"Ich Judas" Ben Becker begeistert im Kulturhaus Weißenfels mit "Ich Judas"

Weißenfels - Lang anhaltender Applaus und stehende Ovationen – damit wurde Ben Becker am Sonnabend im Weißenfelser Kulturhaus nach seiner Vorstellung verabschiedet. Er hatte im vollbesetzten Saal das Ein-Personen-Stück „Ich, Judas“ gegeben und die Zuschauer damit gepackt, wie die abschließende Einschätzung zeigt.
Die Weißenfelserin Sylvia Böttcher fand: „Es war eine Leistung, so den Abend durchzuspielen.“ „Außergewöhnlich!“ fand Wilfried Heß das Stück, Lebensgefährtin Karin Kreztschmar sagte: „Ich werde weiter über das Thema nachdenken.“
Ben Becker spielt Judas überzeugend
Das ist keine leichte Kost und verlangt dem Schauspieler mit der tiefen Stimme einiges ab. Und auch die Zuschauer können sich nicht bloß berieseln lassen. Ben Becker spricht über Judas Ischariot, den Verräter Jesu, der ihn – so Becker – „ermordet“ hat. Und er verkörpert ihn. Mit Hilfe von Textstellen aus der Bibel, aus Auszügen aus dem Buch „Judas“ des israelischen Schriftstellers Amos Oz und „Der Fall Judas“ des deutschen Philosophen Walter Jens zeigt er Judas’ Tat aus verschiedenen Blickwinkeln.
Beckers Judas ist ein Mann, der zweifelt und schreit, der seine Tat verteidigt, Gott zürnt, der weint und betet und uns Heutigen Vorwürfe macht. Der 50-Jährige mimt ihn in all seiner Verlorenheit und Verzweiflung. Das erträgt keine Pause mit Ausflug in Alltagsgespräche. Und so erlebten die Zuschauer 100 Minuten hindurch still und gebannt ein philosophisch-ethisches Theaterstück – und große Schauspielspielkunst. (mz)