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Behinderte gehen in der Küche einkaufen

Von Yvette Meinhardt 28.09.2005, 17:46

Halle/MZ. - Schelkau / MZ. Ein Duft von Thymian und Curry kitzelt die Nase, Burkhard Kablau würzt die Hähnchen und legt sie in die Pfanne. In der Schelkauer Küche der Caritas Wohn- und Förderstätte herrscht rege Betriebsamkeit. "Im Sommer haben wir uns allmählich wieder auf Eigenversorgung umgestellt", verrät der neue Leiter der Einrichtung Bernhard Meyer und lädt zu einem Blick in die Küche ein.

Salzkartoffeln brodeln neben dem Geflügel, dazu gibt es Mischgemüse. "58 Portionen werden am Donnerstag zum Mittag benötigt", lässt Koch Kablau wissen. Der Mann kommt aus dem Harz, führt den Küchenbetrieb allmählich auf Hochtouren und lernt die neue Leiterin vor Ort an. Abends werden deutlich mehr Portionen benötigt, weil dann die Bewohner aus ihren Werkstätten oder aus Schulen nach Hause kommen. Dann hat jede Wohngruppe ihren eigenen Warenkorb, Bestellungen werden in der Küche abgegeben und später abgeholt. "Frühstück und Abendbrot bereiten die Gruppen gemeinsam zu, kochen auch mal oder schnippeln den Salat oder backen eine Pizza", erklärt Mayer.

Damit bleibt ein Stück Eigenversorgung und Selbstständigkeit in der Gruppe. Früher gingen die Betreuer selbst einkaufen, heute entfällt dieser Weg. Zuerst gab es jenen Warenkorb täglich, nach ersten Erfahrungen gehen die Bewohner quasi zweimal wöchentlich in die Küche zum Einkaufen. "Auch Extrawünsche sollen künftig möglich sein, beispielsweise eine Torte oder eine Kuchen zum Geburtstag, die wir selber herstellen", steckt der Küchenchef Perspektiven ab.

Natürlich dürfen die Behinderten bei der Zusammenstellung des Speiseplanes mitreden. Auf der Wunschliste ganz oben stehen auch hier Nudeln und Tomatensoße. Freitags gibt es meistens Fisch. Der Koch lüftet ein Geheimnis. "Mein Lieblingsessen ist Gemüseeintopf mit Spätzle, ein Eintopf, der in jedem DDR-Kochbuch zu finden war", so sagt der Mann aus dem Harz. Nach einem Vierteljahr will er zurück in sein eigenes Revier, drei eingespielte Frauen die heimische Küche in Schelkau überlassen.

Die Herdplatten kochen derzeit noch auf Sparflamme. Am Wochenende werden bis zu 100 Essen angerichtet, dabei würde die Kapazität gut und gerne für 200 bis 250 Portionen reichen.