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Beste Fleischerin in Sachsen-Anhalt Beste Fleischerin in Sachsen-Anhalt: 24-Jährige gewinnt bei Landeswettbewerb

Von Holger Zimmer 16.03.2019, 09:00
Die 24-jährige Lisa Foltys beim Schneiden von Fleisch. Sie ist die Beste ihres Fachs.
Die 24-jährige Lisa Foltys beim Schneiden von Fleisch. Sie ist die Beste ihres Fachs. Anja Worm

Weissenfels - Sie ist eine junge Frau, die bereits Großes erreicht hat: Lisa Foltys ist beste Fleischerin des Landes Sachsen-Anhalt geworden. Nur auf Bundesebene kann sie ihr Können nicht zeigen.

Fleischerin: „Ich wollte in der Nähe bleiben"

Ihr Weg ist wie der vieler Jugendlicher, wenn sich die Schulzeit dem Ende zuneigt: Sie schreiben Bewerbungen und hoffen, dass es irgendwie mit einer Lehre klappt. Damals lebte die jetzt 24-Jährige in Meineweh und ihr erstes Vorstellungsgespräch hatte sie bei der Firma Tönnies. Ihr Notendurchschnitt lag bei 2,5 und im Fleischwerk signalisierten sie, dass man sie gern als Fachkraft für Lebensmitteltechnik einstellen würde.

Sie sagte zu, hatte es zum Beispiel mit der Entnahme von Fleischproben zu tun und musste Fleisch für die Selbstbedienungsabteilungen der Einkaufsmärkte vorbereiten. Warum sie zugesagt hatte? „Ich wollte in der Nähe bleiben und andererseits nicht weiter suchen müssen. Außerdem kam hinzu, dass die Firma mehr Lehrlingslohn zahlte als andere.“

Von der Liebe zum Fleisch zur Liebe zu André

Mit dem Facharbeiterbrief in der Tasche wechselte sie mit einem befristeten Arbeitsvertrag dann dennoch ins Kaufland-Fleischwerk in Meineweh. Sie hatte das verpackte Fleisch mit Etiketten zu bekleben und auch das Mindesthaltbarkeitsdatum zu vermerken. Dort lernte sie André Foltys kennen und lieben (36). Er war zunächst Leiharbeiter, hatte dann eine dritte Ausbildung nach einer Kraftfahrzeug- sowie Maurerlehre in Angriff genommen und wollte Fleischer werden.

Bei einem erfolgreichen Abschluss winkte ihm eine unbefristete Festanstellung, argumentierte er. Ein Ziel, das auch Lisa Foltys reizte, so dass sie seinem Beispiel folgte. Beide heirateten, wohnen in Weißenfels und bauen derzeit ein Haus in Keutschen aus. Das bietet perspektivisch Platz für Kinder und einen kürzeren Weg zur Arbeit.

Viel Ehrgeiz und Kreativität

Die junge Frau sagt, dass es manche nicht besonders gut finden, mit blutigem Fleisch zu tun zu haben. Doch sie trieb auch der Ehrgeiz an, es während ihrer zweiten Ausbildung noch besser zu machen. Und so schlimm sei der Beruf nicht, bekennt die junge Frau. Fleisch zerlegen musste sie auch bei ihrer Prüfung. Außerdem galt es, eine Grillplatte herzustellen und einen Rollbraten samt Pastete und Sülzkotelett zuzubereiten. Da war Kreativität gefragt. „Da hat mich schon angespornt, es als Mädchen den Jungen mal zeigen zu können.“ Dabei habe sie auch Unterstützung von ihrem Mann und dem Ausbilder bekommen.

Sie qualifizierte sich dabei für den Landeswettbewerb. Da ging es auch um das Herstellen eines Hauptgerichts nach einem Rezept. „Da habe ich gezeigt, was ich auf dem Kasten habe.“ Bei fünf Lehrlingen war sie als einzige Frau die Prüfungsbeste. Klar, dass da auch die überraschten Jungs gratuliert haben. Stolz und mit breitem Grinsen habe sie die Glückwünsche entgegengenommen. Nur der Bundeswettbewerb bleibt ihr als Sahnehäubchen versagt.

Beste auf Landesebene, aber nicht Bundesebene

Dafür seien Landesbeste nur aus handwerklichen Fleischerbetrieben, nicht aber aus Industriebetrieben wie dem von Kaufland zugelassen. „Schade, dass solche Unterschiede gemacht werden“, sagt Lisa Foltys. Das habe nichts mit Gleichbehandlung zu tun. Dass sie jetzt eine unbefristete Festanstellung hat, macht sie glücklich. Nun will sie noch einen dreimonatigen Meisterlehrgang absolvieren.

Sie bevorzugt dabei den kürzeren Weg über ein Direktstudium von drei Monaten und wird dafür von ihrem Unternehmen freigestellt. Und bei guten Leistungen finanziert Kaufland sogar Ausbildungskosten.

Trotz der Haussanierung lassen sich Foltys ihre Motorrad-Touren nicht nehmen. Er fährt eine Suzuki, sie eine Honda. Und von ihr stammt auch die Idee im Rahmen der regionalen Gruppe der Motorradvereinigung „Knieschleifer Burgenhighländer“, dem sie angehören, Geld für den spastisch gelähmten Toni Hartung zu sammeln. 333 Euro waren da zusammengekommen und sind inzwischen übergeben worden. (mz)