lampe. Seit 1977 ist der Borauer selbst Mitglied des BCC, war bis 2010 insgesamt 25 Jahre lang Präsident der Spaßvereinigung. „In der Session ein solches Jubiläum anzusetzen, hätte keinen Sinn gemacht. Da haben wir einfach zu viele Termine“, sagt er. Lampe war es dann auch, der seit März an der Umsetzung seines Planes arbeitete: alle 40 Prinzenpaare des BCC zu versammeln.

Schnell stellte sich diese Idee als Sisyphus-Arbeit heraus. Einige der ehemaligen Karnevalsprinzessinnen und -prinzen sind kein Paar mehr, einige sind verstorben oder leben nicht mehr in näherer Umgebung. Am Ende gelang es, einen großen Teil zu versammeln.

Mission geglückt

Eröffnet wurde die Jubiläumssause mit dem Einzug aller Prinzenpaare. Von 1975 bis in die heutige Zeit wurden sie einzeln aufgerufen. Das mit knapp 200 Besuchern bis zum Bersten gefüllte Festzelt tobte und war hellauf begeistert. Insbesondere als der Versuch unternommen wurde, sämtliche Paare zu den Klängen von Helene Fischers „Atemlos“ zum gemeinsamen Tanz auf die Bühne zu bringen. Dörte Hoyer und Andreas Sperling hatten den weitesten Anfahrtsweg. Das Prinzenpaar von 1996 wohnt und arbeitet in München (sie) beziehungsweise in der Schweiz (er). Mark und Dana Zeigermann, das Paar von 2 000, sind verheiratet. Sie ist Präsidentin ihres Vereins und Tanztrainerin beim BCC. Ehemann Mark ist an diesem Abend als Tonverantwortlicher viel unterwegs.

Birgit Voigtmann (heute Liedtke), die erste Prinzessin von 1975, stammt aus dem Weißenfelser Ortsteil Langendorf. Ihr Mann, der erste Prinz, ist inzwischen verstorben. Die ganze Familie ist dem Karneval treu geblieben. Tochter Heike war bereits Prinzessin, Enkelin Vanessa tanzt bei den Funken.

Die vielen Karnevalisten ließen sich von einem bunten Programm mitreißen, das bis weit nach Sonnenuntergang andauerte. Kurz vor dem umjubelten Auftritt der in der vergangenen Session gegründeten Tanzgruppe „SPECKtakulär“ steht neben dem Zelt ein als Cowboy verkleideter Thomas Zwingmann. Er ist der Hahn im Korb, der einzige Mann in der Gruppe wohlproportionierter tanzender Damen. Der Weißenfelser fühlt sich wohl in seiner Rolle. Kurz vorher war er bereits der „Daddy Cool“ bei einer Tanzeinlage, nun eben der Westernheld. „Meine Frau, Sandra Braunschweig, ist leidenschaftliche Karnevalistin. Da muss man mitziehen“, sagt erd. Seit 2006 ist er im BCC aktiv und hat nun die privilegierte Stellung bei „SPECKtakulär“. In rosa Showgirlkostümen treten die sieben Frauen auf die Bühne. „Wir sind eben Mädels, die alters- und kleidergrößenmäßig aus den Funkenkostümen herausgewachsen sind“, verkünden sie kurz vorm Auftritt. Die Zuschauer danken mit tobendem Applaus.

Honecker und Lindenberg

Der BCC ist in den letzten 40 Jahren gewachsen. Eine kleine Ausstellung neben dem Festzelt beweist das. Zig Fotos belegen hier die abwechslungsreiche Geschichte des Vereins. Festorganisator Lampe zeigt auf ein besonderes Bild: Eine schwarz-weiße Fotografie aus der ersten Session. Sie zeigt eine kleine Gruppe verkleideter Menschen. „Wenn ich zurückdenke, am Anfang waren wir vielleicht 15 Leute“, sagt Lampe nachdenklich. Schnell schaltet er aber wieder um. Erzählt vom Männerballett, das seit 1996 fester Programmbestandteil ist oder der Rekordsession 1994, als der Verein mehr als 20 Auftritte absolvierte. Für ihn ist die Nachwuchsförderung sehr wichtig. Der Verein soll weiterwachsen, gute Ideen für die Zukunft haben. Mit Begeisterung fügt er hinzu: „Wir sind auch echter Kult. Ich habe einmal als Honecker gemeinsam mit Udo Lindenberg die Mauer eingerissen. David Hasselhof hat dazu sein „Looking for Freedom“ gesungen.“

Die Tanzgruppe „SPECKtakulär“ präsentiert Showdown im Western-Look.
Die Tanzgruppe „SPECKtakulär“ präsentiert Showdown im Western-Look.
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